Essener Süden. .
Der Bezirk IX bleibt weiter ohne Kinderbeauftragten. Der von den Fraktionen der SPD, FDP, der Grünen und dem Linken Einzelvertreter vorgeschlagene Detlef Symanski erreichte nicht die nötige Mehrheit in der Bezirksvertretung. Vor der Abstimmung ereignete sich allerdings ein politisches Schauspiel, das weder in die besinnliche Vorweihnachtszeit noch ins bislang vertraute Bild eines Gremiums passen mag, das mindestens zwei Drittel seiner Beschlüsse einstimmig trifft. Zudem fügte es der achtzehnmonatigen Posse um die Vakanz des Kinderbeauftragten eine weitere Pointe hinzu.
Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann unternahm zu Beginn der immer heftiger ausgetragenen Debatte einen Erklärungsversuch. „Der von der FDP eingebrachte Dringlichkeitsantrag über die Wahl war als solcher nicht zu erkennen.“ Grund: BV-Mitglied Rainer Wild hatte nicht das vorgesehene Formular verwendet. Zudem sei Bonmann der Wortlaut des Papiers erst am Vorabend der Sitzung bekannt geworden. Das Ansinnen komme völlig überraschend, meinte Patrick Widmaier, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten. Derlei Einwände wollte niemand außerhalb der CDU gelten lassen. Susanne Berger (Grüne): „In der Frage des Kinderbeauftragten besteht akuter Handlungsbedarf. Wir wissen, dass ein Teil der Kinderspielplätze auf dem Prüfstand steht.“ Deshalb sei dringend geboten „die Kuh noch in diesem Jahr vom Eis zu holen“. Zur Erinnerung: Im September hatte die CDU einen weiteren Anlauf genommen und den Jugendbeauftragten Michael Nellessen, der übrigens gestern als Nachfolger für Fabian Schrumpf in die BV nachrückte, auch zum Anwalt für die Kinder wählen lassen wollen. Doch ihr Antrag wurde vertagt.
Die BV unterbrach ihre Sitzung, um Detlef Symanski die Gelegenheit für eine Stellungnahme einzuräumen. Der 46-Jährige aus Fischlaken stellte sich als engagierter Vater von Zwillingen vor. Als Vorsitzender von Elternbeirat und Förderverein des Kindergartens St. Kamillus habe er Einblicke ins Metier gewonnen. „Der bauliche Zustand der Einrichtungen, denen wir unsere Kinder anvertrauen, entspricht dem Stand der 1970-er Jahre“, meinte der selbstständige Unternehmensberater. Derzeit ist er in der Elternschaft des Werdener Kindergartens „Lummerland“ an der Forstmannstraße aktiv.
Die CDU, die größte BV-Fraktion, meldete Beratungsbedarf an und bat darum, die Abstimmung in die erste Sitzung 2012 zu vertagen. Dieses Ansinnen lehnten die Urheber des Antrags jedoch ab. Hanslothar Kranz, beratendes BV-Mitglied und seit 1975 ununterbrochen im Plenum vertreten: „So etwas habe ich noch nicht erlebt. Es ist oberste demokratische Gepflogenheit, sich nicht gegen Beratungsbedarf einer Fraktion auszusprechen.“ Eine Gepflogenheit, mit der man Probleme immer wieder aufschieben könne, mutmaßte Gerald Janke (Linke). Dr. Frank Roeser (parteilos): „Hier geht es nicht mehr um die Sache, sondern um das Scheitern der schwarz-gelben Mehrheit.“ Nach tumultartigen Wortgefechten dann die Abstimmung. Acht Ja-, neun Neinstimmen, die Sozialdemokraten Ute König und Harald Neef enthielten sich. Detlef Symanski ist nicht Kinderbeauftragter der BV IX. „Was sich hier und heute abgespielt hat, ist ein Drama“, so ein sichtlich mitgenommener Bezirksbürgermeister. Daniel Behmenburg, Fraktionschef der SPD und einer der Initiatoren des Vorgangs, gestand ein: „Eine Sternstunde für die BV war das nicht.“
Detlef Symanski nennt den Verlauf der Sitzung eine „Farce“, die er aber nicht persönlich nehme. „Ich werde im Januar wieder antreten“, kündigte er an. Allzu viel mag er sich davon aber nicht versprechen. „In dieser BV existiert nur sehr wenig Gespür für die Belange von Kindern. Ich wäre erleichtert, daran etwas ändern zu können.“