Essen-Werden. „Ich kann Eltern nur ermutigen, ihren Kindern einen selbstständigen Schulweg zu ermöglichen.“ Manfred Erlemann, seit 1993 Leiter der Ludgerusschule an der Kellerstraße, sieht der Ankunft von 56 I-Dötzchen durchaus mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits sehnt er „das herzerfrischende Bild herbei, das Jungen und Mädchen zu Fuß mit Schultüten bieten“, andererseits kennt er die Realität nur zu genau.

Eltern, in der Regel sind es Mütter, kutschieren ihren Nachwuchs morgens bis an die Schwelle. Am Nachmittag wird es meist prekärer. Kinder sehen das wartende Auto und stürzen über die Straße, ohne sich nach links und rechts umzublicken. Erlemann kann sich nur wundern, dass bislang niemand zu Schaden kam.

Eltern als Gefahrenquelle

Gegen 16 Uhr, wenn der offene Ganztag endet, den mittlerweile fast die Hälfte aller Ludgerusschüler besuchen, ist die Kellerstraße häufig völlig blockiert. Sogar Linienbusse bleiben stecken. „Unsere Schulpflegschaft hat sich der Parkprobleme angenommen“, sagt Erlemann. „Ich selbst habe bei der jüngsten Info-Veranstaltung vor der Einschulung an die Eltern appelliert, am Porthofplatz oder bei Edeka zu parken und ihre Kinder den Rest des Wegs zu Fuß gehen zu lassen.“ Eine Zumutung sei das nicht. Das Gegenteil treffe zu. „Irgendwann muss jeder selbstständig im Straßenverkehr zurecht kommen. Einen kurzen Schulweg halte ich für absolut notwendig.“

Dieser sei gar nicht so gefährlich, wie viele Eltern denken mögen. Vor der Ludgerusschule ist ein deutlich markierter Zebrastreifen eingerichtet, der zusätzliche Sicherheit garantiert. Als Risikoquelle habe sich das Verhalten sorgsamer Eltern entpuppt. „Wir haben mit der Polizei eine Geschwindigkeitsmessung durchgeführt“, sagt Erlemann. „Mit dem höchsten Tempo fuhr ausgerechnet die Mutter eines unserer Schüler.“

Der viel zitierte Ernst des Lebens beginnt heute für insgesamt 175 ABC-Schützen an den Grundschulen in Werden, Fischlaken und Heidhausen. Die Grundschule an der Jacobsallee (39) und die Heckerschule (27) verzeichneten leichte Zuwächse bei den Anmeldezahlen.

Lediglich die Fischlaker Schule nimmt in diesem Jahr mit 54 Mädchen und Jungen vier Kinder weniger auf als im vergangenen Schuljahr.