Werden. .

Mit den Preußen hat Werden in seiner Geschichte nicht viel Freude erlebt. Doch ein gemeinsamer großer Erfolg hat viel Ärger wieder gutgemacht: Das 1763 in Kraft gesetzte General-Landschul-Reglement, die allgemeine Schulpflicht. Ein einfacher Lehrer aus Werden, Johann Julius Hecker, der in Halle studierte und wissenschaftlich bereits aufhorchen ließ, hatte es nach seinen idealen schulreformerischen Plänen erarbeitet – und Friedrich der Große genehmigte es ohne Abstriche oder Einwände.

Bereits zuvor, 1747, hatte Hecker die „Mathematisch-ökonomische Realschule“ erfunden, für Jungen und Mädchen gemeinsam, worauf der Alte Fritz ihn 1750 zum Direktor der Schulen und zum Oberkonsistorialrat ernannte. Weil der König „die geniale Begabung erkannte“. Er ließ Hecker weitgehend freie Hand. Der Werdener Lehrer, er war auch evangelischer Pfarrer und Prediger, hatte sogar das Recht zum freien Zugang beim König; ein einzigartiges Privileg.

Wenn am 24. Januar des 300. Geburtstages von Friedrich II. gedacht wird, lebt zugleich die Erinnerung an seinen Schulreformer wieder auf – vor allem in Werden, aber auch in Berlin-Kiöpenick, wo man 1898 ein Hecker-Denkmal aufstellte. Hecker war 1768 verstorben.

Es dauerte bis 1886, dass Werden den großen Sohn ehrte und einem kleinen Platz seinen Namen gab. Eine Hecker-Schule musste man nicht errichten, denn die gab es bereits seit langem; Vater und Großvater von Johann Julius waren hier Lehrer und Rektor, und da zu damaligen Zeiten die Lehrer Wohnrecht in der Schule hatten, wurde Johann Julius 1707 in der Schule geboren. Das Haus stand dicht neben dem heutigen kleinen grünen Park zwischen Propsteistraße und Gasse Haus Fuhr, wo jetzt eine Tafel Auskunft gibt über das Leben und Wirken Heckers. Diese Tafel und die Renovierung der Grünanlage ist seit zwölf Jahren engagierten Bürgern sowie dem Bürger- und Heimatverein, Historischem Verein Werden , Kulturgemeinde und der Evangelischen Kirche zu danken.

Zu danken hat Werden auch zwei Pädagoginnen der Hecker-Schule. Diana Bergenthal schrieb die Geschichte dieser bemerkenswerten Schule und ihres Namensgebers, mit Präzision und Humor. Die jetzt pensionierte Rektorin vergaß auch nicht zu bemerken, dass 1620 der Schulmeister Markisen In den Ruhestand geschickt wurde „mit einem Thaler Pension“. Immerhin habe 1881 der „Zweite Lehrer“ (es gab drei an der evangelischen Volksschule) einen Anstellungsvertrag bekommen mit 1.350 Mark im Jahr.

Im Laufe der Jahrhunderte zog die Hecker-Schule immer wieder um in Neubauten; zuletzt am 2. Juli 1986 von der Joseph-Breuer-Straße in die Urbachstraße. Die Kinder zogen damals in einer Prozession mit Luftballons zum neuen Schulhaus, ihre Tornister wurden alle auf einen Kleinlaster geladen und zogen mit.

Heute besuchen rund 130 Jungen und Mädchen die Hecker-Schule, geleitet von Corinna Seibring. Wie alle geschichtlich interessierten Werdener ärgert sie sich gelegentlich, wenn sie feststellen muss, dass viele Bürger über den Namen Hecker nichts mehr wissen. In der Schule hält sie ständig Informations-Material bereit, das ihr aber offenbar nicht eben aus der Hand gerissen wird.

Als das Reporter-Team jetzt einen ehemaligen Hecker-Schüler fragte, welche Bedeutung er dem Namen Hecker beimisst, antwortete er: „Das ist doch der Architekt, der die Schule gebaut hat“.

Im übertragenen Sinn war er allerdings wirklich en Baumeister .Er errichtete ein geistiges Schulgebäude, das Vorbild wurde, von Preußen aus für das ganze Reich und die angrenzenden europäischen Staaten. Es wirkt noch heute.