Essen-Kettwig. Architekt zu sein, ist wirklich kein schlechter Beruf. Besonders wenn es um Nachhaltigkeit und Gestaltungsmöglichkeiten geht. Im besten Fall überdauert ein Bauwerk mehrere Jahrhunderte - und im allerbesten Fall hat es nicht nur Zeitgenossen gefallen, sondern gefällt auch immer noch den nachfolgenden Generationen.

Hans Kirchner ist Architekt. Vor vier Jahren ist er mit seinem Team von der Straße Am Stadtbad an die Hauptstraße gezogen. Und eine weitere Veränderung stand vor wenigen Monaten an. Aus dem Architekten-Duo Kirchner & Holle wurde Anfang Januar Kirchner Architektur. 13 Jahre hatte die berufliche Partnerschaft zwischen Hans Kirchner und Achim Holle gedauert - „dann muss man sich irgendwann fragen, wie groß die Schnittmenge noch ist. Verfolgen wir beide noch die gleichen Ziele“, sagt Hans Kirchner. Nun setzen sie ihre Arbeit getrennt fort. Achim Holle in seinem Büro in Schuir.

Und Hans Kirchner in Kettwig. Dieser Standort ist ihm wichtig, weil er hier zu Hause ist, und „weil ich hier meine Ambitionen noch verstärken will “. Dazu gehört auch, dass er sich als Projektentwickler noch mehr positionieren möchte. Außerdem ist er seit sieben Jahren als Sachverständiger im Einsatz.

Hans Kirchner möchte sich auch

als Projektentwickler positionieren

Einer seiner Schwerpunkte ist der Umgang mit historischer Bausub-stanz - „dazu braucht man ein sensibles Händchen“. Nicht kaputt planen, sondern für Harmonie sorgen, aber nicht vergessen, dass man mittlerweile im 21. Jahrhundert lebt. Der 58-Jährige hat ein festes Team von vier Mitarbeitern und greift im Bedarfsfall auf eine Gruppe von freien Architekten zurück.

Einige der Projekte: „Kirschbaum“ an der Hauptstraße, „Parlament“ an der Ruhrstraße, Umbau, Sanierung und Erweiterung von Jagdhaus Schellenberg, Bau eines Mehrfamilienhauses im Meistersweg, das Haus im Haus an der Ruhrtalstraße, ein Mehrfamilienhaus am Mühlengraben, zahlreiche Objekte im Schmachtenbergsviertel - und jetzt die Rathaus-Arkaden.

Dort, wo das Traditions-Möbelhaus Egemann derzeit zum Ausverkauf bittet, wird im Sommer mit dem umfassenden Umbau begonnen. Doch schon jetzt sind alle Einheiten verkauft, ein Großteil der künftigen Wohnungen stehen zur Vermietung an. Bis Mitte 2014 soll alles fertig sein. Die Arkarden und Erker werden künftig die Optik beherrschen. „Das Gebäude hat ein Stahlbetonskelett, und wenn dort entkernt ist, haben wir gestalterisch alle Freiheiten“, sagt Hans Kirchner. Schon jetzt bittet er um Verständnis, „dass der Parkstreifen vor dem Gebäude während der Bauzeit nicht zur Verfügung stehen wird“.

Für Kettwig wünscht er sich eine „stetige Auseinandersetzung mit der historischen Substanz. Und man sollte die Altbauten auf den aktuellen Stand bringen. Besonders die Bauten aus den 1960er Jahren sind vielfach nicht mehr das, was am Markt gewünscht wird“.

Und wie der Markt tickt, weiß kaum einer besser als seine Frau Monica. Sie ist seit zehn Jahren als Maklerin erfolgreich im Essener Süden unterwegs und führt gemeinsam mit Sabine Mahlstedt eine Immobilienagentur in Bredeney.

Positiv sieht Hans Kirchner die generelle Entwicklung des Immobilienmarktes im Stadtteil: „Das wird Kettwig nachhaltig beeinflussen. Es gibt keinen Stadtteil in Essen, der so viel Qualität aufweist. Die Lage am Wasser, die Altstadt, die Infrastruktur. Nur der Fluglärm hat uns im Ranking nach unten gezogen.“

Und der Privatmann Hans Kirchner? Der spielt leidenschaftlich gern Tennis, ist Vorsitzender der KTG, die als direkte Nachbarin vom Ten Brinke-Projekt „Ruhrbogen“ profitiert. Kirchner: „Wir stehen in gutem Kontakt. Im Verein stehen die notwendigen Modernisierungen an. Wir werden auch energetisch etwas tun.

Und er kocht gern. Wohl auch ziemlich gut, denn „es gibt wenig Widerspruch“. Außerdem mag er es, „mittendrin zu wohnen“. Er lebt mit seiner Frau in der ehemaligen Schule am Meistersweg. „Ich liebe es, viele Dinge zu Fuß machen zu können.“

Die Affinität zu Architektur und Immobilien haben die Kirchners übrigens vererbt. Der älteste Sohn Marius (22) studiert im vierten Semester - selbstverständlich Architektur. Freiwillig, versteht sich.