Essen-Kettwig. „Neu einladen und Feierabend für heute.“ Günter Knoch vom Schwimmverein Kettwig 07 lag in der Liga der Frustrierten gar nicht soweit entfernt von den anderen Anwesenden bei der Jahreshauptversammlung des Kettwiger Sportverbands.

Denn dessen Vorsitzender Heinz Willi Luhnen konnte zu Beginn der Veranstaltung im Vereinsheim der Kanuten am Promenadenweg nur nüchtern konstatieren, dass die satzungsgemäße nötige Anzahl an Stimmen von 50 Prozent der 14 im Dachverband organisierten Vereine nicht erreicht wurde.

Dann saß man aber doch noch gut eineinhalb Stunden beieinander, leckte seine Wunden, haderte aber vor allem mit seinem Schicksal.

Neben dem gastgebenden KSC und dem TVK 1886 hatten nur die Schwimmer sowie der KTV 1870 und die Angler des ASV Ruhrstolz Vertreter entsandt. Der eine oder andere hatte nicht übel Lust, den Sportverband sofort aufzulösen - aber nicht einmal das durfte die kleine Schar gemäß ihrer Statuten beschließen.

„Wahrscheinlich brauchen wir dieses Ding hier nicht“, meint Knoch. „Die Abwesenheit anderer Vereine stellt eine fehlende Anerkennung jener Leute dar, die sich engagieren“, so Fabian Wagner von Ruhrstolz.

Heinz Willi Luhnen, der vor gut zwei Jahren den Vorsitz des KSV übernommen hatte, gesteht seine Ratlosigkeit offen ein. Es gelte doch, an einem Strang zu ziehen, bei der Sanierung des Hallenbads, der Aufwertung der Sportanlage an der Ruhrtal-straße.

Aber viele Clubs gehen dem Sportverband von der Fahne. Der FSV ist längst nicht mehr dabei. Jüngst trat auch die Kettwiger Tennisgesellschaft (KTG) aus. Hinzu komme ein eklatanter Rückgang bei Neuanmeldungen bzw. im Jugendbereich. „Der einzige Mitgliedsverein des KSV mit Zuwachs spielt Baseball.“ Die Goose Necks durften im letzen Jahr zwei neue, junge Mitglieder begrüßen.

Überall sonst sieht es eher düster aus: Ein Rückgang von gut zwölf Prozent ist zu verzeichnen, im Jugendbereich fällt die Bilanz mit minus 17,4 Prozent noch negativer aus. Der KSV versuchte, diesem Trend entgegen zu wirken. Für die Förderung der Jugendarbeit ging ein Großteil der Ausschüttungen aus dem Topf der Mitgliedsbeiträge drauf, alles in allem etwa 4300 Euro.

Umso bedauerlicher findet auch KTV-Sportwart Horst Littmann den mangelnden Zuspruch zur Jahreshauptversammlung des Kettwiger Dachverbands. „Wir müssen doch mit einer Stimme sprechen. Wenn jeder in seinem eigenen Bötchen eine andere Richtung einschlägt, kriegen wir arge Probleme.“

An Baustellen mangelt es nicht. Was mit dem Lernschwimmbecken der Schmachtenbergschule geschieht, hätte man an diesem Abend gerne diskutiert. Das selbe gilt fürs Schwimmbad im Teelbruch inklusive der darunter liegenden Sporthalle. Vom Zustand der Anlagen an der Ruhrtalstraße ganz zu schweigen.

Es scheint an Solidarität unter Kettwigs Sportvereinen zu mangeln. Veranstaltungen wie Sportlerball oder die Leistungsschau „Sport ohne Grenzen“ auf dem Gelände des Freibads kann sich Helma Winkelhardt unter den derzeitigen Bedingungen nicht vorstellen. „Die Premieren waren immer super, aber schon beim zweiten Mal ließen Interesse und Beteiligung deutlich nach“, erinnerte sich die TVK-Vorsitzende.

Wenn sich nicht bald mehr Mitstreiter finden, dürfte der KSV Geschichte sein, jene Institution, die sich mit der Eingemeindung nach Essen gegründet hatte, um einen Teil der Kettwiger Autonomie zu erhalten. „Vielleicht ist die Luft raus nach all diesen Jahren“, vermutet Helma Winkelhardt.

Dem kleinen Kreis der Vereinsvertreter blieb dann letztendlich nichts anderes übrig, als sich zu vertagen. Der Kettwiger Sportverband nimmt voraussichtlich am 25. April einen neuen Anlauf, um 19.30 Uhr, wieder im Vereinsheim der Kanuten am Promenadenweg 98. Dann würde Luhnen noch einmal für den Vorsitz kandidieren. Oder die Abwicklung des KSV in Angriff nehmen.