Kettwig. .
„In dieses Haus muss wieder Leben einziehen!“ Besitzerin Petra Kuptz und Gastronom Heijo Arnolds sind sich einig: Im Parlament, Kettwigs Traditionsgaststätte unterhalb des Kirchbergs, sollen sich Gäste wohlfühlen. Um das zu erreichen, hat Arnolds ein wahrlich spießiges Konzept entwickelt.
„Pincho“ lautet das Zauberwort. „Wir haben diese Speisen vor etlichen Jahren in Barcelona kennengelernt“, erzählt der Spross einer Wirts-Dynastie. Schon die Großmutter führte den Rüttenscheider Hof, die Eltern betrieben u.a. die Gastronomie in der Messe Essen. Er selbst leitet einen florierenden Party- und Cateringservice sowie mehrere Betriebskasinos.
Bei Pinchos handelt es sich um eine iberische Form des Fingerfood. Kleine Portionen werden auf einen Spieß gesteckt, wobei der Kreativität der Küche keine Grenzen gesetzt sind. Arnolds: „Marktfrisch lässt sich alles zubereiten: Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch, Gemüse.“ Saisonal bedeutet auch, sich verstärkt dem zuzuwenden, was Wald und Feld offerieren: Grünkohl nach dem ersten Frost, die Gans zu Sankt Martin, Spargel von nebenan…
Auch Wild aus eigener Jagd möchte er anbieten. Wenn möglich schon zur Wiedereröffnung, die er für Anfang Mai ins Visier nimmt. Den Termin zu halten, zeigt sich der Gastgeber sehr zuversichtlich. Die Konzession ist erteilt, die Renovierung läuft.
Aufspießen lassen sich übrigens auch Mehlspeisen und kleine Kuchenportionen. Arnolds meint: „Es muss ja nicht immer das gigantische Stück Buttercreme oder Schwarzwälderkirsch sein.“ Warum nicht zwei, drei kleinere süße Versuchungen? Abwechslung ist Trumpf.
Wenn es soweit ist, werden die Kettwiger ihr gutes, altes Parlament natürlich wieder erkennen. Das ist fest versprochen. Veränderungen spielen sich im Detail und hinter den Kulissen ab. „Klar, an der Küche müssen wir was machen“, sagt Arnolds. Der Thekenbereich erhält seine frühere Bedeutung zurück. Auch hier mit Pinchos, allerdings in rustikaler Variante. Ein Häppchen Leberkäse oder Mettwurst zum Bier für kleines Geld, so stellt sich der Macher das vor. Links vom Eingang plant er einen etwas abgeschiedenen Lounge-Bereich mit gemütlichen Sesseln und Tischchen. Sofern es das Wetter zulässt, wird auch der Biergarten wieder bewirtschaftet. Auch mit breiter Auswahl - vom Vitello Tonnato oder Mini-Hamburger bis zur Schokotorte am Stiel.
Auch die Schokotorte gibt’s am Stiel
Das Tagesgeschäft im Restaurant wird ohne Menü-Karte auskommen. An ihrer Stelle steht eine Vitrine mit den tagesaktuellen Angeboten. „Meine Erfahrungen lehren mich, dass Gäste mit den Augen auswählen möchten“, erläutert der künftige Parlamentspatron. Wer das Lokal für Familienfeiern buchen möchte, kann sich allerdings in Absprache mit Wirt und Küche eine feste Speisenfolge bzw. ein Büffet wünschen. Hochzeitsgesellschaften möchte man gern schon an der Kirche oder am Standesamt empfangen und in die Gaststätte geleiten.
Für derlei Anlässe, auch für eventuell mit dem ehemaligen Pächter getroffene Vereinbarungen, hat Arnolds schon vor dem offiziellen Start ein offenes Ohr. Interessenten wenden sich an seine Frau Susanne Arnolds, die das Café am Markt betreibt.
Wer Arnolds zuhört, wie begeistert er von seinem „jüngsten Baby“ spricht, erkennt: Der Mann ist schwer begeistert von dem Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert, das eigentlich immer Gaststätten beherbergte. „Ich liebe die Idylle an der Ruhrstraße“, bekennt er und ergänzt: „Wir nehmen das in Angriff, weil es viel Spaß verspricht.“