essen-Fischlaken. . Drei Tage Schützen- und Dorffest liegen hinter dem BSV Gut Schuss. Und der Verein aus Fischlaken hat jetzt auch einen neuen Schützenkönig.

Die meisten Majestäten geruhen irgendwann abzudanken. Und auch für Hans-Joachim I. Powilleit endete am Samstag die Regentschaft. Er gab das Zepter beim Schützen- und Dorffest in Fischlaken weiter – an seinen Nachfolger Thorsten I. Gerigk und dessen Mitregentin Michaela I. Wittpoth. Der BSV Gut Schuss Fischlaken hat nun einen neuen Schützenkönig.

Genau genommen ist Vereinsvorsitzender Thorsten Gerigk sogar Kaiser, denn er hat vorher schon zweimal gewonnen, und dann steigt man in der Hierarchie. So wollen es die Schützenregeln.

Ehrenkreuz des Deutschen Schützenbundes

Und was macht jetzt so ein Schützenkönig das ganze Jahr über? Der scheidende Monarch ist da Fachmann. Hans-Joachim Powilleit hatte 2017 zum wiederholten Mal den Vogel abgeschossen: „Aber viermal ist genug.“ Seit 52 Jahren ist er schon dabei, erhielt kürzlich das Ehrenkreuz des Deutschen Schützenbundes in Silber. „Der Schützenkönig repräsentiert halt seinen Verein.“ Und was noch? „Da müssen wir uns in Ruhe drüber unterhalten.“ Ein ruhiges Viertelstündchen mit Hans-Joachim Powilleit? Scheint an diesem Feierwochenende nicht möglich zu sein. Klappt dann doch.

Der Adler ist von Hand gemacht

Der Adler ist beim BSV Gut Schuss übrigens von Hand gemacht. Dafür ist Heinz Napierala zuständig. „Vor zwei Jahren wurden die Vorschriften geändert. Nun ist der Vogel aus 20 Millimeter starker Tischlerplatte.“ Und wer darf auf den Vogel schießen? Man(n) muss volljährig und Mitglied in dem Schützenverein sein. Klar. Wie viele Aspiranten sind erlaubt? „Wenn zehn Mann auf den Vogel schießen wollen, dann schießen eben zehn Mann. So einfach ist das.“

Von Chauvinismus ist man in Fischlaken weit entfernt. Aber eine letzte Bastion bleibt bestehen: Das Königschießen ist den Männern überlassen.

Prächtige Kleider für die Damen kosten bis zu 400 Euro

Ein Jahr Schützenkönig. Eine teure Angelegenheit? „Nicht mehr“, sagt der 66-jährige Hans-Joachim Powilleit: „Früher, da war es echt viel Geld. Das konnten sich das eigentlich nur Geschäftsleute leisten. Was ich 1982 berappen musste, davon könnte ich heute viermal König werden. Wer sein geregeltes Einkommen hat, kann heutzutage den Spaß finanzieren.“

Übrigens muss ein Schützenkönig nicht unbedingt seine Gattin zur Mitregentin wählen. „Früher war es normal, die Ehefrau eines Schützenbruders zu erwählen, damit man sich die Kosten teilen konnte.“ Einen ordentlichen Batzen kosten die prächtigen Kleider der Damen, denn die sind selten unter 400 Euro zu haben: „Ich verrate nicht, wie viele meine Monika im Schrank hängen hat.“

Neben Ruhm und Ehre auch jede Menge Pflichten

Neben Ruhm und Ehre beinhaltet der Titel eben auch jede Menge Pflichten. Man muss präsent sein. Bei Neujahrsempfängen, bei Karnevalssitzungen und auch mal die vielen befreundeten Vereine besuchen: „Das schafft man alles gar nicht. Auch deswegen verlängern wir unsere Amtszeit ab sofort auf zwei Jahre.“ Da kann man halt überall mal vorbeischauen.

Nun also ist die Regentschaft beendet. Ist da nicht auch ein kleines bisschen Wehmut dabei? Hans-Joachim Powilleit fingert nervös an seiner Schützenkönig-Amtskette und hat dann plötzlich einen Kloß im Hals: „Ja. Doch. Sicherlich.“

„Wenn man sich einmal diesen Bazillus gefangen hat“

Und jetzt? Was tun mit der vielen wiedergewonnenen Freiheit? „Erst einmal fahren wir in Urlaub. Ausspannen an der Ostsee. Wir lieben das Wasser, sind auch richtige Kreuzfahrtfans.“

Und sollte ganz zufällig vor Ort in der Nähe ein Schützenfest sein? Dann ist Hans-Joachim Powilleit natürlich mit von der Partie: „Wenn man sich einmal diesen Bazillus gefangen hat...“