Essen-Werden. Wenn Frank Hahn vom Still-Leben Werden 2012 erzählt, läuft im Kopfkino gleich ein Film in Überlänge ab. Mit Szenen, in denen viele kreative Menschen zu sehen sind, an einem quirligen Tag, mit Lachen und Sonne, mit der Ruhr, mit Gemeinsamkeit.
Es ist ein Blick in die ganz nahe Zukunft. Bereits am 26. August will der Initiatior, Ideengeber und Chef der Werdener Gaststätte Domstuben mit „Still-Leben 2012“, dem Kulturfest an der Ruhrpromenade, eine Plattform verschaffen.
Die größte Hürde ist genommen, die Genehmigung erteilt. Gemeinsam mit Bezirksbürgermeister Michael Bonmann und mit Ruhr2010-Macher Oliver Scheytt stellte er das Projekt jetzt vor. Angelehnt ist es an das legendäre Still-Leben auf der A40 im Kulturhauptstadtjahr. Doch es wird eine deutlich eigene Identität haben. Oliver Scheytt, der lange in Werden gewohnt hat, und dessen Eltern immer noch in der Abteistadt leben, begrüßt die Initiative, und er ist sicher, „dass die Werdener das auch stemmen werden. Bei solch einer Veranstaltung kann ausgelebt werden, was den Ruhri ausmacht“.
Und dabei denkt der Professor für Kulturpolitik und kulturelle Infrastruktur an das enorme kreative Potenzial, dass in den Menschen der Region steckt.
Darauf setzt auch Frank Hahn. Wenn alles so wird, wie er es sich vorstellt, dann reihen sich am 26. August 300 Tisch aneinander - von der Laupendahler Landstraße/Ecke Hohensteigweg bis zum Ruhrufer in Höhe der Brehminsel. Auf einer Länge von 600 Metern „wird jeder Tisch eine kleine Bühne sein“. Ob dort gesteppt oder gestrickt wird, gemalt oder gesungen, ob Gedichte vorgelesen werden oder Blockflöte gespielt wird - der Fantasie wird im Wortsinn freier Lauf gelassen. Und das von 11 bis 21 Uhr.
Für Bezirksbürgermeister Michael Bonmann wird der 26. August auch ein Tag, „an dem die Werdener feiern können, dass die lange Baustellenzeit endlich vorbei ist. Werden ist der erste Stadtteil, der versucht, das Still-Leben aufleben zu lassen. Ich bin optimistisch, dass das auch gelingt. Werdens Vereine werden sich sicherlich beteiligen“.
Der Bürger- und Heimatverein tut das auf jeden Fall, will das Still-Leben mit einem Lichterfest auf der Ruhr bereichern. Die 2. Vorsitzende Monika Reich: „Das wird sicherlich ein netter und guter Abschluss der Veranstaltung.“
Übrigens: Unter der Werdener Brücke wird es eine zentrale Bühne geben - Beiträge aus den Bereichen Musik und Tanz sind herzlich willkommen. Silvia Schöne, die sich um diesen Bereich kümmert, weiß, „dass sich schon mehrere Interessenten gemeldet haben. Zum Beispiel eine Musikgruppe aus dem Kamillushaus“.
Offen ist die Veranstaltung für Jedermann - ob Werdener, Kettwiger oder Bredeneyer. Ob Verein, Hausgemeinschaft, Handballteam, Strickklub oder Stammtisch - einzige Voraussitzung: Am Tisch muss es einen kreativen Beitrag geben.
Natürlich braucht Frank Hahn Helfer. Die Zeit drängt, in gut drei Monaten wird das Still-Leben Werden 2012 über die Bühne gehen. Gemeinsame Sache machen - das funktioniert in der Abteistadt. Darauf kann er setzen. „Das Ganze ist eine Non-Profit-Geschichte, die sich nur mit den Erlösen der Tischverkäufe und den Sponsorengeldern finanzieren lässt. Da ist natürlich jede Hand willkommen, die mit anfasst.“
Zum geplanten Standort gratuliert Oliver Scheytt: „Die Lage an der Ruhr hat eine besondere Qualität, die viel zu lange vernachlässigt wurde. Die Stadt erkennt die eigenen Stärken nicht. Werden ist eine Perle - auch in Sachen Tourismus. Und jetzt gibt der Stadtteil noch einmal so richtig Gas...“
Was eine solche Veranstaltung bewirken und welche Nachhaltigkeit sie haben kann, weiß der Ruhr2010-Geschäftsführer genau. Oliver Scheytt: „Seit 2009 ist die Zahl der Übernachtungsgäste in Essen um 28 Prozent gestiegen. Und der Doppeldeckerbus, der eigentlich nur im Kulturhauptstadtjahr fahren sollte, ist immer noch unterwegs.“ Werden freut sich auf die Besucher. 10 000 werden am 26. August erwartet.