essen-Werden. . Druckfrisch liegt er vor: Die Werdener Traditionsvereine bringen den 15. Band der „Geschichten aus der Werdener Geschichte“ auf den Markt.
Das Titelbild zeigt das stattliche Werdener Kaufhaus Wusthoff. Das stand einst dort, wo sich jetzt der Ludgerusbrunnen befindet. Direkt daneben die ersten Häuser des Klemensborns. Klaus Höffgen erinnert sich: „Ein Schuhkauf im Hause Bekx dauerte eine gefühlte Ewigkeit, weil meine Oma mit der alten Frau Bekx in die Schule gegangen war. Die quatschten dann stundenlang.“
Hausmittelchen und Rezepte
Der Geschichts- und Kulturverein legt in Zusammenarbeit mit dem Bürger- und Heimatverein den 15. Band seiner Reihe um die Werdener Geschichte vor. Acht Autoren präsentieren auf 216 Seiten jede Menge Wissenswertes und Überraschendes. Heinz-Josef Bresser tauchte ab in die „Asservatenkammer“ des Geschichts- und Kulturvereins und legt eine umfassende Betrachtung der von Werdener Äbten geprägten Münzen vor. Einer dieser Äbte, nämlich Benedikt von Geismar, leitete die Abtei fast 30 Jahre und starb 1757. Sein Nachruf ist der Nachwelt erhalten, verfasst von Kanzleidirektor Johann Everhard Dingerkus. Klaus Höffgen: „Es heißt immer, du darfst über alles predigen, nur nicht über zehn Minuten. Daran hat sich Dingerkuß, wie es wohl korrekt heißen muss, nicht gehalten.“
Was man nicht alles Überraschendes findet auf alten Zetteln in noch älteren Büchern… Franz Josef Schmitt hat wieder „unglaubliche Klamotten“ ausgegraben. Diesmal widmet er sich Hausmittelchen und Rezepten, die über die Jahrhunderte vererbt wurden. Auch „Tierisches“ hat er gefunden, etwa so: „Ein probatus Mittel, wen ein Kuh keine gutte Butter gieb“ oder „wan ein pferd durch hitze die augen anfangen blindt zu werden“.
Das Rätsel um den verschollenen
Bildstock der Clemenskirche
Herbert Schmitz aus Haarzopf berichtet über das Landsberger Haus, die Aufhebung der Werdener Abtei im Jahr 1802 und den Kettwiger Bauern Drucks.
Klaus Höffgen berichtet vom Rätsel um den verschollenen Bildstock der Clemenskirche. Der Bildstock wurde später originalgetreu neu erschaffen. Das wieder aufgetauchte Bildnis des taufenden Ludgerus hängt mittlerweile in der Luciuskirche. Mit der im Jahr 957 geweihten St.-Clemens-Kirche beschäftigt sich auch Edith Tekolf. Weite Reisen unternahm die Heidhauserin zur Recherche.
Stadtarchäologe ist gern gesehener Gast
Wenn irgendwo in Werden gebuddelt wird, läutet es Alarm bei Detlef Hopp. Der Stadtarchäologe ist gern gesehener Gast im Abteistädtchen. Beim Neubau des Edeka Centers durften Hopp und seine Mitstreiter in die Baugrube klettern. Im früheren Bachlauf der „Kreuzenbeck“, die weiter bergab als Mühlenbach auch die Fischteiche speiste, wurde ein spannendes Artefakt geborgen: eine Balkenwaage aus Metall. Eigentlich zu klein für den praktischen Gebrauch, außerdem vergoldet. Das Rätsel ließ Hopp nicht ruhen, nun vermutet der Stadtarchäologe, es könne eine sogenannte „Seelenwage“ sein und aus einer der Werdener Kirchen stammen.
Hohes Traditionsbewusstsein
Anna Martin vom Institut für deutsch-jüdische Geschichte beschäftigt sich mit dem Friedhof der jüdischen Gemeinde Werden. Der inzwischen verschollene Grabstein ihres Gründers Juspa Herz hatte eine Besonderheit, ist zwar in hebräischen Buchstaben, aber auf Deutsch verfasst. Dies war 1846 nicht mehr üblich. Die Inschrift zeugt von hohem Traditionsbewusstsein und dürfte das Empfinden der Werdener widerspiegeln.
Das Buch „Geschichten aus der Werdener Geschichte“ ist eine Jahresgabe der Werdener Traditionsvereine für ihre Mitglieder.
Es ist aber auch zum Preis von 19,90 Euro u.a. in der Buchhandlung Schmitz in Werden (Grafenstraße 44) erhältlich (ISBN 978 3 932443671).