Essen-Werden. Abt Bernhard von Wevelinghoven sei Dank: Auf sein Gelübde aus dem Jahr 1128 geht der Brauch zurück, an jedem ersten Septemberwochenende das „Fest der Umtragung der Gebeine des Heiligen Liudger“ zu feiern. Bei aller Tradition ist diese Erinnerung an Werdens Gründer, den Missionar der Friesen und Sachsen, natürlich einem steten Wandel unterworfen. Und der geht in Richtung Ökumene.
So feiern Christen beider Bekenntnisse nicht nur den Eröffnungsgottesdienst, in dessen Rahmen der Schrein aus der Krypta erhoben und vor dem Altar aufgestellt wird, am Freitag, 2. September, ab 20 Uhr in der Propsteikirche gemeinsam. Ihn leitet in diesem Jahr der evangelische Stadtsuperintendent Irmenfried Mundt.
Auch die sonntägliche Prozession nach dem Pontifikalamt, das um 10 Uhr in der Basilika beginnt, und an dem neben den Weihbischöfen Theodorus Hoogenboom (Utrecht) und Franz Vorrath (Essen) auch Zelebrant Laurentius Schlieker (Benediktiner-Abt aus dem Kloster Gerleve) teilnehmen, wird über die Konfessionsgrenzen hinweg gestaltet. Die Statio vor der evangelischen Kirche gehört seit einigen Jahren zum festen Programm.
Liudger-Reliquie
für die Niederlande
Im Anschluss an den feierlichen Umzug übergibt Franz Vorrath seinem Amtsbruder aus Liudgers Geburtsstadt Utrecht Theodorus Hoogenboom eine Reliquie des Heiligen. Sie ist für die Willibrordkirche im niederländischen Vieracker bestimmt.
Das Fest endet um 18 Uhr mit einer Vesper und der Rückführung des Ludgerusschreins in die Krypta.
„Dein Weg war Schwert und Feuer nicht“ heißt es in der dritten Strophe des Ludgeruslieds. Der Vers verweist auf die friedliche Missionstätigkeit des Benediktiners und ersten Bischofs von Münster. Zeitgenossen rühmen ihn, weil er mit Überzeugungskraft und gewaltlos christlichen Glauben verbreitete.
Einen zentralen Bestandteil stellen die Gottesdienste am Samstag, 3. September, dar. Ab 9 Uhr werden in dichter Reihenfolge Andachten gefeiert. Den Anfang macht die Communitas Sancti Ludgeri. Ab 11 Uhr werden Kinder vor dem Schrein beten und singen. Im Anschluss an eine Eucharistiefeier für Senioren und Gehbehinderte mit Krankensalbung (15 Uhr) schließt der Tag mit einer Jugendmesse. Neben dem religiösen Aspekt ist das Ludgerusfest seit je eng mit einem Jahrmarkt verbunden. Die „Appeltatenkirmes“ auf dem Platz Werdener Feintuchwerke lockt ab Freitag mit allerlei Fahrgeschäften, Backfisch, kandierten Äpfeln und Losbuden.
Ein weiteres Zugeständnis an moderne Zeiten ist übrigens das Festdatum. Ursprünglich huldigte man dem Heiligen am Vortag des Bartholomäustags, also am 24. August. Wegen der Sommerferien einigte man sich schließlich auf das erste Wochenende im September. Und das in jedem Jahr mit Ausnahme von 2006. Da hatte es so kräftig geschüttet, dass man den wertvollen Schrein vorsichtshalber in St. Ludgerus beließ.