Essen-Kettwig. Es wird Kettwigs umfangreichstes Bauvorhaben: Knapp 200 Wohneinheiten entstehen auf dem ehemaligen Markmann&Moll-Gelände zwischen Leinpfad und S-Bahngleisen. Am Dienstag stand eine Teiländerung des seit 2004 gültigen Bebauungsplans auf der Tagesordnung der BV-Sitzung. Sie wird notwendig, weil in einem Teilbereich aus einer Mischnutzung reine Wohnbebauung werden soll.

Und unisono gab’s von den Fraktionen viel Beifall für das kooperative Verhalten des neuen Eigentümers und Bauherrn Ten Brinke. Vertreter des niederländischen Unternehmens waren zur Sitzung in den Kettwiger Ratssaal gekommen - und sie hörten ungewöhnlich viel Lob.

Bauland zu Parkraum

Denn bereits im Vorfeld hatten sie den Kontakt nicht nur zur Politik gesucht, sondern sich auch mit KTG und KRG immer wieder ausgetauscht. Auf einen Nenner sei man im Laufe der Verhandlungen gekommen und habe von Ten Brinke viel Entgegenkommen erfahren. So hat z.B. die Tennisgesellschaft einen neuen Parkplatz bekommen. Und für die KRG, die bekanntermaßen mehrmals im Jahr große Events veranstaltet, werden im B-Plan zwei Baugrundstücke in öffentlichen Parkraum umgewandelt. Dort finden 150 Fahrzeuge Platz - genügend Raum für die großen Hänger mit den Booten, wenn wieder einmal ein Herbst-Cup oder eine Kinder- und Jugendregatta ansteht.

Dazu Eva Fendel vom städtischen Planungsamt: „Wir haben schon vor Jahren einen Feldversuch unternommen. Es wird also auch bei der Anfahrt zum KTG-Gelände keine Probleme geben. Es sind genug Zuwegungen da - und die sind auch breit genug.“

„Einen Dank an den Investor“ sprach auch Daniel Behmenburg von der SPD-Fraktion aus, und Susanne Berger von den Bündnisgrünen „ist superglücklich über die Art und Weise, wie die Gespräche im Vorfeld verlaufen sind“.

Von einem „Meilenstein für Kettwig“ sprach Kettwigs CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt. Die LEG als damaliger Eigentümer „habe 11 Millionen Euro durch Untätigkeit abgeschrieben - doch jetzt wird etwas passieren“. Und auf jeden Fall „werden die Kettwiger von dem Projekt „Ruhrbogen“ profitieren. „Insgesamt entstehen an Ruhr- und Stauseeufer in den kommenden Jahren 360 Wohneinheiten. Das hat Auswirkungen auf die Situation der Kindergärten und der Schulen. Und auch der Einzelhandel wird Nutznießer sein. Das ist für Kettwig ein großer Schluck aus der Pulle“, sagt Guntmar Kipphardt. Gerade für die KRG freue er sich irrsinnig, aber bei der Planung sei Ten Brinke auch darüberhinaus noch sehr entgegenkommend gewesen. Ein großer Spielplatz in der Mitte des Geländes mit einer Sichtachse zur Ruhr sei vorgesehen, und man baue weniger, als es der B-Plan zuließe. Allerdings mahnte der CDU-Poltiker an, dass „in der ersten Baureihe die Firsthöhe von 7,60 Metern nicht überschritten werden sollte. Und auch die Zweigeschossigkeit ohne Satteldach sollte dort Maßstab bleiben“.

Da der Weichenbaubetrieb Markmann&Moll u.a. mit Holzschutzmitteln gearbeitet hat, spielte auch das Thema Sanierung eine große Rolle. Rolf Braun vom Umweltamt der Stadt: „Der Sanierungsplan aus 2003 muss modifizert werden. Noch in diesem Sommer wurden neue Untersuchungen durchgeführt - Sondierungen, Schürfe, Vermessungen. Wir warten das Ergebnis dieser Gutachten ab. Der sanierungsplan wird auf jeden Fall eher fertig sein als der B-Plan.“

Dass es in Sachen Verkehr in Stoßzeiten zu Engpässen bei der Ausfahrt von der Güterstraße auf die Ruhrtalstraße kommen werde, sah auch Planerin Eva Fendel. Auf Nachfrage von Bezirksbürgermeister Michael Bonmann, warum vor dem Scheidtschen Gelände an der Ringstraße eine zusätzliche Ampel geplant sei und bei diesem Projekt nicht, erinnerte sie an das Gutachten aus 2003: „Ich glaube, dass zurecht auf eine weitere Signalisierung verzichtet werden kann. Aber auch das kann man anpassen.“