Essen-Kettwig. Es war ein Abgesang auf Raten. Mit dem nunmehr 37. Programm und nach 48 Jahren sollte eine Ära zuende gehen, die Kettwig und dem Theodor-Heuss-Gymnasium über die vielen Jahrzehnte äußerst gut zu Gesicht stand und für großes Ansehen gesorgt hatte. Doch das Aus für das Schüler-Kabarettensemble „Die Kettwichte“ war eigentlich eine klare Sache...,

...wenn da nicht dieser denkwürdige Abend im Januar 2012 gewesen wäre. Der damalige Abiturjahrgang des Theodor-Heuss-Gymnasiums hatte eingeladen. Wer wollte und konnte, präsentierte auf der Bühne sein Talent. Dabei war auch Marco Geiger. Der damals 17-Jährige las einen Text vor. Seinen eigenen Text. Um „Mannzipation“ ging es. Er will beileibe nicht dick auftragen, aber „den Leuten hat das total gut gefallen“. Hast du noch mehr davon? Diese Frage erfreute.

Ein denkwürdiger Abend

Und weil er selbst „Kettwicht“ war, sich schon ewig fürs Kabarett interessierte und in der Schublade so einige Texte liegen, wagte er den Schritt, bot sich als neuer Leiter der „Kettwichte“ an.

Mit Wohlwollen nahm THG-Direktor Thomas Doepner diese Entwicklung zur Kenntnis. Und in Christian Reindl, Lehrer am Kettwiger Gymnasium, hat Marco Geiger einen kompetenten Partner gefunden. Auch Monika Kleinholz, die in den vergangenen Jahren das Ensemble führte, „war begeistert, als ich sie angesprochen, von meinen Plänen erzählte habe“, sagt der heute 19-Jährige. „Ich bin damals wegen der Kettwichte aufs THG gegangen. Viele aus meiner Stufe haben auch so reagiert.“

Von diesen Plänen gibt es viele. „Wir wollen die Kettwichte wieder zu altem Glanz führen.“ Zurück zu den Zeiten, als die Schülerinnen und Schüler mit dem Gründer Ernst König und später mit Hans Buring an allen deutschen Spielstätten von gutem Ruf gastierten und oft durchs europäische Ausland tourten. Das THG ist mittlerweile Europaschule, und Marco Geiger kommt aus dem Schwärmen nicht heraus, wenn er an die vielen Möglichkeiten denkt.

Das Image des Kabaretts will er verändern, entstauben und es auch jungen Leuten zugänglicher machen. Seine Einstellung zum Thema Comedians ist eindeutig - „da wollen wir dagegen halten“. Textlastig wird das erste Programm wohl werden, ein bisschen politisch, aber „auch nah dran am Alltag, denn meine Texte entstehen immer aus Situationen, die mir passiert sind“.

Am kreativsten ist Marco Geiger übrigens zwischen drei und fünf Uhr in der Nacht. Schreiben, etwas schlafen, dann ab zur Uni. Er lebt in Ratingen, liebt Kettwig und studiert in Düsseldorf Medien- und Kommunikationsmanagement.

Das Kabarett ist ein Ausgleich

Und dann noch die „Kettwichte“? „Das ist Ausgleich für mich. Eng wird es nur in Klausurphasen.“ Rumhängen ist nicht. Wenn Zeit da ist, verbringt er sie mit seiner Freundin.

Zu unserem Gespräch ist er am Mittwoch direkt nach der Generalprobe gekommen. Zufrieden wirkt er. Und kein bisschen nervös. Obwohl er heute mit den künftigen „Kettwichten“ den ersten Auftritt haben wird (siehe Infokasten). „Das ist mein erstes Mal“, sagt er und lacht. „Aber ich habe keine Angst, sondern sehe diese Aufgabe eher als eine große Chance.“

Und wie sieht es mit seinen Vorbildern aus? Da wird ganz klar Jochen Malmsheimer auf Platz eins gesetzt. Der Wortkünstler und gute Beobachter.

Übrigens: Das erste Programm der neuen „Kettwichte“ ist zu 70 Prozent fertig,. Der Termin für die Premiere steht. Am Freitag, 13. September 2013.