Essen-Werden. . Die Geschichte ihrer Mutter ist eng mit der Geschichte Werdens verbunden. Ursula Hickmann (86) hat viel Spannendes zusammengetragen.

Die Geschichte ihrer Mutter liegt der 86-jährigen Ursula Hickmann am Herzen. Lange hat sie recherchiert, viele Gespräche geführt, in Archiven gestöbert. Alles will sie wissen, vieles hat sie zusammengetragen – über die Familie von Helene Schäfer, geborene Lüning, die ein Stück der Werdener Historie prägte. Mit mehreren Geschistern ist ihre Mutter in der Straße am Klemensborn aufgewachsen.

Unterstützung bekam sie bei ihren Nachforschungen von einer geborenen Lüning, von ihrer Cousine Inge Hoppe. „Auch sie ist am Klemensborn groß geworden und kann sich noch gut an diese Zeit erinnern“, sagt Ursula Hickmann. Sie selbst verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Bergerhausen. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Rüttenscheid. „Aber ich habe nach wie vor eine enge Beziehung zu Werden. Mit meiner Mutter habe ich oft den Opa besucht. Seinen 90. Geburtstag haben wir in den Domstuben gefeiert – er ist 95 geworden. Und so alt will ich auch werden.“

Leichenfuhrgeschäft und Mineralwasserfabrik

Ursula Hickmann mit  ihrer Familie: Ihr verstorbener Bruder Günter und die Eltern Helene Schäfer, geb. Lüning, und Josef Schäfer.
Ursula Hickmann mit ihrer Familie: Ihr verstorbener Bruder Günter und die Eltern Helene Schäfer, geb. Lüning, und Josef Schäfer. © Archiv Hickmann

Die Familie Lüning sei nie aus Werden herausgekommen. „Erst hatten sie einen Leichenfuhrgeschäft und dann eine Mineralwasserfarbrik. Opa hat die Ludgerusquelle am Klemensborn entdeckt.“

Doch der Ursprung der Familie Lüning lässt sich noch weiter zurückverfolgen. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. „Da waren sie Pächter eines Bauernhofs, der auf dem Gelände des heutigen Bergfriedhofs lag.“ In all den Jahren blieb der Familienname erhalten – allerdings in den unterschiedlichsten Schreibweisen. Mal Lünink, mal Lyhnink. „Am Anfang des ehemaligen Hofgeländes ist noch heute eine Straße nach dem Bauernhof benannt. Sie heißt ‘Am Lünink’.“

Wilhelm und Theodor Lüning eröffneten um 1900 eine Spedition. „Zum Fuhrpark gehörten starke Pferde für die Waldarbeit und für den Transport von großen Tuchballen, die von der damaligen Spinnerei der Tuchfabrik Forstmann und Huffmann befördert wurden. Außerdem gab es einen gläsernen Beerdigungswagen, für den immer ein Rappe gehalten werden musste.“

Der Hof Lüning wurde an die Stadt Essen verkauft

Heinrich Lüning an der Quelle, der er den Namen ‘Ludgerusbrunnen’ gab.
Heinrich Lüning an der Quelle, der er den Namen ‘Ludgerusbrunnen’ gab.

Die Geschichte des Hofs Lüning ging bald zuende. Die Stadt suchte in den 1920er Jahren nach einem Gelände für einen neuen Friedhof. Ursula Hickmann: „Der letzte Bauer auf diesem Hof hatte wohl keine direkten Nachkommen und verkaufte. Zwei Söhne von Wilhelm Lüning gründeten aus der Spedition ein Taxiunternehmen, dass es noch bis vor wenigen Jahren gab.“ Die drei Söhne von Theodor Lüning waren auch nicht untätig. Sie übernahmen die Möbelspedition.

Einen „Gewerbeschein zum Handel und zur Fabrikation von Getränken“ hatte Heinrich Lüning erworben. „Und 1942 ließ er seinen Nachbarn namens Brinkmann mit einer Weidenrute nach Quellen suchen.“ Fünf Mal wurde er fündig – die stärkste Quelle wurde angebohrt. „In 37 Meter Tiefe im Felsgestein hatte er Erfolg. Er nannte die Quelle ‘Ludgerusbrunnen’.“ Noch bis Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Firma von Heinrich Lünings Tochter und seinem Schwiegersohn weitergeführt.

>>WEITERE INFOS GESUCHT

  • Diese Geschichte ihrer Familie, auch weil sie sicherlich immer noch einige Lücken aufweist, lässt Ursula Hickmann nicht los.
  • Wer noch weitere Informationen hat, kann sich an die Redaktion wenden – entweder per E-Mail an redaktion.kettwig@waz.de oder unter 02054/953022.