Essen-Werden. Spaß an der Bewegung mag man keinem der gut 400 Grundschulkinder absprechen, die in den Gängen und Kabinen der Sporthalle Löwental ihrem großen Auftritt entgegensehen. Wenn nur das Lampenfieber nicht wäre! „Tja, das gehört eben dazu“, sagt Organisator Michael Schwarz trocken. „Es ist auch ein Lernziel, sich seiner Aufregung in der Gruppe zu stellen und damit fertig zu werden.“
Und dann noch vor dieser riesigen Zuschauerkulisse. Eltern, Großeltern, Geschwister und Mitschüler füllen die steilen Ränge und werden Augenzeugen beeindruckender Choreographien, wie der der Werdener Ludgerusschule. „Königin der Farben“ nennt sich das Stück und es ist ein Jammer, dass die hochmotivierten Kinder, die sich sogar zu Pyramiden formieren, nur einen Ausschnitt zeigen können. Denn bei zehn teilnehmenden Schulen erlaubt der straffe Zeitplan nur magere fünf Minuten pro Darbietung.
Selbst Schwarz, der das Tanzfest seit fast 20 Jahren betreut, ist beeindruckt von der erzählerischen Kraft des Stücks und den akrobatischen Leistungen der jungen Tänzer. Was ihm besonders auffällt: „Die Jungen sind wirklich auf dem Vormarsch.“
Jungen sind auf dem Vormarsch
Tanz sei bis vor einiger Zeit eine reine Mädchenangelegenheit gewesen. Dass sich das langsam ändert, sei auf die Einführung des offenen Ganztags zurückzuführen. „Ich habe sehr viele engagierte Mitarbeiter erlebt, die Arbeitsgemeinschaften anbieten, von denen sich auch Jungen angesprochen fühlen. Wir verzeichnen dort einen ganz enormen Zuwachs.“
Tanz scheint sich aus seinem Nischendasein im Schulsport langsam aber sicher zu verabschieden. Die Disziplin zählt zu einem der neun so genannten Bewegungsprofile. „Tanz hat es nie leicht, denn Tanz ist kein Selbstläufer wie zum Beispiel Fußball“, so die Einschätzung des Lehrer an der Nikolausschule in Stoppenberg. „Bis ein getanztes Bühnenstück entwickelt und einstudiert ist, können Monate vergehen.“ Und weil es eben sehr viel Vorbereitungszeit beansprucht, werde das Fach häufig nicht stringent verfolgt, so die Beobachtung des Beraters für Schulsport beim Essener Schulamt. Nun, daran scheint sich langsam aber sicher etwas zu ändern.
Nach frenetischem Applaus für jede Aufführung haben es die Grundschüler aus dem Essener Süden hinter sich. Glücklich schauen sie drein, der eine oder andere ist auch richtig groggy.
Ihre Altersgenossen aus den nördlichen Stadtteilen haben das Abenteuer Tanzfest noch vor sich. Ihr großer Auftritt in der Sporthalle an der Friedrich-Lange-Straße musste wegen des Streiks im öffentlichen Dienst in der vergangenen Woche auf den 16. Mai verschoben werden.