Essen. Peter Volkmer, ehemaliger Leiter des Essener Grünflächenamtes (heute Grün und Gruga) plädiert dafür, das Projekt „Werden ans Wasser“ fortzusetzen.

Peter Volkmer war bis 2001 Leiter des Essener Grünflächenamtes (heute Grün und Gruga). Seit seiner Pensionierung engagiert er sich weiter für „seine“ Stadt – und besonders für den Stadtteil Werden. Derzeit beschäftigt den 77-Jährigen das Thema „Werden ans Wasser II“.

Herr Volkmer, die Initiative „Werden ans Wasser“ ist eine Erfolgsgeschichte. Wie und wann hat sie denn begonnen?

Volkmer: Als 2009 bekannt wurde, dass die Brehminsel in Werden für laute Events im Kulturhauptstadtjahr aufwändig fit gemacht werden sollte, protestierten die Werdener. Unter dem Motto „schützt den Brehm, stärkt das Ruhrufer“ gründete der Werdener Bürger- und Heimatverein den Arbeitskreis „Werden ans Wasser“. Als Mitglied des Vorstandes vertrat ich den Werdener Bürger- und Heimatverein in diesem Arbeitskreis. Das Ruhrufer vor Werdens Altstadt war so verwahrlost und ungepflegt, dass man den Eindruck haben konnte, Rat und Verwaltung der Stadt Essen war nicht bewusst, dass Essen und ganz besonders Werden an der Ruhr liegen.

Viele Werdener, darunter auch Architekten und Künstler, hatten damals gute Ideen, um das Ruhrufer attraktiver zu gestalten. Wie haben Sie dieses Engagement denn bündeln können?

Der Werdener Landschaftsarchitekt Fredi Terfrüchte übernahm die Leitung des Arbeitskreises während der Planungsphase, erarbeitete einen Grünordnungsplan und unterbreitete eine Vielzahl von Vorschlägen. Der Versuch, seine Ideen mit Totschlagargumenten, wie z.B. nicht finanzierbare Visionen, zu torpedieren, scheiterte dank der Unterstützung der Bezirksvertretung IX und von Grün und Gruga. Grün und Gruga erarbeitete die Ausführungsplanung und übernahm die Bauleitung. Dank des rührigen Bauleiters Thomas Tittel können heute die Besucher über eine gepflasterte Promenade entlang einer gepflegten Grünfläche den Brehm mit seinen vielfältigen Möglichkeiten für Spiel und Sport erwandern, sich im Biergarten stärken und auf der Sitzstufenanlage, der „Heino Thiele Treppe“, die Seele baumeln und die Füße im Wasser planschen lassen. Vorausschauend hatte Thomas Tittel schon während der Bauausführung Leerrohre für eine spätere Beleuchtung der Heino- Thiele- Treppe legen lassen. Nun wird sie von allen Besuchern, die Werden vom Bredeneyer Berg anfahren, als beleuchtetes Kunstobjekt wahrgenommen.

Gut angenommen werden auch die Open-Air-Veranstaltungen auf dem Treidelplatz.

Auf jeden Fall, denn der Werdener Bürger- und Heimatverein war vorausschauend und hat frühzeitig einen Starkstromanschluss legen lassen, um eine Idee von Fredi Terfrüchte doch noch umsetzen zu können. Er plante immer, die überdachte Fläche unter der Gustav-Heinemann-Brücke für Open-Air-Veranstaltungen zu nutzen. Das ist inzwischen mehrfach praktiziert worden. Zuletzt mit immerhin 500 Fußballfans beim „Rudelgucken unter der Brücke“.

Ihnen reicht nicht, was bislang am Ruhrufer umgesetzt wurde?

Nein, denn wieder hat man den Eindruck, Essen weiß gar nicht, dass es an der Ruhr liegt. Es wäre so leicht, „Werden ans Wasser II“ aufzulegen und die Promenade mit begleitender Grünfläche auf der anderen Ruhrseite bis hin zu der schönen Grünanlage hinter der Sportanlage im Löwental fortzuführen. Der geplante Rückbau des Asylantenheimes im Löwental macht es möglich.

Die Diskussion über die künftige Nutzung dieser Fläche ist in vollem Gange. Kita oder Hotel?

Ein Hotel mit Außengastronomie zur Ruhr ausgerichtet wäre an dieser Stelle auf jeden Fall richtiger als eine Kindertagesstätte, für die sich sicher auch ein anderes Grundstück finden lässt. Die Zugänglichkeit des Ruhrufers für die Öffentlichkeit aber müsste auf jeden Fall gewährleistet sein. Ich bin gespannt, ob die Planungsverwaltung diese Chance nutzt. Die Politik ist gefragt.