Essen-Werden. „Die Pop-Akademie kommt. Aber Werden als Heimat scheidet aus.“ Medien-Unternehmer und Musik-Dozent Dieter Gorny bestätigt einen Besichtigungstermin im Rathaus am Werdener Markt. „Das war schon ganz schnuckelig, aber der Standort ist für unsere Anforderungen nicht geeignet.“ Das Lastenheft für die Immobilie zählt etliche Punkte auf, die das Rathaus nicht erfüllt: Lehrtätigkeit und Präsentationsmöglichkeiten hätten große Probleme bereitet. „Aus Rücksicht auf die anderen Nutzer wäre ein enormer Bedarf an Schallisolierung und Dämmmaterial entstanden“, erläutert Gorny. „Schließlich muss Musik gemacht werden können.“
Derzeit beherbergt die Immobilie an zentraler Stelle zwei private Mieter, eine Außenstelle des Jugendamts und die Stadtteilbibliothek. Außerdem stehen der Arbeiterwohlfahrt und den Fraktionen der Bezirksvertretung Räume zur Verfügung.
Egal, ob der neue Nutzer als Mieter der Stadt oder Eigentümer eingezogen wäre, den notwendigen Aufwand muss man sich immens vorstellen. Also an anderer Stelle. Dortmund war im Gespräch, auch Hagen. Auf jeden Fall brauche der Standort ein „spannendes Umfeld“, wie der klassisch ausgebildete Musiker sagt.
Aber in welcher Form? „Vor Beginn des nächsten Jahres hören sie dazu nichts von mir.“ Gorny ist mit seinen Partnern, der Folkwang-Universität, dem Landesbildungsministerium und den Sponsoren, konzeptionell weitgehend einig. „Sie werden verstehen, dass wir ungern Trommeln schlagen, bevor nicht alles in trockenen Tüchern ist“, so der 58-Jährige.
2012 aber wird es soweit sein, da ist er sich ganz sicher. „Weil seit der Ankündigung schon so viel Zeit vergangen ist, kriegen wir ständig Probleme. Folkwang-Rektor Kurt Mehnert und ich werden ständig angehauen. Und dann kriegen wir zu hören: „Na, wird wohl nix mit eurer Akademie?“ Aber, beteuert Gorny, das Fundament stehe: Struktur, Fächer, Studiengänge, Abschlüsse - alles geklärt. Und von Seiten der Politik hätte man sich vom Planungsbeginn an überzeugt gezeigt.
Junge Musiker im Pott auf den künstlerischen Arbeitsmarkt vorzubereiten, das konnte sich eine große Mehr heit in der RVR-Verbandsversammlung schon im Februar 2009 sehr gut vorstellen. Das Ruhrgebiet sei ohnehin bereits eine Metropole der Pop-Musik und verdiene einen großen Schritt in Richtung Professionalisierung. Lediglich die FDP goss Wasser in den Wein. Der Liberale Thomas Nückel sprach von „einer netten Idee mit zweifelhaften Erfolgsausssichten“. Die Industrie- und Handelskammern hingegen sahen fast ausschließlich positive Aspekte. Die Pop-Akademie aus Ausbildungs- und Netzwerkzentrum werde von der Kreativwirtschaft und Musikverlegern einhellig begrüßt, wenn nicht sogar gefordert.