Essener Süden. .
Mehr als 1500 durch Ehec Erkrankte in Deutschland, davon knapp die Hälfte von der lebensgefährlichen Variante des Virus befallen – dies bleibt auch für die Landwirtschaft in Werden und Kettwig nicht ohne Wirkung. Birgit Unterhansberg vom Buchholzhof kann vor allem eines nicht verstehen: „Erst werden die Gurken als Ursache angegeben, dann heißt es Sprossen. Wieso eigentlich soll es dann am Salat liegen?“
Gemüsebauern bangen
Die Warnung vor den grünen Blättern werde vom Kunden nämlich sehr ernst genommen. „Pro Tag geht bei uns gerade eben mal ein einziger Kopf Salat über die Theke“, berichtet die Landwirtin. „Gurken werden dagegen nach wie vor unverändert nachgefragt. Und wir merken natürlich, dass die Kunden bewusst nachfragen, aber das Vertrauen bei unseren selbst erzeugten Produkten ist auf jeden Fall vorhanden.“
Auch in der Erdbeersaison befinde man sich bereits mittendrin. „Die Spitze ist erreicht, was an der Trockenheit liegt.“ Diese sei auch dafür verantwortlich, dass die rote Frucht in diesem Jahr etwas kleiner ausfällt als gewöhnlich. „Was die Erdbeeren betrifft, haben die Verbraucher keinerlei Bedenken. Außerdem sehen sie ja auch, wie wir selbst bei der Ernte übers Feld gehen und die äußerst appetitlichen Früchte aus der Schale weg naschen.“
Gurken werden nach wie vor gekauft
Froh ist Birgit Unterhansberg vor allem darüber, dass der Hagel des vergangenen Wochenendes an den Feldern vorbeigegangen ist. „Die Niederschläge sind sehr unterschiedlich gefallen, manche Regionen haben sie erwischt, unsere Felder zum Glück nicht. Ansonsten hätten wir die Erdbeeren vergessen können.“ Ebenso wie für die roten Appetitmacher sei auch schon für den Spargel das Wetter viel zu trocken gewesen. „Beim Spargel hatten die Verbraucher mit Ehec nicht zu rechnen, denn er wird ja gekocht.“
Richtig schlecht gehe es allerdings den Gemüsebauern. Birgit Unterhansberg: „Für uns ist das nicht so tragisch, zumal wir unseren Salat bei einem benachbarten Bauern in Mettmann kaufen.“ Dieser jedoch könne nun vermutlich nichts anderes tun als unterzupflügen. „Selbst wenn er den Salat neu aussät, kann er nicht wissen, ob bis zur Ernte in einigen Wochen geklärt ist, woher der Ehec-Erreger stammt.“ Und ob bis dahin Entwarnung gegeben werden könne.
Der Maashof ist dagegen von den Ehec-Auswirkungen nicht unmittelbar betroffen, da Ludger Maas auf den Reitbetrieb setzt und, von der Heumahd abgesehen, keinerlei direkte Landwirtschaft betreibt. Dennoch zeigte sich Maas von der Situation bedrückt. „Es ist wirklich böse für die Landwirte. Die Verbraucher haben ganz einfach Angst, etwas zu kaufen. Das bedeutet einen erheblichen finanziellen Einbruch für die Bauern.“
Der Lebensmittel-Einzelhandel hat sich mittlerweile auf das veränderte Verbraucherverhalten eingestellt. Denn bei Gurken, Tomaten und Salat habe man durchaus einen Einbruch zu verzeichnen, so Nicole Dickmann von Rewe Lenk an der Hauptstraße. „Sprossen haben wir bislang nicht aus dem Sortiment genommen. Dazu muss ich sagen, dass Rewe immer sehr schnell ist, wenn es darum geht, Produkte zurückzurufen.“
Dazu habe bisher allerdings kein Anlass bestanden. „Bei den Gurken hatten wir kürzlich sogar eine Sonderlieferung von der Rewe, zu einem ziemlich günstigen Preis. Da haben die Kunden sehr wohl zugegriffen.“
Sprossen erhältlich
Bei den Verbrauchern sei insgesamt ein sehr unterschiedliches Gebaren zu beobachten, so Nicole Dickmann weiter. „Da gibt es zum einen Leute, die sehr verunsichert sind. Aber auch viele, die nach wie vor nicht auf den Salat zu ihrer Mahlzeit verzichten wollen.“