Essen-Kettwig. . SPD beantragt in der Bezirksvertretung, das geschenkte Ziffernblatt wieder in den Stadtteil zu geben. Was OB Kufen zu diesem Ansinnen sagt.

„Geschenkt ist geschenkt und wiederholen ist gestohlen“, lautet ein Sprichwort. Aber wenn es für eine Schenkung keine schriftlichen Unterlagen gibt, gilt das dann auch? Mit dieser Frage wird sich die Bezirksvertretung IX am Dienstag kommender Woche, 26. Juni, in ihrer Sitzung im Kettwiger Rathaus beschäftigen.

Es geht um eine Kirchenuhr, die der Verein Kettwiger Museums- und Geschichtsfreunde gerne wieder im Stadtteil zeigen möchte. Sie hängt allerdings im Foyer des Rathauses in der Innenstadt – und ist seit 1979 Eigentum der Stadt Essen. Die SPD-Fraktion hat sich dieser Sache angenommen.

Zuerst im Kettwiger Heimatmuseum ausgestellt

Die Kirchenuhr ist datiert auf das Jahr 1749 und hing einstmals im Innenraum der evangelischen Kirche am Markt. „Im Rathaus hängt das Ziffernblatt, das Uhrwerk dazu gibt es noch in der Kirche, hinter der Orgel“, weiß Armin Rahmann von den Museums- und Geschichtsfreunden. Es handelte sich um eine Predigeruhr, auf der die Pastoren sehen konnten, wie lange sie gepredigt haben.

„Vermutlich bei einer Renovierung ist das Ziffernblatt runtergenommen worden“, sagt Rahmann. Von dort aus gelangte es in den 30er Jahren ins Kettwiger Heimatmuseum, kam nach dessen Auflösung aber wieder zurück in die Kirche. Dort wurde das Ziffernblatt aber alsbald ausrangiert.

Restaurierung mit Hilfe des Folkwang Museums

Wilfried Jürgens, seines Zeichens Küster der ev. Gemeinde, entdeckte es in den 70er Jahren wieder und restaurierte das 1x1 Meter große Holzstück mit Unterstützung des Folkwang Museums. 1979 bot er es der Essener Stadtverwaltung für den Neubau des Rathauses an. Die nahm das Geschenk an und platzierte die Predigeruhr am Aufgang zum Ratstrakt.

Nun stellt die SPD den Antrag, die Verwaltung solle alle notwendigen Schritte für eine Rückführung des Zifferblattes der historischen Predigeruhr nach Kettwig einleiten. Als neuer Ausstellungsort soll hierbei das Foyer des alten Rathaustraktes in Kettwig dienen. Denn: Die genauen Modalitäten der Schenkung seien unbekannt. Und Bemühungen Kettwiger Bürger, das Zifferblatt wieder an seinen Ursprungsort heimzubringen, insbesondere im Reformationsjahr 2017, wurden negativ beschieden.

Die Meinung von OB Thomas Kufen dazu ist eindeutig. In einem Brief schreibt er: „Das Ansinnen ein der Stadt Essen überreichtes Geschenk wieder zurückverlangen zu wollen, mutet doch eher merkwürdig an.“ Vielmehr lasse man dem Stadtteil Kettwig durch die Dauerausstellung im Rathaus eine ganz besondere Bedeutung zukommen. „Es ist der einzige von insgesamt 50 Stadtteilen, der durch das Geschenk von Herrn Wilfried Jürgens eine herausragende Beachtung findet.“