essen-Werden. . Heute findet man auf dem Grundstück am Klemensborn in Werden nur noch die Fundamente der Clemenskirche – abgerissen wurde sie vor 200 Jahren.
„Hier in der Mitte der drei Apsiden stand der Hauptaltar“, erklärt Edith Tekolf und zeigt Richtung Hang auf die Überreste der Clemenskirche, die 1817, also vor genau 200 Jahren, abgerissen wurde. Die alten Bruchsteine sind mit Grünspan übersät, Herbstlaub wirbelt über den Boden, Sonnenstrahlen schimmern durch die Bäume. „Ein mystischer Ort“, sagt Edith Tekolf über die alte Clemenskirche, der sie seit etwa anderthalb Jahren viel Zeit, Arbeit und Aufmerksamkeit widmet. Fast liebevoll bezeichnet sie das Grundstück im Wald am Klemensborn als „ihren Ort“ – es ist Zufall, dass Edith Tekolf 1957 geboren wurde – exakt 1000 Jahre nach der Weihe der Kirche.
Aufmerksam auf die einstige Kirche wurde sie 2015 durch einen Zeitungsaufruf zu einer Saubermachaktion auf dem Gelände, von dem sie nur einen Katzensprung entfernt wohnt. Im selben Jahr besuchte die Ärztin ein Seminar im Kloster Bursfelde an der Weser und sah hier Parallelen zu der Kirche in Werden. Das Kloster wurde, wie die Clemenskirche, über einer Quelle gebaut und lag ebenfalls in der Nähe eines Flusses.
Über einer Quelle gebaut
Ab diesem Zeitpunkt ging ihr die Clemenskirche nicht mehr aus dem Kopf. Sie nahm erste Recherchen in Angriff, und die Idee für ein Buch über die Pfarrkirche war geboren. Edith Tekolf holte sich Informationen aus dem Internet, stöberte in Archiven, setzte sich mit dem Denkmalamt in Verbindung, verbrachte unendlich viele Stunden in Bibliotheken und reiste letztendlich sogar bis nach Holland, wo sich eine sogenannte Drei-Apsiden-Saalkirche noch heute befindet – in der Nähe von Arnheim.
„Es ist ein mühsamer Weg, bis alle Mosaiksteine ein Bild ergeben“, sagt die gebürtige Münsteranerin, die seit 1989 in Werden lebt.
Das Buch umfasst bereits 80 Seiten
Ihr Buch, das momentan bereits 80 Seiten umfasst, müsse schließlich Hand und Fuß haben, alles müsse belegt werden. Die nächste Reise führte sogar in die Schweiz, wo sich ebenfalls noch Kirchen ähnlichen Bautyps und aus dieser Zeit befinden. „Ich wollte ein Gefühl dafür bekommen, wie die Clemenskirche mal ausgesehen haben muss“, begründet sie ihre Forschungsreisen.
Erste Bauzeichnungen folgten
Ab diesem Zeitpunkt packte es auch ihren Mann, den Architekten Michael Baumgartner, der bis dato eigentlich nur ein müdes Kopfschütteln für das Projekt seiner Frau übrig hatte. Zurück aus der Schweiz, fertigte Michael Baumgartner erste Bauzeichnungen der Clemenskirche an und rekonstruierte auf Basis des Grundrisses, wie sie mal ausgesehen haben muss.
Aufschluss gaben dem Architekten auch die Länge der Hölzer sowie die Menge an Steinen, die verbaut wurden. Über diese Steine existiere tatsächlich noch Schriftverkehr in Form einer Rechnung. „Der Gastwirt Theodor Ferber erbaute aus diesen Steinen seine zweite Kneipe an der Brückstraße, etwa dort, wo sich heute die Ambulanz des Krankenhauses befindet“, weiß Edith Tekolf. Die Mauer sei noch heute zu sehen.
Der Bildstock steht heute in der Luciuskirche
Mit dem Erwerb der Steine verpflichtete sich Ferber ein sogenanntes Heiligenhäuschen am Standort der alten Clemenskirche zu errichten. Der obere Teil, der Bildstock, verschwand eines Tages spurlos, 1987 erneuerte man ihn. Doch nur wenig später fand man das Original des oberen Teils ein paar Meter weiter im Wald – dieser steht heute in der Luciuskirche. „Allein die Geschichte des Bildstocks ist eigentlich schon ein ganzes Kapitel wert“, sagt Edith Tekolf und lacht.
Und: Ihre Doktorarbeit sei ein Klacks gegen das seitenlange Schriftstück über die Clemenskirche gewesen. Ihren zukünftigen Lesern möchte sie eines Tages fundierte Informationen geben, die man auch mit Freude und Spannung lesen kann. Wann das Buch erscheinen wird, kann Edith Tekolf jedoch noch nicht sagen.