Essen-Kettwig. . An großen Konzerthäusern war er schon zu Gast – und einmal in der Woche gibt Christian von Gehren eine Gesangsstunde in einer Kettwiger Kita.

Wie ein typischer Tag in der Kita der Kinderinitiative Kettwig (KiK) aussieht, kann man auf der Homepage nachlesen. Es gibt eine Begrüßungsphase, einen Begrüßungskreis, freies Spiel, dann kommt man wieder zusammen - bis zum Mittagessen...

Nur montags. Da ist alles ein bisschen anders, denn ab 9 Uhr steht Singen auf dem Programm. Und am Klavier sitzt ein ganz besonderer Gast.

„Wir wagen uns schon an schwierigere Lieder“

Seit 2016 vermittelt der Dirigent Christian von Gehren den Kindern die Freude am gemeinsamen Singen. An diesem Morgen ist die kleine Kimi als erste da. Sie setzt sich auf eine der großen Turnmatten, mit denen Erzieherin Ilona Königsbüscher den Raum ausgelegt hat. „Bis zu 54 Mädchen und Jungen im Alter von einem bis zu sechs Jahren nehmen teil“, sagt sie. „Erst war die Aktion nur für Vorschulkinder gedacht, aber auch die Kleineren fanden das total faszinierend. Und alle haben im Laufe der Zeit so viel gelernt. Jetzt wagen wir uns schon an schwierigere Lieder.“

Mittlerweile sind alle da. Auf den Matten neben Kimi ist kein Platz frei. Christian von Gehren kommt, setzt sich ans Klavier, begrüßt – und ist gleich mittendrin. So wie die Kinder auch. Von Gehren erinnert ans vergangene Herbstfest. Toll habe der Auftritt des KiK-Chores geklappt, und „ihr habt besser gesungen als eure Eltern.“ Ein großes Kompliment, das ankommt.

Jeder Mensch ist musikalisch

Der Herbst ist da – das erste Lied dieses Morgens. Erst werden alle Strophen gesprochen. Die Kinder erinnern sich leicht an alles Erlernte. „Und benutzt beim Singen die Zunge, den Mund, die Zähne... und die Luft“, sagt Christian von Gehren. Jetzt wird gesungen. Alle vier Strophen hintereinander.

Der ehrenamtliche Einsatz in der Kita an der Schmachtenbergstraße macht dem Kettwiger Musiker sichtlich viel Freude. Seine vierjährige Tochter besucht die Einrichtung, und er ist davon überzeugt, „dass jeder Mensch musikalisch ist. Aber der Stellenwert von Musik in unserer Gesellschaft ist leider nicht mehr sehr hoch, und auch in vielen Elternhäusern wird das gemeinsame Singen nicht mehr vermittelt.“

Lehrauftrag an der Hochschule in Düsseldorf

Christian von Gehren lebt mit seiner Familie in Kettwig und hat sich als Dirigent einen großen Namen gemacht. Seit 2016 hat er an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf einen Lehrauftrag für Dirigieren. Doch dem renommierten Musiker ist die Arbeit an der Basis besonders wichtig, denn „Musik reißt mit, und man merkt, dass die Kinder Spaß haben, sie sind glücklich. Das Singen ist einfach ein unheimlich schönes Gemeinschaftserlebnis“.

Jetzt ist das Eulenlied an der Reihe – nicht mehr im Sitzen wird gesungen, denn zum Lied gehören dem Text entsprechende Bewegungen. „Das ist eine kognitive Herausforderung“, sagt Christian von Gehren. Eine, die die Kik-Kinder problemlos meistern.

Übrigens: Die mittlere seiner drei Töchter besucht die Schmachtenbergschule. Und auch dort gibt es ein besonderes musikalisches Angebot: Singen mit Christian.