Essen-Kettwig. Das Projekt „Icktener Tor“, das die Baugenossenschaft 2017 vorstellte, stagniert. Das liegt an mehreren Faktoren. Hier die Einzelheiten.

Die Bewohner der Häuser an der Icktener Straße und am Kaienburgsweg wundern sich: Im Herbst 2017 stellte der Bauverein Kettwig das Projekt „Icktener Tor“ vor. Die Genossenschaft plant statt einer unrentablen Sanierung ihrer elf Häuser, die aus den 1970er Jahre stammen, mehrere Neubauten, die heutigen energetischen Anforderungen entsprechen und den Mietern moderne Grundrisse bieten sollen.

Doch passiert ist seither nicht viel. Drei Icktener Häuser wurden leergezogen, die Mieter konnten in andere Wohnungen der Genossenschaft umziehen beziehungsweise haben sich anderweitig orientiert. Und der Bauverein reichte nach eigenen Angaben einen Bauantrag bei der Stadt Essen ein.

Abrissgenehmigung liegt vor

Zwei Jahre sind vergangen, das Projekt scheint zu stagnieren. Jochen Kraft, Geschäftsführer des Bauvereins, bestätigt, dass zwar eine Genehmigung für den Abriss der Häuser vorliege, „aber für die Errichtung der Neubauten eben noch nicht“. Abreißen, ohne direkt im Anschluss neu zu bauen, ergebe keinen Sinn. „Das Genehmigungsverfahren befindet sich auf der Zielgeraden“, sagt Jochen Kraft. Mit der Genehmigungsbehörde sei man zwar im stetigen Austausch. Aber eine Prognose, wann für das Projekt „Icktener Tor“ die Bagger anrollen werden, möchte der Geschäftsführer nicht abgeben.

Auf Nachfrage der Redaktion gibt die Stadt dazu folgende Darstellung: Das Amt für Stadtplanung und Bauordnung habe für die elf Wohnhäuser einen Vorbescheid erteilt, der im Vorfeld der Bauanträge eingereicht wurde. Dieser Vorbescheid stelle die grundsätzliche Genehmigung der Maßnahme in Aussicht.

Abstimmungen sind erforderlich

„Für zwei Wohngebäude liegen unvollständige Bauanträge vor, die im Detail noch ergänzt bzw. abgestimmt werden müssen zwischen Bauordnungsamt, Architekt, Bauherr und Fördergeber“, teilt die Stadt mit. Grund für diese Abstimmung sei die seit Januar 2019 eingetretene Änderung der Landesbauordnung, hier insbesondere zur Barrierefreiheit.

Aus den 1970er Jahren stammen die Bauten des Bauvereins in Ickten. Eine Sanierung wäre zu teuer.
Aus den 1970er Jahren stammen die Bauten des Bauvereins in Ickten. Eine Sanierung wäre zu teuer. © Julia Tillmann

„Für die abschließende Überprüfung fehlen noch Unterlagen. Die Bauanträge für die anderen neun Wohnhäuser liegen dem Bauamt noch nicht vor. Die Beteiligten (Bauherr/Architekt) sind über den Sachverhalt informiert. Es gibt daher keine Verzögerung in der Bearbeitung.“

Fördergelder sind beim Heimatministerium beantragt

Bearbeitet wird derzeit auch noch die Genehmigung einer finanziellen Förderung des Projektes „Icktener Tor“ durch das Heimatministerium des Landes NRW. Kraft: „Das Verfahren ist eingeleitet und noch nicht abgeschlossen. Aber wir sind dort auf einem guten Weg.“

Durch Zuschüsse der öffentlichen Hand kann der Mietpreis auf 25 Jahre und je nach Einkommensgruppe gedeckelt werden, weshalb die Genossenschaft das Neubauprojekt präferiert. Bei einer Sanierung würden die Mieten stärker steigen.

Diese Visualisierung des Projektes „Icktener Tor“ wurde den Mietern vorgestellt. Die Häuser sollen in Modul-Bauweise erstellt werden.
Diese Visualisierung des Projektes „Icktener Tor“ wurde den Mietern vorgestellt. Die Häuser sollen in Modul-Bauweise erstellt werden. © Hans Kirchner

Bausubstanz gibt nichts mehr her

„Die einzig wirtschaftliche Lösung für unseren Bestand in der Icktener Straße 1-9 und dem Kaienburgsweg 2-10 ist nach und nach der Abriss und der Neubau“, hatte Geschäftsführer Jochen Kraft schon auf einer Mieterversammlung im November 2017 angekündigt. Der Bauverein hatte sich die elf Häuser mit ihren jeweils vier Wohnungen zuvor angeschaut. Sie wurden 1972 fertiggestellt und boten damals beste Bedingungen für große Familien. Einerseits haben sich aber die Wohnbedürfnisse geändert, andererseits gibt die Bausubstanz nichts mehr her.

Nur noch etwas mehr Geduld müssen Bauverein und Mieter wohl mitbringen, bis die Baugenehmigung der Stadt vorliegt. Für die Mieter ändere sich aber derzeit gar nichts, zur Beunruhigung bestehe kein Anlass, betont der Geschäftsführer des Bauvereins.

Der Bauverein Kettwig

Im Bestand des Kettwiger Bauvereins sind 601 Wohnungen in 147 Gebäuden. 2018 gab der Bauverein für Sanierungen sowie laufende Instandhaltung 1.281.000 Euro aus (Vorjahr 1.155.000 Euro).

Es wurden 42 Wohnungen nach Auszug der Mieter komplett saniert; 2017 waren es 35 Wohnungen. 30 Wohnungen haben inzwischen einen barrierefreien Zugang.