Kettwig. .
Am Abend blieb es ruhig am Himmel. Wie auf Bestellung war kein Flugzeug zu hören, als sich 150 Kettwiger mit den Essener Landtagskandidaten im Saal des Petershofs trafen. Eingeladen hatte der Verein „Bürger gegen Fluglärm“, die Moderation übernahm Christoph Lange.
Der Vorsitzende des Vereins, der inzwischen rund 4000 Mitglieder zählt, hatte für die Politiker ein Fragenpaket vorbereitet, das es in sich hatte. Nach einem Vortrag von Fluglärmforscher Professor Eberhard Greiser, Emeritus der Uni Bremen, der die gesundheitlichen Gefahren nächtlichen Fluglärms eindrucksvoll mit einer aktuellen Studie zum Airport Köln/ Bonn belegte, rückten die Kandidaten ins Zentrum.
Auf Einladung des Vereins erschienen waren der Landtagsabgeordnete Peter Weckmann (SPD), der Essener CDU-Ratsherr Guntmar Kipphardt, der für den erkrankten Landtagskandidaten Manfred Kuhmichel (CDU) kurzfristig eingesprungen war, der Grünen-Ratsherr Mehrdad Mostofizadeh, Eduard Schreyer als Vertreter der FDP sowie Wolfgang Freye von der Partei „Die Linke“.
Rund 850 000 vom Fluglärm Betroffene leben im Umfeld des Düsseldorfer Airports, eine Studie mit verbindlichen Aussagen über die Gesundheitsbelastung durch Fluglärm würde laut Aussage Greisers mit 500 000 Euro zu Buche schlagen.
850 000 Betroffene im
Umfeld des Flughafens
Frage an die Kandidaten: Würde ihre Fraktion dafür sorgen, dass eine solche Studie für die Region Düsseldorf erstellt wird? Wolfgang Freye: „Noch wichtiger als eine solche Studie ist der Lärmschutz bei Nacht. Wir als Linke haben uns eine Ausweitung des Nachtflugverbots ins Programm geschrieben.“ Guntmar Kipphardt gab die Position wieder, die der abwesende Manfred Kuhmichel schriftlich fixiert hatte. Selbstverständlich sei nächtlicher Fluglärm ein gesundheitlicher Risikofaktor, aus dem auch mehr landespolitische Konsequenzen erfolgen müssten. „Dazu gehört für mich auch die parlamentarische Befassung mit entsprechenden Studien über den Flughafen Düsseldorf. Dafür setze ich mich sehr gerne ein mit dem Ziel, auf das Regierungshandeln einzuwirken.“ Peter Weckmann (SPD) wurde dagegen wesentlich konkreter. „Ich persönlich bin bereits angesichts der vorliegenden Daten aus Studien davon überzeugt, dass Fluglärm gesundheitsschädlich ist. Obwohl ich selbst eine weitere Beweisführung nicht mehr für nötig erachte, stimme ich einer weiteren Studie für das Gebiet um Düsseldorf jedoch zu.“ Mehrdad Mostofizadeh erklärte: „Wir von den Grünen möchten uns für eine Studie einsetzen!“ Eduard Schreyer (FDP): „Ich bin von der vorgelegten Studie und ihren Ergebnissen überzeugt, frage mich aber, ob man eine neue Studie erstellen muss.“
Eine weitere Frage betraf das Nachtflugverbot. Christoph Lange: „Wir sind im ersten Quartal 2010 auf einem Rekordstand angelangt, was nächtliche Flüge betrifft!“ Insbesondere nach 23 Uhr sei die Tendenz steigend. „Wir hatten den höchsten Jahresstart überhaupt: Wird Ihre Fraktion dafür sorgen, dass die Zahl der Nachtflüge verringert wird?“
Eduard Schreyer bekräftigte, dass die Ausnahmegenehmigung für verspätete Flüge in der Tat strenger gefasst und die Anzahl der Nachtflüge verringert werden müssten. Mehrdad Mostofizadeh forderte drastische Strafgebühren für die Fluggesellschaften bei Verstößen sowie eine EU-weite Umsetzung der Nachtflugrichtlinien. Peter Weckmann (SPD) plädierte für eine Festschreibung des Nachtflugverbots zwischen 22 und 6 Uhr. Guntmar Kipphardt betonte, die CDU habe sich stets für den Ausbau weiterer passiver Schallschutzmaßnahmen eingesetzt und plädiere für die Einrichtung eines zweiten Lärmmesspunkts in Kettwig. Wolfgang Freye (Linke) forderte die konsequente Anwendung von Nachflugverboten. Ein klares „Ja“ gab Freye auf Christoph Langes Frage zur Antwort, ob ein weiterer Ausbau der Start- und Landebahnen in Düsseldorf verhindert werden solle.
Guntmar Kipphardt enthielt sich einer persönlichen Stellungnahme, zumal man nicht wisse, wie sich die CDU-Fraktion im Landtag dazu verhalten werde. Kipphardt verlas sodann Manfred Kuhmichels Aussage, die sich eindeutig gegen einen weiteren Ausbau der Bahnen aussprach. Mostofizadeh versprach: „Wir Grüne sind ganz klar dagegen, dass der Flugverkehr ausgeweitet wird!“
Christoph Lange appellierte an das Publikum, Gegenwehr zu leisten. „Was sie tun sollten, ist: sich engagieren! Ich finde es unerhört, wie die jetzige Landesregierung mit den Bürgern umgeht.“