Essen-Werden. „Die Freizeitmöglichkeiten des kleinen Mannes liegen mir am Herzen.“ Norbert Kleinhückelkoten, erster Vorsitzender des Essener Camping-Dachverbands, zitiert Oberbürgermeister Paß und schickt hinterher: „Der muss ein kleines Herz haben.“

Im voll besetzten Vereinsheim des Platzes im Löwental erinnert der Wortführer der Opposition gegen die Zweitwohnungssteuer an Wahlversprechen. „SPD und Bürgerbündnis haben angekündigt, diesem Unfug ein Ende zu bereiten. Seit zwei Jahren warten wir drauf.“

Landtagsabgeordneter Dieter Hilser und Rainer Marschan, Vorsitzender seiner Ratsfraktion, treffen verspätet ein. Aber die Sozialdemokraten bringen gute Nachrichten für die widerständigen Camper mit. „Wir arbeiten einen Antrag für die November-Sitzung des Rates aus“, kündigt Marschan an. Applaus brandet auf unter den gut 80 Anwesenden. „Aber wir müssen eine Mehrheit finden.“ Nun setzt ein allgemeines Raunen ein. „Wir wollen nicht schon wieder abgespeist werden“, stellt Kleinhückelkoten klar. „Bitte lasst uns nicht allein!“

Kompetenzfrage

Er erinnerte an Debatten, die sich um die Kompetenzfrage drehten. Stadt und Land hätten sich gegenseitig den Schwarzen Peter zugeschoben. Dieter Hilser: „Es gibt keine andere Vorgabe, als die, dass die Städte über die Erhebung einer Zweitwohnungssteuer frei entscheiden können.“ Das habe ihm Justizminister Thomas Kutschaty ausdrücklich versichert. In der zuweilen hitzigen Debatte listen die Betroffenen ein lange Liste an Ungereimtheiten und Ungerechtigkeiten auf. Ein Campingwagen sei nicht mit einer Wohnung zu vergleichen, da er nicht als dauerhafter Lebensmittelpunkt tauge, lautet eines der Argumente. Ein anderes: Für Caravans muss neben der Kfz- auch Zweitwohnungssteuer entrichtet werden. Ein Unding, wie die Versammlung findet.

Dem pflichten Hilser und Marschan bei, gießen aber Wasser in den Wein - denn „bei Abschaffung der Steuer wird die Bezirksregierung Kompensation verlangen“. Schließlich stehe Essen unter Haushaltsaufsicht.