essen-Kettwig. . Das „Rex“ in der Kaiserstraße ist eine der wenigen Kneipen, die Kettwig noch hat. Wirt Uwe Straßmeier hört auf – hat aber Nachfolger gefunden.

Wer nichts wird, wird Wirt – ein Spruch, dem auf der ultimativen Liste der dümmsten Weisheiten einer der vorderen Plätze gehört. Denn der Job hinterm Zapfhahn ist äußerst anspruchsvoll. Da muss Mann oder Frau ein bisschen von Psychologie verstehen, eine klare Linie haben und Grenzen ziehen, Präsenz zeigen, mit den stetig wachsenden Auflagen in der Gastronomie klarkommen, das Personal pflegen, manchmal alle alleine unterhalten, den Gast nie die schlechte Laune spüren lassen und, und...

Einer der’s kann, ist Uwe Straßmeier. Doch der Chef vom Rex, Kettwigs kleiner Kneipe, hört auf. Am 9. Dezember ist endgültig Schluss. Fast genau nach fünf Jahren wird der 58-Jährige das letzte Mal hinter dem Tresen der Eckkneipe in der Kaiserstraße stehen. Insgesamt knapp 15 Jahre Gastronomie in Kettwig lautet dann seine Bilanz. Und Wirt war er immer im Anschluss an einen ganz normalen Arbeitstag. Freizeit? Gab’s nicht. Bis jetzt.

In Kettwigs Kneipenszene etwas bewegen

Vor der Zeit im Rex hatte er gemeinsam mit seiner Frau Petra den „Kirschbaum“ an der Hauptstraße gepachtet. „Da mussten wir nach fast zehn Jahren plötzlich raus“, erzählt der gebürtige Duisburger.

„Das Rex habe ich dann wegen meiner Stammgäste übernommen und weil ich in Kettwig noch etwas bewegen wollte.“ Er bot regelmäßig Live-Musik an, schloss damit eine Lücke.

In Sachen Live-Musik bleibt alles wie es ist

Jetzt hört er auf – aber es geht weiter. Carmen und Martin Junker übernehmen den Staffelstab. Und besonders die künftige Chefin kennt sich aus in Kettwigs Kneipenszene, denn ihre Eltern Irmchen und Günther Müller haben 25 Jahr lang das „Eck“ betrieben. Noch heute eine zünftige Altstadtkneipe, vis-a-vis des Rex. „Ein richtiges Familienleben kennt man in der Gastronomie nicht. Ich konnte als Zwölfjährige schon Jägerschnitzel machen“, erinnert sie sich.

Ändern wollen die Junkers nichts, denn „das Konzept, wie Uwe es hat, ist perfekt. Wir setzen das genau so fort. Schöne Musik hören, lachen, tanzen...“, sagt Carmen Junker. Und auch in Sachen Live-Musik soll alles so bleiben wie es ist, verspricht die 52-Jährige.

Gezapft wird dann nur noch ehrenamtlich

Für Uwe Straßmeier wird sich allerdings eine Menge ändern. Keine Kneipenschicht nach dem stressigen Acht-Stunden-Tag, sondern von „Vollpower auf ruhiger“, sagt er. Sport will er machen, mit dem Rad fahren, vielleicht sogar den kompletten Ruhrtalradweg. Wenn er noch mal hinter dem Zapfhahn stehen wird, dann ehrenamtlich. Zum Beispiel bei Veranstaltungen der Freiwilligen Feuerwehr. Dem „Rex“ wird er nicht den Rücken kehren, „sondern auf jeden Fall als Gast kommen“. Als Mitglied im schon traditionsreichen Knobelklub der kleinen Kneipe.

Dass es mit dem „Rex“ weitergeht, ist gut für Kettwigs extrem ausgedünnte Kneipenlandschaft. Weit mehr als 70 Wirtinnen und Wirte gab es noch vor einigen Jahrzehnten – die Thekenkultur wird heute in kaum mehr als einer Handvoll Gaststätten gepflegt. Ihren Platz am Tresen suchen die Kettwiger mehr und mehr in Rüttenscheid oder im benachbarten Ratingen. Carmen und Martin Junker wollen weiter dagegenhalten. So wie Uwe Straßmeier.

Die letzte Schicht und Fassleerung

Die letzte Schicht: Am Samstag, 9. Dezember, lädt Uwe Straßmeier seine Stammgäste zur Fassleerung ein. Los geht’s um 14 Uhr. Mit dabei: DJ Mike.

Wiedereröffnung: Nach einer kurzen Renovierungspause werden Carmen und Martin Junker die Türen der kleinen Kettwiger Eckkneipe wieder aufschließen – und zwar am Freitag, 22. Dezember.

Silvesterparty: Und zum Jahreswechsel wollen die Junkers gleich zünftig feiern. Alle Infos gibt’s direkt vor Ort: Rex, Kaiserstraße 1, Kettwig.