essen-Kettwig. . Doris Knierim ist seit April Seniorenbeauftragte im Bezirk IX. Künftig will sie einmal im Monat zur Sprechstunde ins Kettwiger Rathaus einladen.

Seit dem 1. April ist Doris Knierim im Ruhestand. Und seit dem 24. April ist sie in Amt und Würden, denn an diesem Tag wurde sie von der Bezirksvertretung IX zur Seniorenbeauftragten bestellt. Und damit hat sich das Ortsparlament eine ausgewiesene Expertin ins Haus geholt.

Die Diplom-Verwaltungswirtin hat nach ihrer Ausbildung lange beim Sozialamt der Stadt Essen gearbeitet und war 16 Jahre für den Bereich Sozialhilfe zuständig – „ich habe wirklich alles in diesem Bereich von der Pike auf gelernt“. Schon immer und ewig lebt die heute 64-Jährige in Bredeney, unweit der ehemaligen Karstadt-Hauptverwaltung. „Auf dem Gelände, auf dem unser Haus steht, hatte schon mein Großvater einen Kotten.“

Ehrenamtlich beim Netzwerk Demenz

Wohnen blieb sie dort bis heute – beruflich ging es von 1992 bis 2003 von der Essener Innenstadt ins Kettwiger Rathaus, zur Nebenstelle des Sozialamtes. „Als dann die Grundsicherung kam, habe ich die mit aufgebaut.“ Und als Kettwig 2010 Pflegestützpunkt wurde, war das ihr Arbeitsfeld. Beim Demenz Netzwerk Kettwig, das 2011 an den Start ging, engagiert sie sich ehrenamtlich. „Bis dahin war Kettwig beim Thema Demenz lange Zeit ein weißer Fleck.“

Einfach ein Tabuthema

Mit dieser Krankheit beschäftigt sich Doris Knierim nach wie vor, und es macht sie wütend, dass „man das Gefühl hat, in Kettwig gibt es Demenz immer noch nicht. Das ist einfach ein Tabuthema. Auch innerhalb der Familien wird das oftmals totgeschwiegen.“

Dass es jeden treffen kann, gibt ein Satz wieder, denn sie gern zitiert: „Wer das nicht haben will, muss früh sterben“. Die Menschen würden halt immer älter und damit gebe es natürlich auch mehr demente Menschen.

Festen Aufgabenplan gibt es nicht

Darüber aufklären, Hilfestellung geben, Angehörige über Unterstützung informieren – das ist eines der Ziele vonl Doris Knierim. Darum bietet sie künftig an jedem ersten Dienstag im Monat im Kettwiger Rathaus eine Seniorensprechstunde an (siehe Infokasten). „Nur nicht im Oktober. Da mache ich Urlaub“, sagt sie und lacht.

Und mit welchen Themen beschäftigt sich eine Seniorenbeauftragte außerdem noch? Doris Knierim zuckt mit den Schultern. „Einen festen Aufgabenplan gibt es da nicht. Das ist eigentlich ziemlich undeutsch.“

Viele Angebote für Senioren

Mit den Bedingungen, die sie in ihrem Bezirk vorfindet, ist sie ansonsten zufrieden: „Hier sind wir sehr gut aufgestellt, es gibt unglaublich viele Angebote für Senioren. Die müssen die älteren Menschen allerdings auch wahrnehmen. Sie sollten einfach mal hingehen, die Scheu überwinden.“

Was sie allerdings ärgert, ist, „dass es so ein Konkurrenzdenken gibt. Das ist furchtbar und traurig. Wenn die Kirche etwas anbietet, geht keiner von der Awo hin und umgekehrt. Das ist zwar nur ein Beispiel, aber davon gibt es viele. Mir sind alle Senioren willkommen. Egal welcher Partei sie angehören oder welcher Kirche.“

Rollatoren gehören in Kettwig zum Stadtbild

Gut fände sie, wenn alle Anbieter ihre Kräfte besser bündeln und gemeinsam etwas auf die Beine stellen würden.

Das Essener Spaziergangsprojekt „Willst du mit mir geh’n?“ gibt es seit 2012. Und Doris Knierim hat es von Beginn an mit Begeisterung begleitet: „Die Senioren machen sich fein für die Spaziergänge, gehen anschließend vielleicht noch ein Stückchen Kuchen essen. Das ist gut für die Gemeinschaft.“

Die Mobilität der Spaziergang-Gruppen in Kettwig, Werden und Bredeney sei allerdings völlig unterschiedlich. Doris Knierim: „In Kettwig sind die meisten Teilnehmer mit Rollator dabei. Aber da war Kettwig schon immer Vorreiter. Die Rollatoren gehören hier seit Anfang der 90er Jahre zum Straßenbild. Und das ist gut so.“

Am 7. August und am 4. September

Doris Knierim, die Seniorenbeauftragte der BV IX, bietet immer am ersten Dienstag im Monat eine Sprechstunde an.

Die ersten Termine sind am 7. August und am 4. September jeweils von 9 bis 12 Uhr im Neubau des Kettwiger Rathauses (Raum 206). Ein Aufzug ist vorhanden.

Zu erreichen ist sie auch über E-Mail: dorisknierim@gmx.de.