Vor der Brücke. .

Kinder schaffen sich ihre ganz eigene Welt. Mit Kreativität und zudem immer mit einer beneidenswert großen Portion Fantasie. Als die Baugrube für die neue Turnhalle der Kita St. Joseph gerade erst ausgehoben war, stand ein Junge am Fenster, schaute sich das Loch an und stellte mit Bestimmtheit fest: „So. Die Turnhalle ist fertig.“

War sie damals natürlich noch lange nicht. Aber jetzt ist sie es. In der Einrichtigung an der Heiligenhauser Straße, die in Trägerschaft der Kinder- und Jugendhilfe St. Peter geführt wird, wurde in den vergangenen Monaten kräftig umgebaut und außerdem ordentlich erweitert. Von 150 auf 300 Quadratmeter.

Mehr Platz für künftig weniger Kinder. Heike Kappert, Leiterin der Kitas St. Joseph und St. Matthias, erklärt: „Wir steigen jetzt in die U3-Betreuung ein. Während derzeit 50 Kinder unsere Einrichtung besuchen, werden wir dann auf 45 senken, denn die Betreuung der Kleinen stellt erhöhte Ansprüche an unsere Mitarbeiter.“ Und die erweiterte U3-Betreuung ist von der Politik ausdrücklich gewollt und wird auch finanziell umfangreich gefördert.

Allerdings wird derzeit nur jedes sechste Kind unter drei Jahren in einer Kita oder von einer Tagesmutter betreut. Bereits 2013 muss Nordrhein-Westfalen für jedes dritte Kind einen Betreuungsplatz anbieten können - kein leicht umzusetzendes Ziel.

In die Kita St. Matthias, die ebenfalls von Heike Kappert geleitet wird, gehen Zweijährige bereits seit 2005. Viele Erfahrungen konnte sie in den vergangenen Jahren sammeln. Fortbildungen standen auch für die Mitarbeiter der Kita St. Joseph an. Für Trägervertreter und Kinderheimleiter Ralf Kuhlmann ist es bei der U3-Betreuung besonders wichtig, „ein gesundes Mittelmaß zwischen Zuwendung und Professionalität zu finden“.

Nach dem Umbau ist man in St. Joseph auf die neue Situation bestens vorbereitet. Es gibt einen neuen, hellen Bewegungsraum, einen Wickeltisch im Sanitärbereich, eine neue Küche - mit viel Liebe ist die Einrichtung ausgebaut und umgestaltet worden. Viele Eltern wollen ihren Nachwuchs dort anmelden, wollen das ihre Kinder die Glühwürmchen- oder die Seepferdchengruppe besuchen. Doch nach wie vor sind Kita-Plätze in Kettwig Mangelware, beschränkt sich das Engagement der Stadt auf ein Angebot im Kettwiger Rathaus. Diese „Notgruppe“ soll dreijährigen Kindern, die keinen Kita-Platz bekommen haben, eine Übergangsmöglichkeit schaffen, bis ein Kindergartenplatz für sie frei wird.

Das könnte künftig allerdings noch weitaus schwieriger werden, denn „in St. Joseph können wir, da wir nun U3-Kinder aufnehmen, nur noch zehn Plätze für Ältere anbieten. Das wird bei den Eltern nicht für Begeisterung sorgen“, weiß Heike Kappert.

Auf dem Gelände der Kita St. Joseph wird derweil kräftig gearbeitet. „Ein großer Sandkasten war uns besonders wichtig“, sagt Ralf Kuhlmann. Und im Frühjahr wird dort noch mehr passieren. Der Naturgarten wird auf Vordermann gebracht und Wasserstellen werden angelegt.

Die Zeit des Umbaus war zumindest für die Kinder spannend. „Wir haben vieles improvisieren müssen, haben mit Notlösungen gearbeitet, aber es hat dann letztendlich gut funktioniert“, sagt Heike Kappert. Viel wurde nach dem offiziellen Feierabend erledigt, und auch an so manchem Samstag rückten die Arbeiter an. „Gut, dass Kinder so flexibel sind. Sie haben die Baustelle wie ein großes Erlebnisfeld erfahren und fanden das alles ziemlich aufregend“, weiß die erfahrene Erzieherin.

Alles gut? Nicht wirklich. „Auch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, denn der Bedarf an U3-Plätzen ist weiterhin enorm hoch und die Schwierigkeiten, in die die Eltern geraten, die keinen Kita-Platz bekommen, sind groß.“