essen-Heidhausen. . Viele junge Familien ziehen nach Heidhausen – ansonsten herrscht dort Tristesse. Die Politik hat die Belebung des Stadtteils zum Thema gemacht.

Bezirksbürgermeister Michael Bonmann freut sich: „Endlich laufen die Zeiger wieder.“ Durch bürgerliches Engagement konnte das lange stillstehende Uhrwerk am Heidhauser Rathaus zum Laufen gebracht werden. Ein kleiner Mutmacher für den Stadtteil?

Der Heidhauser Platz am ehemaligen Rathaus ist eigentlich das Zentrum. Eigentlich. Ein Kiosk, ein spärlich bestückter Kinderspielplatz, ein in die Jahre gekommener Bolzplatz. Kaum Geschäfte, kaum Gastronomie. So etwas wie eine Kneipe fehlt seit Jahren. Hier herrscht Tristesse. Dabei zieht Heidhausen viele junge Familien an. Aber die Infrastruktur lahmt. Das passt doch nicht zusammen.

Mehr Input von den Heidhauser Bürgern erwünscht

Doch der Stadtteil rückt jetzt in den Fokus. Die Bezirksvertretung IX hat Heidhausen zum Themenschwerpunkt 2019 ernannt. Damit verbunden sind bereitgestellte Mittel in Höhe von 60 000 Euro. Nicht der große Wurf, aber immerhin. Was damit tun? Ein Biergarten, ein Café, mehr Sitzgelegenheiten, vielleicht eine Boccia-Bahn? In einem späteren Schritt ein kleiner Feierabend-Markt auf den vorhandenen Stellplätzen?

CDU-Fraktionsvorsitzender Stephan Sülzer ist ein Heidhauser Junge. „Wir sind sehr erfreut, dass unser Projekt parteiübergreifend angenommen wird. In zahlreichen Bürgergesprächen konnten wir schon viele gute Ideen sammeln. Die Verwaltung hat sie zur Prüfung bekommen, um eine erste Konzeption zu entwickeln. Wir erhoffen uns aber noch mehr Input von den Heidhausern.“

Vereins- und Kneipensterben ist ein Alarmzeichen

Man sitzt beieinander und spricht über die Chancen im Stadtteil. CDU-Ortsvereinsvorsitzender Yannick Lubisch wird geradezu philosophisch und redet sich in Rage: „Vereins- und Kneipensterben sehe ich als Alarmzeichen dafür, dass uns das persönliche Gespräch völlig flöten geht. Für mich ein elementarer Grund, warum wir so viel Verbitterung und Hass erleben in unserer Gesellschaft.“

Da meldet sich die Dame am Nachbartisch. Sie hat dem Gespräch gelauscht: „Ich habe da mal eine Frage…“ Es geht ihr um die Staupe, sie ist nämlich Tierhalterin. Daraus entspinnt sich eine intensive Diskussion. Eine Viertelstunde später gibt man sich die Hand. Yannick Lubisch ist zufrieden. „Genau das habe ich gemeint. Wir müssen wieder ins Gespräch kommen. Auch mal eine konträre Meinung aushalten. Das haben wir anscheinend verlernt.“

„Wir müssen die Menschen wieder zusammen bringen“

Er hat schon eifrig Flyer an die Mitbürger verteilt und bittet dort: „Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.“ Bei seiner Ochsentour mit vielen Hausbesuchen habe er erfahren: „Viele sagen: Das ist nicht mehr mein Heidhausen. Den Leuten fehlen Räume für Begegnungen. Wir müssen die Menschen wieder zusammen bringen.“

Der Stadtteil habe jetzt dazu die Chance. Alle seien aufgefordert, Ideen einzubringen, Impulse zu geben: „Was stört mich? Was wünsche ich mir? Was kann ich ändern? Was fehlt mir dazu?“

Bezirksbürgermeister Michael Bonmann nickt: „Ich begrüße die Initiative und hoffe, dass sich Alteingesessene und Zugezogene in dieses Konzept einbringen.“ Er ist optimistisch: „Das hier wird eine gute Sache. Gemeinsam mit den Heidhausern kann man wirklich was erreichen.“

>>GRÜNFLÄCHEN BLEIBEN ERHALTEN

  • Vorrangig geht es bei allen Bemühungen um eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität, erläutert Stephan Sülzer: „Durch sinnvolle Ergänzungen zu vorhandenen Ressourcen. Eine Aufwertung des Spielplatzes zum Beispiel.“
  • Von den in der Heidhauser Gerüchteküche kolportierten Baumaßnahmen, gar eines Einkaufscenters, war aber nie die Rede: „So etwas war und ist nicht geplant. Unsere Grünflächen sollen nicht nur erhalten bleiben, sondern noch verschönert werden.“