Essen-Heidhausen. . Der zweite Abschnitt des Historischen Pfades Werden-Land führt vom Heidhauser Rathaus bis ins Hespertal. Eine Führung über verschlungene Wege.

Hannelore Kahmann ist eine engagierte Heimatforscherin im Werdener Bürger- und Heimatverein. Sie hat an der Erstellung des Denkmalpfades mitgewirkt und führt Interessierte gerne über die verschlungenen Wege durch Werden-Land auf der Suche nach historischen Orten. Diese Zeitung begleitete jüngst eine Gruppe Wanderer über den zweiten Abschnitt des Historischen Pfades Werden-Land – vom Heidhauser Rathaus bis ins Hespertal.

Die Mitwanderer kommen aus der näheren Umgebung, aber auch aus Borbeck und Steele. Hannelore Kahmann steht vorm alten Rathaus, die 30-köpfige Wanderschar hängt ihr an den Lippen: „1904 wurde Ferdinand Aloys Schaphaus erster Bürgermeister von Werden-Land. Es wurde ein Gelände erworben, 1910 das Rathaus gebaut. Direkt nebenan stand das Wohnhaus des Bürgermeisters mit schönem Garten und einem Pavillon.“

Ein versteckt liegender Friedhof

Später wurde das Rathaus bis 1965 als Adolf-Clarenbach-Schule für die evangelischen Kinder genutzt. Seit 1993 steht das repräsentative Rathaus unter Denkmalschutz, 2003 verkaufte die Stadt Essen, nun ist es ein Hotel.

Durch die Kamillus-Siedlung geht es nun, hier erinnert die Ur-Heidhauserin an Männer wie ihren Vater, die mit eigenen Kräften ihre Häuser bauten. Im nahegelegen Steinbruch holte sich das Familienoberhaupt die benötigten Steine. Oft brachte die kleine Hannelore ihm dorthin den Henkelmann.

An einigen Gebäuden in Heidhausen sind alte Schriftzüge zu erkennen, die auf frühere Funktionen verweisen.
An einigen Gebäuden in Heidhausen sind alte Schriftzüge zu erkennen, die auf frühere Funktionen verweisen. © Thomas Gödde

Der versteckt liegende Friedhof der Kamillianer zieht den Blick auf sich, auch kann man hier eine herrliche Fernsicht genießen. Vor dem Kamillushaus schwelgt Hannelore Kahmann in Kindheitserinnerungen: „Die Küche befand sich im Keller. Meine Schwester war dort angestellt und ich war doch so eine Naschkatze. Da schlich ich mich nach der Schule zum Fenster und bekam immer etwas Gutes, eine Suppe oder einen Pudding.“

Erinnerung an die Einschulung

Jetzt ist die Gruppe fast am südlichsten Rand der Stadt Essen angekommen, hier befand sich die Coelestinschule, im Jahr 1712 von Abt Coelestin ermöglicht. Die vierdreiviertel Morgen große Fläche Landes bekamen die Heidhauser geschenkt, aber die Schule mussten sie selbst bauen. Hannelore Kahmann erinnert sich an ihre Einschulung 1948: „Wir waren 64 i-Dötzchen.“ 1978 musste das Gebäude an der Wimberstraße dem Bildungszentrum für Entsorgung und Wasserwirtschaft weichen.

Im Jahr 2012 trafen sich an die 300 ehemalige Schüler und Lehrer und erinnerten in einem Festakt an die Schulgründung vor 300 Jahren. Die Gedenktafel war übrigens Keimzelle des Historischen Pfades, angeregt durch Bezirksbürgermeister Michael Bonmann.

Kobaltblau für die Glasfabriken

Mäandrierend schlängelt sich der Pfad in den Wald und führt bergab bis ins Hespertal. Eine gute Wegstrecke und vor allem etliche herrliche Ausblicke später kommt die Gruppe dort an und wird mitgenommen auf einen spannenden Blick zurück in die Industriegeschichte der Region. In der Bläufabrik wurden seit 1773 Kobalterze unter Zugabe von Alaun geröstet und so die sogenannte „Schmalte“ produziert.

Dieses blaue Glas wurde mithilfe eines durch die Wasserkraft des Rosenbachs angetriebenen Walzsteins zerkleinert. Stoff-, Papier- und Glas-Fabriken, aber auch Porzellanmanufakturen nutzten Kobaltblau als Basisfarbe. Auch das Delfter Blau leuchtete durch das begehrte Farbpulver aus dem Hespertal besonders schön.

Im Gänsemarsch geht es das Hespertal entlang, dann ist Hesperbrück erreicht. Mehr als zwei Stunden sind wie im Fluge vergangen, wer mag, kann nun nach Hause laufen. Es geht aber auch bequemer, schließlich ist die Haltestelle vis-à-vis und der Bus kommt auch bald.

>> Dritter Abschnitt folgt im Februar 2018

Nun gilt es, noch den dritten Abschnitt des insgesamt 13,5 Kilometer langen Historischen Pfades zu erwandern. Hannelore Kahmann wird von den Tier-Skulpturen am Schwarzen durch die alte Honnschaft Fischlaken und dann den Berg herunter bis zum Ausgangspunkt am Werdener Treidelplatz gehen.

Einen Termin für die Wanderung gibt es auch schon: Es ist Samstag, 24. Februar 2018. Los geht es um 14.30 Uhr.