Werden. Zwei Monate dauerte die Leihausstellung über Clemens August Kardinal von Galen in der Werdener Basilika und wäre turnusmäßig am Dienstag, 30. Juni, beendet worden.

Zwei Monate, in denen sich Besucher und zig Schulklassen über das Wirken des Bischofs von Münster in der Zeit des Nationalsozialismus informierten. Am letzten Ausstellungstag der Schock: In der Nacht zum Dienstag entwendeten Diebe seinen Bischofsstab und ein Altarkreuz.

Dr. Felix Genn besuchte Tatort

Propst Johannes Kronenberg zeigte sich erschüttert über den Diebstahl: „Ich bin entsetzt, dass manchen Menschen nichts mehr heilig ist.” Zwar hätten die sakralen Gegenstände einen „nicht so gewaltigen materiellen Wert”, doch der ideelle sei kaum zu beziffern. Die Ausstellung sei zwar versichert gewesen, doch mit dem Geld könne man diese einmaligen Gegenstände nicht zurückholen. Und so vermutet Kronenburg, dass die Diebe es nicht leicht haben, den Bischofsstab und das Altarkreuz zu veräußern, weil „es dafür keinen großen Markt gibt”. Genauso entsetzt wie Propst Kronenberg war auch die Münsteraner Delegation, die mit ihrem neuen Bischof Dr. Felix Genn am Dienstag den Ort des Geschehens aufsuchten, schließlich hatte das Bistum Münster die Ausstellung leihweise zur Verfügung gestellt.

Ausstellung war beliebt

Kronenberg: „Man kann nur traurig sein, denn die Ausstellung hat so viele Menschen erfreut. Zahlreiche Schulklassen waren zu Gast, um sich über das Wirken und den Widerstand von Clemens August Kardinal von Galen gegenüber der nationalsozialistischen Diktatur zu informieren.” Er hoffe, dass aufmerksame Bürger Hinweise zur Tat geben können. „Ob der Dieb in sich geht, das ist eher unwahrscheinlich”, so Kronenberg.

Nach Einschätzung des Propstes hatten es die Täter nur auf die „golden schimmernden Gegenstände” abgesehen, denn Totenmaske und weitere persönliche Dinge von Kardinal von Galen sowie weitere Antiquitäten blieben unberührt. Für die Sicherheit hatte die katholische St.-Ludgerus-Gemeinde in den zwei Monaten viel getan. Die Ludgerus-Bruderschaft war während der Öffnungszeiten immer mit ein oder zwei Personen vor Ort und passte auf die Ausstellungsstücke auf. Nachtwachen waren aber nicht geplant. Und so drangen die Täter in die Kirche ein, brachen die Tür zur Empore auf und entwenden aus den Vitrinen Bischofsstab und Altarkreuz. Dabei gingen sie recht professionell vor. Zum einen dämpften sie mit aufgefundenen Prospekten möglicherweise entstehende Geräusche, indem sie diese unter die Vitrinen legten, zum anderen hatten sie das passende Werkzeug dabei, um die Spezialschrauben lösen zu können.

Auch Dr. Heino Thiele, Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins Werden, konnte es nicht fassen, als er von dem Diebstahl informiert wurde: „Dass so etwas in unserer Basilika passiert, das ist ein Schock.” Zwar böte der Verein keine eigenen Führungen durch das Gotteshaus an, vermittle aber immer wieder Interessierte an die Kirche, die diese dann mit fachkundigem Personal durch die Basilika führten.