Essen-Werden. Der zweite Anlauf soll gelingen. Frank Hahn, Wirt der Domstuben, strotzt vor Optimismus. „Ich bin guten Mutes, dass wir das Projekt gestemmt bekommen.“ Bei dem Projekt handelt es sich um eine Neuauflage des „Still-Lebens“, das mit einer Ruhr-Revue aus Kunst, Kultur, Sport und bürgerschaftlichem Engagement im Kulturhauptstadt-Jahr drei Millionen Besucher auf die gesperrte A 40 lockte.

In solchen Dimensionen kann Hahn nicht planen. Sein Fest der Kulturen soll sich am Sonntag, 26. August, in Werden abspielen. Und von hier erwartet der Gastronom nun zündende Ideen, originelle Einfälle und Mitstreiter mit Durchhaltevermögen.

Vor einem Jahr trat Hahn mit seinem Vorschlag erstmals an die Öffentlichkeit. „Die Resonanz war vielversprechend“, erinnert er sich. „Die Menschen waren begeistert, dass sich Werden einen Tag lang kulturell und gesellschaftlich vorstellen kann.“

Rückmeldungen trudelten ein, von Künstlern und Musikern, Vereinen und Initiativen. Allein, der Alltag machte dem Ansinnen einen dicken Strich durch die Rechnung. Karl-Heinz Speder, dem Verwaltungsbeauftragten der Bezirksvertretung, fiel damals die undankbare Aufgabe zu, von der Kultur-Meile zwischen Gymnasium und Laupendahler Landstraße abzuraten. „Durch die Kanalbaumaßnahmen ist eine Umsetzung in diesem Jahr weder sinnvoll noch realistisch.“ Aber Speder gab auch Anlass zur Hoffnung: „2012 ist die Lage deutlich entspannter.“ Hahn versprach daraufhin: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Nun hält er Wort. Schließlich dürfte Werden bis zum anvisierten Termin aus dem Gröbsten heraus sein. Die Gustav-Heinemann-Brücke soll bis Ende März baustellenfrei, die Kanalsanierung im Ortskern vor den Sommerferien abgeschlossen sein.

Leichte Bedenken, was einen reibungslosen Verlauf angeht, hegt Peter Volkmer, der für den Bürger- und Heimatverein das Projekt „Werden ans Wasser“ verantwortlich betreut. „Im Grunde liegen keine umfangreichen Arbeiten an. Aber ich bin mir nicht sicher, ob bis Ende August alles fertig sein wird.“ Volkmer möchte im Hinblick auf die Veranstaltung, die er für eine sehr sympathische Initiative hält, „ein bisschen Druck machen“, damit keine Absperrungen die Kultur-Meile am Flussufer unterbrechen.

Die Route stellen sich Hahn und Honacker nämlich in etwa so vor: In Innenstadtnähe, auf Höhe der Brehminsel steht die erste von drei oder vier Bühnen. Daran schließt sich, dem Heyerstrang folgend, ein „Band der Ideen“ an, bestehend aus Biertisch-Garnituren, unterbrochen von Verpflegungsständen, das sich unter der Brücke bis zur Laupendahler Landstraße erstreckt. „In Richtung Kettwig sind keine Grenzen gesetzt“, scherzt der Gastronom. Für realistisch hält er einen Endpunkt in Höhe von Haus Hohenstein. Hier könnte die letzte Veranstaltungsplattform ein Stopp-Signal setzen. Das Gros der Strecke wird mit vermieteten Tischen und Bänken abgedeckt. Sie bieten jeweils acht Erwachsenen Platz, vor allem aber die Möglichkeit, Kultur und Vereinsleben vorzustellen. Hahn. „Die interessanteste Kultur kommt immer von der Straße.“

Keine Mobilspur

Anders als auf der A 40 weist Werdens Still-Leben keine Mobilspur auf. Radfahrer müssen absteigen. Als Parkplätze für die Drahtesel bieten sich die beiden Schulhöfe des Gymnasiums an.

„Ich bin in den letzten Monaten von vielen Menschen immer wieder angesprochen worden“, sagt der Werdener. „Es galt, einige Detailfragen zu klären, wir wollten beispielsweise nicht in Konkurrenz zu anderen großen Ereignissen in der Umgebung geraten.“

Der Werdener Veranstaltungstechniker Tobias Honacker ist auch wieder mit an Bord. Ab dem 17. Januar geht es im Rahmen eines ersten Vorbereitungstreffens erst einmal ums Organisatorische (siehe Kasten).

Ulrich Kromer, Vorsitzender des Sportverbunds Werden-Ruhr, möchte sich den Informationsabend nicht entgehen lassen. „Ich werde unsere Mitgliedsvereine zuvor ansprechen. Ich kann mir vorstellen, dass sich das Still-Leben gut eignet, um auf uns aufmerksam zu machen.“

Rücksprache mit seinen Kinder- und Jugendgruppen wird Vinzent Graw, Kaplan der Ludgerus-Gemeinde, halten. „Das Ganze hört sich nach einer netten Idee an. Vielleicht können wir einen Beitrag leisten.“

Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant der Ruhr2010, nennt er den „Vater des Still-Lebens“, der stets forderte: „Diese Idee darf nicht sterben.“ Deshalb hätte ihn Hahn gern als Schirmherrn eingespannt. „Im letzten Jahr bekamen wir leider keine Antwort auf unsere Einladung. Aber wir bleiben auf jeden Fall hartnäckig und versuchen es noch einmal.“