Die Kliniken Essen-Süd verabschieden Geburtshilfe-Chefarzt Horst Rotthaus.
Die Kliniken Essen-Süd hatten zu einer Feierstunde ins Foyer des Mariengymnasiums geladen, und weit über 200 Gäste erschienen. Grund war ein Wachwechsel im Chefarztbereich. Dr. med. Horst Rotthaus, langjähriger Leiter der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie, wurde im Rahmen des selben Festakts in den Ruhestand verabschiedet, der als Begrüßungsfeier für Katja Kristina Fischer fungierte.
Die 41-jährige Fachärztin für Frauenheilkunde hat im Januar die Nachfolge ihres renommierten Werdener Kollegen angetreten
Professor Christian Streffer zeigte sich von der Personalentscheidung angetan. „Wir sind sehr froh, Katja Fischer für uns gewinnen zu können!“, so der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Kliniken. „Denn bundesweit fehlen zurzeit rund 60 Chefärzte für Gynäkologie!“
Zu Beginn des offiziellen Festprogramms forderte Aufsichtsratsvorsitzender Wolfgang Herrmann das Publikum dazu auf, den Wechsel in der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie als einen Moment zu erfahren, „der Leben symbolisiert“. An Dr. Horst Rotthaus richtete er Worte des Danks für seine hohe Einsatzbereitschaft, Loyalität und Identifikation mit der Aufgabe. Er habe mit seinen innovativen Ideen während einer mehr als 27-jährigen Zeitspanne als Chefarzt den Weg von der programmierten hin zu einer familienbestimmten Geburt geebnet.
„Ein Novum für Essen war die Zulassung von Ehemännern im Geburtszimmer“, erinnerte Herrmann. Im operativen Bereich der Gynäkologie hob er als herausragende Leistungen Rotthaus’ die Einführung minimalinvasiver Methoden hervor. Als Herrmann die Weiterentwicklung zum „stillfreundlichen Krankenhaus“ und die Zertifizierung als „babyfreundliches Hospital“ durch Unicef und WHO im Jahre 2000 erwähnt, kriecht ein Baby mit Schnuller im Mund an der letzten Zuschauerreihe entlang.
Nach einem Grußwort vom Diözesandirektor der Caritas, Andreas Meiwes, der Rotthaus den Dank des Bischofs aussprach, trat Ralf D. Müller, Direktor der Kliniken Essen-Süd, ans Rednerpult. Er dankte Horst Rotthaus, von manchen liebevoll „Rotti“ genannt, für die kollegiale Zusammenarbeit.
Zugleich verwies er auf die Schwierigkeit einer immer weiter gehenden Medizin-Ökonomie, die das Anforderungsprofil eines Chefarzts verändert habe.
Beherzt zum Feuerlöscher gegriffen
Anekdoten am Rande durften natürlich nicht fehlen. Als Rotthaus in jungen Jahren als Assistenzarzt an der Geburtshilfeklinik beschäftigt gewesen war, hatte es einmal einen Brand gegeben. „Das Dach der Klinik musste damals saniert werden. Doch als die Teermasse der Isolation in Brand geriet, griff Rotthaus beherzt zum Feuerlöscher.“ Offiziell sei er dafür sehr gelobt worden, das Feuer gelöscht zu haben, doch hinter seinem Rücken hat man gemunkelt, die Renovierung wäre ohne sein Eingreifen billiger gekommen.“
„Als ich nach Werden kam, gab es elf Frauenkliniken in Essen, heute sind es sechs.“ Dabei sei es gar nicht schlecht, dass die Patientinnen heute „umworben“ würden. „Da werden Bademäntel gestellt, oder man bringt ihnen täglich die Zeitungen aufs Zimmer.“ Das Überflüssigste, was er je in seiner Chefarztzeit erworben hat, sind sechs Geburtszangen aus der Auktion. „Ich habe sie nie gebraucht.“ Als eigenes Erfolgsrezept nannte er bescheiden: „Das ganze Team hat mitgezogen. Das war es.“
18.000 Kinder sind unter Rotthaus’ Ägide in Werden auf die Welt gebracht worden, rund 26.000 operative Eingriffe im Bereich Frauenheilkunde wurden durchgeführt, 730 Mal gab es einen Vortrag zur Kreißsaalführung.
Der Mediziner dankte allen seinen Weggefährten und Helfern und begrüßte viele von ihnen mit persönlichen Worten. Auch unter seinen „Kunden“ habe es viel Prominenz gegeben. Behandelt habe er zum Beispiel die Frauen oder Lebensgefährtinnen von Jean Pütz oder Helge Schneider.
Als Wegmarken seiner Tätigkeit betrachtet Rotthaus im Rückblick die Einführung der ambulanten Geburt, des Rooming-In und der Wassergeburt. Immer wieder hätten sich um solcherart Neuerungen skurrile Geschichten gereiht.
„Da hieß es zum Beispiel zur Wassergeburt: In Werden ist das erste Kind abgesoffen! Das war ebenso völlig unzutreffend wie die Behauptung, man solle Väter im Kreißsaal nicht dabei sein lassen. Ich habe nie erlebt, dass ein Mann umgefallen wäre!“