Essen-Kettwig. Die dritte Auflage des Hoftrödels zieht viele Schnäppchenjäger an. Sie kommen nicht nur zum Stöbern, sondern mögen die Atmosphäre. Ein Rundgang.
Der Hoftrödel rund um den Sengelmannshof hat sich etabliert. Zur nunmehr dritten Ausgabe des vom Hotel-Restaurant organisierten Flohmarktes kommen die Besucher nicht nur für eine kurze Stippvisite. Nein, sie bleiben gut und gerne für mehrere Stunden: Sie drehen ihre Runden zwischen den Ständen, genehmigen sich Getränke und eine Wurst vom Grill oder ein Stück Kuchen. Sie drehen eine weitere Runde, feilschen, kaufen und plauschen mit den Nachbarn, deren Sonntagsspaziergang ebenfalls zum Sengelmannshof geführt hat.
Drei Stunden Zeit hat sich etwa Johanna Hillebrandt genommen: „Ich stöbere gern nach alten Dingen, Sachen, die Charakter haben.“ Eine Hutschachtel hat die Seniorin erworben, das gute Stück ist aus feinem Leder gearbeitet – „und es ist sogar ein Reiterhut aus Rosshaar drin“, sagt die Käuferin lächelnd.
Trödeln ist eine Familientradition
Auch Karin Schäfer ist fündig geworden, als sie nach Schmuck geschaut hat. Doch eigentlich ist die 67-Jährige hier in der Rolle der Verkäuferin. Gemeinsam mit ihrer Freundin bietet die Haarzopferin an, was nicht mehr im eigenen Kleiderschrank Platz findet, wie Schals, Blusen, Schuhe. Bücher und gesammelte Postkarten sollen ebenfalls neue Besitzer finden. In Kettwig ist sie das erste Mal, erzählt Karin Schäfer, „aber getrödelt habe ich schon öfter mal, früher war ich mit Mutter und Schwester auf den Flohmärkten.“
Trödeln als Familientradition, das kennt auch Rita Knipping. Mit ihrem Mann Wolfgang ist die 72-Jährige regelmäßig mit Tapeziertisch, Pavillon und einem Kofferraum voller Geschirr und nicht mehr benötigten Haushaltssachen unterwegs. „Wir sind in einem Alter, da macht man sich Gedanken, wo die Sachen alle hinkommen, wenn man nicht mehr ist.“
Sammeltassen wurden von Generation zu Generation vererbt
Dass die über Generationen hinweg sorgsam gehüteten Sammeltassen nun in andere Hände gehen, findet sie nicht schlimm, sondern freut sich, „wenn junge Leute daran Interesse finden.“ Die Kettwigerin schätzt den Hoftrödel als Ort der Geselligkeit: „Man kennt viele Leute und die Atmosphäre ist toll.“
Das findet Ulrich Fuhrmann ebenfalls. Er ist zum dritten Mal dabei und bietet kleine Blechdosen und Blechspielzeug an. „Ich habe genug gesammelt“, bekennt der 66-Jährige, der über 900 Dosen besessen hat. „Der Bestand wird kleiner“, sagt er lachend und zeigt Interessenten gern historische Exemplare, die u.a. noch original verpackte Grammophonnadeln enthalten.
Schätze vom Dachboden des Hotel-Restaurants
Gisela und Reinhard Schriever vom Sengelmannhof haben selbst auch einige Schätze vom Dachboden geholt: Geschirr, Decken, altes Mobiliar. Das Gastronomenpaar erhält beim Verkauf Unterstützung von Ralf Kuhlmann vom Freundeskreis „Kettwig für Kinder“. Die Idee zum Hoftrödel, erklärt er, „ist ja aus dem Gedanken heraus entstanden, dass im Hotel viele alte Dinge nutzlos im Keller herumlagen. Und bei anderen Kettwigern ebenso.“ Die dritte Auflage, da sind sich die Organisatoren einig, „macht den Hoftrödel nun schon zur guten Tradition.“
„Kettwig für Kinder“
Das Kinderprogramm organisierte der Freundeskreis „Kettwig für Kinder“. Der Verein verkaufte selbst Altes und veranstaltete eine Tombola, deren Erlös „Kettino“ zugute kommt. „Jeweils 1500 Euro waren das in den Vorjahren“, so Kuhlmann.
Die nächste Aktion ist das Lichterfest am 10. November ab 18 Uhr im Sengelmannshof.