Essen-Werden. Wenn Fred Feuerstein, Superman, Prinzessin Lillifee, Clowns, Hexen, Indianer, Zauberer und unzählige weitere kostümierte und nicht kostümierte närrische Menschen gemeinsam durch die Straßen des Stadtteils ziehen, dann kann es sich bei diesem Zusammentreffen eigentlich nur um den traditionellen Bollerwagenumzug handeln.

Das Dorf steht Kopf - um 11.11 Uhr setzt sich der närrische Lindwurm an der Ecke Heckstraße/Dückerstraße in Bewegung und zieht mit Pauken, Trompeten und den Werdener Spielmannszügen durch die Gassen. Nun dürfte es auch den letzten Langschläfer aus den Federn gerissen haben. Kamelle fliegen durch die Gegend, Kinder reißen die Hände zum Himmel, und Petrus schickt Sonnenstrahlen herunter.

Die Sorgen des Stadtteils nimmt an diesem heiteren Tag niemand wirklich ernst. Über Probleme wie Parkplatznot, die Grüne Harfe oder fehlende Kita-Plätze im Stadtteil wird gelacht und geschmunzelt, die Teilnehmer des Umzugs wissen die Themen gekonnt amüsant auf die Schüppe zu nehmen. Selbst die Scha(ra)vane zieht lustig weiter und fragt auf ihrem Plakat, wer wohl der nächste Doktor ohne Titel ist.

Das Kundtun von Unmut, Ärger und Missbehagen ist im Karneval kein Novum, ein bisschen Spaß muss eben sein . . . Und spätestens als Werdens jüngster Karnevalsverein, die KG Gesichts11, die Gassen mit ihrer Liebesbotschaft an 45239 unsicher macht, sind die Probleme sowieso vergessen. Hier wird Lokalpatriotismus groß geschrieben, und alle ziehen mit.

Natürlich dürfen da auch Eugen Giepen und Klaus Pelizaeus - Eugen & Akkordmalocher - nicht fehlen. Ihre Texte kennt offensichtlich jeder, der nach dem Bollerwagenumzug am Rathausplatz steht und nach oben zum Balkon schaut – und das sind hunderte. Die beiden Stimmungsmacher und gebürtigen Werdener bringen Songs wie „Glück auf“, „Ruhrgebiet“ oder das „Grawestroot-Leed“ (Grafenstraßen-Lied). „Ein Auftritt in Werden ist für uns ein Heimspiel. Immer wieder schön, weil man viele ehemalige Nachbarn oder Klassenkameraden wiedersieht“, sagt Klaus Pelizaeus.

Zwischen ihren Songs machen die beiden Platz fürs Essener Kinderprinzenpaar Carina I. und Fabian II. sowie für das Essener Stadtprinzenpaar, Katja I. und Marc I., das - ausgestattet mit coolen Sonnenbrillen - zum Ohrwurm „Gangnam Style“ den Balkon rockt.

Moderiert wird der Vormittag von einer gutgelaunten Monika Reich-Püttmann, der stellvertretenden Vorsitzenden des Heimatvereins Werden, und einem ebenso fröhlichen Peter Gabka von der KG Lindenbeck, die sich über den tollen Ablauf, das perfekte Wetter und die zufriedenen Besucher freuen, aber für die auch ein weiterer Aspekt an diesem Tag eine Rolle spielt: „Uns liegt besonders der gute Zweck am Herzen“, so Reich-Püttmann. „Kinder unterstützen, denen es nicht so gut geht und den jungen Leuten das Brauchtum Karneval auf eine positive Art und Weise näher bringen“, erklärt Gabka. Traditionsgemäß wurde auch in diesem Jahr beim Bollerwagenumzug wieder für den Essener Kinderschutzbund gesammelt.