Essen-Kettwig. So einen hatte ich...wahlweise „direkt nach dem Studium“ oder „lange bevor ich dich kennengelernt habe“ oder „damals als ich meine erste Kohle verdient habe“... Oldtimerfans sind Menschen mit Geschichte und Geschichten. Die teilen sie mit ihren Autos. Zum 1. Mai war Kettwig das Mekka. Über 300 „alte Schätzchen“ standen eng aneinander gereiht in den Gassen der Kettwiger Altstadt. Organisator Hans-Peter Briele ist Vorsitzender des Automobil-Club Kettwig und der Macher der Veranstaltung. „Angefangen haben wir mit 50 Autos. Und jetzt wird es langsam eng. Uns fehlen einfach ein paar Straßen...“

Das Treffen hat seinen guten Ruf weg. Zum zweiten Mal ist Olaf Hauf dabei. Mit seinem schwarzen Cadillac deVille, Baujahr 1970. Er hat den Wagen auf dem Marktplatz geparkt. Inmitten der „amerikanischen Fraktion“. Man unterhält sich mit den Nachbarn. Über Ersatzteile, über die Vergangenheit der Autos. „Benzingespräche“ nennt Olaf Hauf das. Er mag die Veranstaltung, weil „Kettwig auf den Beinen ist. Und das Niveau ist cool. Man trifft tolle Leute.“

Standesdünkel gibt es nicht. Da steht der Fiat 500 neben dem Mercedes 300. Und dicht umlagert ist der alte VW-Bus. Da beginnt das Kopfkino. 1960er-Jahre. Die Fahrt mit der gesamten Familie nach Italien. Die große weite Welt entdecken und im und mit dem Auto leben.

Der Märchenbrunnen ist auch an diesem Tag Kettwigs gute Stube. Mittendrin in der lang vermissten Sonne. Ein Platz an langen Tischen. Eine Bratwurst mit Senf und frisch gezapftes Bier von Hajo Arnold und seinem Team. Radler schieben ihre Bikes übers Kopfsteinpflaster. „Habt ihr heute Stadtfest?“ Nein, Oldtimertreffen. Aber das ist auch irgendwie Stadtfest. Weil es passt. Und Kettwig blüht auf. Kein freier Platz mehr in den Straßencafés. Expertengespräche an jeder Ecke. Auf der Bühne sind die „Golden Sixties“ die Band zum Thema. Schon um die Mittagszeit wird getwistet.

Die Herkensdells tuckern mit begeisterten Kindern als Passagiere auf ihren restaurierten Treckern durch die Straßen. Hans-Peter Briele wirkt entspannt. Anders als am Vorabend. Da gab es Ärger mit einigen Parkern auf dem Marktplatz. Längst vergessen. Auch der viele Stress im Vorfeld. Knapp ein Dutzend Helfer hatte er dieses Mal. Eigentlich zu wenig,. aber die „Ruhrtalritter“ aus Vor der Brücke haben mit angepackt. Wie so oft.

Tanja Buchmühlen ist offenbar die einzige Frau mit Oldtimer-Gen. Und eigenem Wagen. Ihr schwarzer Mercedes 180 ist Baujahr 1960. Nach elf Jahren Restaurierung ist der Wagen am Dienstag erst fertig geworden. Punktlandung.

In den Reifen von Wolfgang Bruneckers Buckel-Volvo von 1963 ist schwedische Luft, in der Waschanlage schwedisches Wasser. Alles orginal. Irgendwie schön verrückt.

So einen hätte ich gern... Mein Motto des Tages. Entscheiden kann ich mich nicht. Besonders sind sie alle. Besitzer wie Autos. Und immer eine Geschichte wert.