Essen-Werden. Marihuanaschwaden schwängern die Luft, alle tragen rot-gelb-grüne Strickmützen und sind der festen Überzeugung, im nächsten Jahr in Jamaika aufzutreten. Es lebe die Plattitüde! Von wegen - mit derlei Rastafari-Gedöns sollte man Adam, René, Marius und Lion besser nicht kommen.
„Auf Dope würde ich total scheiße klingen“, ist Adam, der Sänger und Gitarrist der „One Love Rockers“ überzeugt. „Nee, im Ernst, uns geht es um Reggae als Musik und Lebensgefühl. Der ganze andere Mist interessiert uns nicht.“
Ganz bewusst setzt sich das Quartett zwischen alle Stühle. In Essens lebendiger Reggae-Szene sind sie eine einmalige Erscheinung. „Einer meinte mal, wir sähen aus wie eine Schülerband“, sagt Keyboarder René. Die Vier dankten für die Anregung und wählten für ihre Homepage ein Layout irgendwo zwischen Freundschaftsalbum und Aufsatzheft. Bandfarben: Himmelblau und Rot. „Wer uns nicht kennt, dem binden wir nicht gleich auf die Nase, dass wir so’n Zeug aus der Karibik machen“, sagt René. In Werden mischen die „One Love Rockers“ Pop, Ska und Jazz in ihre Songs. Nicht so heftig, dass man sich an eine Police-Covercombo erinnert fühlte, aber doch in mehr als homöopathischen Dosen.
Joseph „Blue“ Grant, nicht die kleinste Nummer im internationalen Reggae-Zirkus, immerhin hat er schon mit Bob Marley gejammt, kam nach einem der ersten Auftritte auf die Jungs zu. „Er hat gestaunt, als wir ihm sagten, dass wir erst seit kurzem zusammenspielen“, erinnert sich René. „Und gesagt, er würde gern mit uns arbeiten.“ Ritterschlag!
Ihren Sound beschreiben die Vier mit Probenkeller an der Ruhrtalstraße gegenüber dem Alta Vita als entspannt, aber mit fettem, rhythmischem Unterbau. „Drummer Lion und Bassist Marius sind unser Traktorenmotor“, scherzt Adam. Auf das mal fette, mal knackige Wummern legen sie tricky Gitarrenriffs und mollgetönte Orgelakkorde.
Obwohl erst seit gut acht Monaten beisammen, gelingt ihnen ein überzeugender Ensembleklang mit ausschließlich selbst geschriebenem Material. Es stammt von René und Adam, die sich bei der Band „El Cañamo“ über den Weg gelaufen sind. „Da haben wir auch schon Reggae gespielt, aber mit üppigeren Arrangements und Bläsersatz“, erzählt Adam. Die beiden gingen in Klausur, komponierten und texteten, mischten und produzierten Demos. Das funktionierte ausgezeichnet. Wohl auch, weil sich die Temperamente des Autorenduos bestens ergänzen. Der Mann am Keyboard studiert Tontechnik und frickelt gern an Soundfiles herum. Der aus Polen stammende Gitarrist sorgt fürs Karibik-Feeling.
Wo sich die Band in zwei, drei Jahren sieht? Nun, ein Auftritt beim Ruhr Reggae Summer in Mülheim sollte auf jeden Fall drin sein. Danach gern auch größere Festivals: Sun Splash, Summer Jam ... Und Adam hegt einen besonderen Traum: „Ich höre zu Hause einen jamaikanischen Radiosender, der nur Reggae spielt. Da will ich rein.“