Essen-Kettwig. . Dirk Bonkhoff ist ranghöchster Essener Jeck - Präsident des Landesverbandes rechter Niederrhein im Bund Deutscher Karneval. Was für ein Titel...
Heute mal das ganz große Programm: Zum Sessionsstart um 11.11 Uhr wird Dirk Bonkhoff in Ratingen sein, so um die Mittagszeit macht er Station in Essen, nachmittags ist er dann in Duisburg, und am Abend steht die Prinzenkürung in Duisburg auf dem Programm.
Und unterwegs ist der Kettwiger in allerhöchster und offizieller Mission, denn seit Ende Juni 2017 ist er quasi der Obernarr vieler großer Städte, denn an diesem Tag wurde er zum (Achtung, langer Titel folgt) Präsidenten des Landesverbands Rechter Niederrhein (LRN) im Bund Deutscher Karneval (BDK) gewählt. Der Verbandsbereich reicht von Emmerich im Norden bis nach Ratingen.
Er kam durch einen Zufall zum Karneval
Alles, was dort in Sachen Karneval so abgeht, ist also sein Ding – er ist der Chef von 116 närrischen Vereinen mit insgesamt rund 20 000 Mitgliedern. Da kann man schon mal die Narrenkappe ziehen, aber Dirk Bonkhoff bleibt ganz entspannt, ist schon viel zu lange im Geschäft, um sich von der Verantwortung beeindrucken zu lassen.
Dabei kam er nur durch Zufall zum Karneval. Oder besser: durch die Liebe. „Meine damalige Freundin hat mich vorsichtig gefragt, ob ich so freundlich sein könnte beim Rosenmontagszug in Ratingen den Damenwagen zu fahren.“
Vom Schatzmeister zum Chef
Das war im Jahr 1986, und er setzte sich für den Kettwiger Karnevalsclub Blau-Weiß, der damals das 22-jährige Bestehen feierte, ans Steuer. Nur widerwillig, versteht sich. Und? Wie war’s? „Es ging so. Viel zu laut. Und wir kamen nicht vorwärts“, sagt Essens ranghöchster Karnevalist und muss lachen, als er sich an die Situation erinnert.
Doch infiziert? Muss wohl, denn 1989 trat er in den Verein ein und wurde schnell Schatzmeister. Kein Wunder, denn im wahren Leben ist Dirk Bonkhoff Banker, ist seit mittlerweile 30 Jahren bundesweit für die Deutsche Apotheker- und Ärztebank im Einsatz.
Sprung an die Spitze des KKC
1994 dann der Sprung an die Spitze des Kettwiger Jeckenvereins – er wurde Vorsitzender. Vor einem halben Jahr legte er dieses Amt nieder, „aber das hat definitiv nichts mit meiner neuen Aufgabe zu tun. Dem KKC bin ich nach wie vor sehr verbunden, aber die Luft war einfach raus.“
Außerdem sind da noch die Kettwiger Jecken. Auch diesen Verein führt er an. Der wurde 2013 gegründet, um den Kettwiger Karnevalszug zu retten. Der findet alle zwei Jahre statt. 2018 wird es wieder soweit sein. Für Dirk Bonkhoff und das Vorstandsteam im Moment viel Arbeit, „aber nach dem Zug ist ein Jahr Pause.“
Karneval macht halt keine Pause
Auch beim LRN machte er schnell Karriere. Zum 44-Jährigen KKC-Bestehen war der damalige Präsident Dieter Seedorfer zu Gast. Der hörte, dass Bonkhoff Banker ist und wusste, dass dem Landesverband gerade der Schatzmeister fehlte. Die Stufen der Karriereleiter: erst Beisitzer, dann Schatzmeister, einige Jahre Geschäftsführer – und jetzt Präsident. In den wenigen Monaten Amtszeit hat er schon über 70 Termine absolviert, ist 2000 Kilometer im Dienste des närrischen Frohsinns gefahren – „ich war bei unzähligen Sommerfesten. Alle wollen den neuen Präsidenten sehen. Karneval macht halt keine Pause“, sagt der 57-Jährige. „Aber das ist nun mal mein Hobby, und es macht Spaß.“
Ihn begeistert auch die Historie des Karnevals. „Kaum einer weiß, dass es über 400 verschiedene Helau-Rufe gibt.“ Und er wünscht sich, „dass wir auch die Jugend an dieses liebenswerte Brauchtum binden können.“ Und Karneval sei zu wichtig, um ihn mehr und mehr der Kommerzialisierung zu überlassen – „man sollte mit Karneval nicht nur Geld verdienen wollen“, findet der Präsident.