Essen-Werden. Es war das Jahr, in dem in Deutschland das Farbfernsehen an den Start ging, die Beatles ihr Album „Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ veröffentlichten und der Rockstar Elvis Presley seine Frau Priscilla heiratete. 1967 war außerdem das Jahr, in dem Johannes Lelgemann von seinem Vater – ebenfalls Johannes Lelgemann - die freie Werkstatt an der Velberter Straße 88 übernahm, wo einst Autos der Marke Opel verkauft wurden. Drei Jahre nach der Übernahme, also 1970, wurde aus der freien Werkstatt ein Renault-Vertrieb. Warum Renault? „Die Marke hat es mir einfach angetan. Mein erstes Auto war ein Renault 14V“, erinnert sich Lelgemann.

Ein Auto für 2950 Mark

Lang, lang ist das alles her; damals kostete ein Renault RV Standard auch noch 2950 Mark. „Heute muss man so viel Geld manchmal für Reparaturen bezahlen“, so der Kfz-Mechaniker, der 1965 seinen Meister machte. Und apropos Preise: „Damals kostete ein Liter Benzin 54 Pfennig“, berichtet Lelgemann und erzählt von der einstigen Shell-Tankstelle, die 1952 an der Velberter Straße 88 eröffnet wurde. Aus Shell wurde 1988 Elf, zuletzt war es dann eine Total-Tankstelle.

Jetzt aber ist Schluss für die Tankstelle und auch für Johannes Lelgemann. Mit 72 Jahren geht der Kfz-Meister in den wohlverdienten Ruhestand und blickt zurück auf 45 Jahre, die er mit ölverschmierten Händen im Werkzeug-Kittel zwischen Motorreparaturen und Reifenwechsel verbrachte.

Tag ein, Tag aus begann der Arbeitstag morgens um 6 Uhr – über fünf Jahrzehnte. Höhen und Tiefen gehörten zur Berufslaufbahn, aber „alles in allem war es eine schöne Zeit“, resümiert Lelgemann. Und so sieht er dem Ruhestand auch irgendwie ein bisschen kritisch entgegen: „Ich war eben 55 Jahre lang jeden Tag unter Leuten. Das wird sich jetzt ändern.“ Dennoch hat er aber auch genaue Vorstellungen davon, was er künftig mit seiner freien Zeit anfangen wird: „Mein großes Hobby ist die Geflügelzucht. Wir haben Hühner und Tauben, um die ich mich ja jetzt verstärkt kümmern kann“, so der 72-Jährige. Und auch Frau Christa, die sich der Buchhaltung des Betriebes widmete, weiß, womit sie zukünftig ihre Zeit verbringen wird: „Töpfern und Malen. Das habe ich als junge Frau schon gerne gemacht. Jetzt werde ich endlich wieder Zeit dafür haben. Außerdem haben wir einen großen Garten, der viel Arbeit in Anspruch nimmt.“

Das Ehepaar zieht sich also zurückk, Christa Lelgemann wird noch bis Ende des Jahres ein wenig aushelfen, aber Johannes Lelgemann hat eigentlich nicht vor, weiterhin in den Betrieb zu kommen. „Das habe ich mir zumindest vorgenommen. Allerdings wohnen wir nur wenige Meter von dem Gelände entfernt. Da werde ich wohl zwangsläufig noch mal hier vorbei schauen.“ Vielleicht auch, um seinem Sohn „Hallo“ zu sagen, denn Junior Thomas Lelgemann wird den Betrieb, der jetzt zwar an Renault Boden verkauft wurde, unter dem Namen „Lelgemann“ als Geschäftsführer weiter leiten. Thomas Lelgemann betritt damit kein Neuland, arbeitet er doch schon seit 14 Jahren in dem Autohaus. Ebenso wie auf ihn, treffen alte und treue Kunden zukünftig auch auf das übrige, bekannte Personal, das von der Firma Boden übernommen wurde.

Ein bisschen wird sich aber dennoch ändern: „Wir bauen um und werden größer und moderner“, so Thomas Lelgemann über die Zukunft des Hauses, in dem demnächst neben Renaults auch Autos der Marke Dacia verkauft werden.