Essen-Werden. .
Schwer einzuschätzen, ob es nun an dem bevorstehenden Feiertag liegt, dass die Kneipen übermäßig voll sind oder aber an der Tatsache, dass der Dienstagabend der letzte Abend ist, an dem noch mal bei einem frischgezapften Bierchen hemmungslos gequalmt werden darf...
Rainer Lorenz will an diesem 30. April jedenfalls nicht in den Mai tanzen, sondern einfach nur noch mal in den „Tuchmacher Stuben“ an der Heckstraße ein paar Zigaretten in seiner Stammkneipe rauchen.
Ein Kneipenbesuch ohne die Gesundheit zu gefährden
„Für gewöhnlich gehe ich immer nur freitags in die Kneipe, aber heute mache ich eine Ausnahme“, erzählt er und nimmt derweil genüsslich einen Zug an dem Glimmstengel. Als leidenschaftlicher Raucher, das ist klar, sieht er dem Rauchverbot kritisch entgegen. Wie auch Silke Kozjak, die neben ihm an der Theke steht: „Ich habe kein Verständnis dafür. Die Wirte sollten selber entscheiden können, ob bei ihnen geraucht werden darf oder nicht“, empört sie sich. Auch gegenüber an einem Stehtisch diskutiert Tuchmacher Stuben-Wirt Wolfgang Werk mit drei Stammgästen über das Nichtraucherschutzgesetz. Unter ihnen zwei Nichtraucher, ein Raucher. „Zum Glück kann ich zukünftig in eine Kneipe gehen, ohne dabei meine Gesundheit zu gefährden“, sagt Jörg Massenberg, der bis vor 33 Jahren noch selber bis zu 80 Zigaretten am Tag geraucht hat, wie er gesteht. „Außerdem wird meine Frau nun vielleicht öfter mitkommen, die Qualmerei in Kneipen hat sie nämlich bislang davon abgehalten“, fügt Massenberg hinzu und spricht Inhaber Wolfgang Werk damit aus der Seele. Er hat genau diese Hoffnung: „Umsatzeinbußen befürchte ich nicht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass eben genau diejenigen Leute vermehrt ausgehen, die sonst die Raucherkneipen vermieden haben.“ Der einzige Raucher an diesem Tisch interveniert: „In Speiselokalen kann ich es ja noch verstehen, aber in Kneipen nicht“, findet Markus Zimmermann.
Was des einen Freud’, ist bekanntlich des anderen Leid und für manch andere eine Gelegenheit, das Rauchen gänzlich dran zu geben. So wie es die zwei Gäste in der Taberna Mexicana vorhaben. Christof Söhngen und Tarik Dosdogru haben sich bewusst an diesem Abend verabredet, um gemeinsam der Zigarette den Kampf anzusagen. „Das Nichtraucherschutzgesetz nehmen wir zum Anlass, um mit dem Rauchen ganz aufzuhören“, so Christof Söhngen. „Ständig vor die Tür zu gehen, ist ja auch keine Lösung“, sagt er lächelnd. Der Aschenbecher vor ihrem Tisch wird zunehmend voller, die Schachteln immer leerer.
Und wie denkt man in den Domstuben über die rauchfreie Zukunft? „Es ist schon bitter, dass wir so bevormundet werden“, ärgert sich Wirt und Nichtraucher Frank Hahn ein wenig. Aber er sieht es ähnlich wie sein Kollege aus den Tuchmacher Stuben: „Es sind schon Gäste gegangen, weil es sie gestört hat, dass hier geraucht wurde. Die werden demnächst wahrscheinlich kommen. Also wird es sich umsatzmäßig wohl die Waage halten“ hofft er.
Der 1. Mai sei, laut Frank Hahn, jedenfalls gut terminiert, um ein solches Gesetz einzuführen: „Jetzt kommt ja erst einmal der Sommer. Da können die Raucher lange genug üben, wie es ist, nur draußen zu rauchen. Welche Ausmaße das Nichtraucherschutzgesetz hat, wird sich wohl erst in einem halben Jahr zeigen.“