Essen-Werden. Es ist die Never Ending Story schlechthin: die Baustellen-Situation in Werden. Die Arbeiten an der Gustav-Heinemann-Brücke am Ortseingang sind noch immer nicht abgeschlossen, und auch im Stadtteil selbst bestimmen Bagger und Baustellen-Absperrungen seit unzähligen Monaten das Bild. Doch so langsam ist Land in Sicht.

Die Baustelle wandert die Abteistraße entlang; kürzlich ist sie am Ludgerus-Brunnen angekommen. Hier wird der letzte Bauabschnitt der Kanalarbeiten durchgeführt.

Dorota Nalepa, Inhaberin der Änderungsschneiderei und Reinigung „Dress-Fit“, hat die Baustelle nun direkt vor ihrer Eingangstür. Der Blick aus ihrem Fenster fällt auf ein tiefes Loch - nur noch abgetrennt durch einen, wie Nalepa bemängelt, viel zu engen Gehweg. „Mit einem Kinderwagen wird es da schon schwierig“, beobachtete die Inhaberin in den letzten Tagen. Die Kunden bekämen zudem keine Parkplätze, die Lieferanten könnten nicht vor dem Geschäft halten, und persönlich fühle sich Nalepa vor allem von dem ganzen Dreck und dem Lärm gestört.

Ihre Angestellte stimmt ihr zu: „Wenn draußen gearbeitet wird, versteht man manchmal sein eigenes Wort nicht mehr.“ Klagen oder jammern möchte Nalepa aber nicht. „Es ist halt eine Baustelle.“ So nimmt sie die Situation recht gelassen, aber hofft natürlich, dass die Arbeiten, so schnell es geht, erledigt sein werden.

Ein paar Meter weiter, im Klemensborn, ist die Situation etwas gravierender. Seit über einem Jahr ist das First-Reisebüro fast abgeschnitten von der Außenwelt, wie es Verkaufsbüroleiterin Cornelia Oertel beschreibt: „Die Kunden haben keine Chance, zu uns zu kommen.“ Genau da, wo früher Parkplätze vor der Tür waren, parken nun die Bagger und Bauwagen. Die Straße ist seit März 2011 für den Verkehr gesperrt, was sich schon seit längerer Zeit negativ auf den Umsatz des Reisebüros auswirkt.

Umsatzeinbußen konnte auch Uwe Zanthoff in seinem Metzgereigeschäft Mirbach beklagen. Besonders schlimm sei die Zeit gewesen, als die Parkplätze nicht nur im Klemensborn, sondern auch an der Abteistraße wegfielen.

Damals konnte Zanthoff einen Umsatzrückgang von 20 Prozent verzeichnen. Die Konsequenz: Der Einsatz von Teilzeitkräften wurde zurückgeschraubt. Jetzt, wo die knapp 25 Parkplätze an der Abteistraße wieder zur Verfügung stehen, läuft’s aber langsam wieder besser in der Fleischerei.

Ein Stückchen weiter unten Richtung Ortseingang machte Claudia Soller ähnliche Erfahrungen. „Ganz schlimm war es, als die Baustelle direkt vor unserer Tür war. Zu der Zeit hatte ich deutliche Umsatzeinbußen“, erinnert sich die Inhaberin des Blumengeschäfts „Blumen Werden“.

Die Zeit wäre nicht leicht gewesen, doch mittlerweile sei zum Glück wieder „alles super“, berichtet die Floristin. Derzeit profitiere sie sogar von der Haltestelle, die nur wenige Meter von ihrem Geschäft entfernt liegt. „Viele Leute nutzen die Wartezeit für einen kurzen Besuch in unserem Laden“, freut sich Soller.

Die Bushaltestelle also als Abfangstation für Kunden? In der Lotto-Annahmestelle an der Abteistraße funktioniert das Prinzip ebenfalls. „Die Leute fallen sozusagen aus dem Bus in unseren Laden“, berichtet die Angestellte Christel Kremer. Negative Auswirkungen oder Umsatzeinbußen hätte es hier jedenfalls nicht gegeben.

Gute Neuigkeiten gibt es auch von der Heckstraße zu berichten: Die Kanalbauarbeiten sind abgeschlossen; die Parkplätze stehen den Autofahrern wieder zur Verfügung. Anfang Juli wird die Straße erneut knapp eine Woche gesperrt, damit der Straßenbelag erneuert werden kann.