essen-Kettwig.. Arnold Engel unterstützt den Verein Weißer Ring, der sich um Opfer von Straftaten kümmert. Im Rahmen dieses Ehrenamts hat er schon viel erlebt.
Seit Oktober 2001 ist Arnold Engel im Ruhestand. „Meine Frau Helga hatte damals Sorge, dass ich täglich fragen würde, was wir denn nun heute machen...“ Er suchte nach einem Ehrenamt. Vielleicht Schöffe? Damals gab es keinen freien Platz. Dann sollte es der Weiße Ring sein. „Das ist ein gemeinnütziger Verein, und die kümmern sich um die Opfer von Straftaten. Das tut ja sonst keiner“, sagt der 77-jährige Kettwiger. „Die Täter werden bestens versorgt, aber die Opfer stehen oftmals allein da...“
Die Essener Außenstelle des Vereins ist ein Borbecker Rechtsanwalt. „Der ruft mich dann an und sagt mir zum Beispiel, dass eine Frau überfallen wurde. Die braucht dann vielleicht Soforthilfe, um überhaupt über den Monat zu kommen.“
Fälle, die einem nicht aus dem Kopf gehen
Oftmals stellen die Helfer des Weißen Rings auch Kontakt zur Trauma-Ambulanz her oder begleiten Opfer, die als Zeugen vor Gericht aussagen müssen, denn „das ist immer ein schwerer Gang“. Der Weiße Ring finanziert auch schon mal eine Reise an die Nordsee – „zum Beispiel nach Kindesmissbrauch. Da ist der Abstand zum Alltag besonders wichtig.“
Es gibt Fälle, die gehen Arnold Engel nie mehr aus dem Kopf. „Da gab es einen Ehestreit. Und der Vater hat eine Leiter genommen, ist damit zur Mintarder Ruhrtalbrücke gefahren, hat erst seine Tochter hinunter geworfen und ist dann selbst gesprungen...“
Seit 2005 gibt es den Kalender von Arnold Engel
Doch Arnold Engel kümmert sich nicht nur aktiv um die Opfer, sondern er unterstützt den Weißen Ring auch finanziell. Seit 2005 gibt er Jahr für Jahr einen Kalender heraus. In den ersten Jahren nur mit Icktener Motiven, denn in diesem Teil Kettwigs lebt er mit seiner Frau. Danach kam der gesamte Stadtteil vor seine Linse. „Ich habe schon immer gern und viel fotografiert. Das liegt wohl in der Familie“, sagt der gelernte Maschinenbau-Ingenieur.
Sein Großvater hat schon im Jahr 1910 Farbdias auf zehn Mal zehn Zentimeter große Glasplatten gebannt. „Die habe ich dann digitalisiert und die Originale der Stiftung Deutsches Historisches Museum in Berlin gegeben.“
„Mit dem Preis gehe ich nicht runter“
Die Kettwig-Kalender verkaufen sich gut, in kleiner Auflage von 125 Stück erscheinen sie und sind nur im Stadtteil erhältlich (siehe Infokasten). „Wenn welche übrig bleiben, dann setze ich nicht den Preis runter, sondern verschenke sie. Zum Beispiel an Altenheime.“
Das Ehrenamt nimmt viel Zeit in Anspruch, das Fotografieren ebenfalls. Und dann ist da noch die Gartenarbeit – „das mache ich aber nur auf Anweisung“, sagt Arnold Engel und lacht. Und er liest gern Krimis. Am allerliebsten von Patricia Highsmith.
Momentan nutzt er die schönen Herbsttage. Und am Mittwoch war er wieder lange mit seiner Kamera unterwegs. Bilder machen für den Kettwig-Kalender 2019. Zugunsten des Weißen Rings.