ESSEN-Kettwig. . Vor 20 Jahren wurde die Interessengemeinschaft Alter Bahnhof Kettwig gegründet. Bürger wollten die Schrottimmobilie an der Ruhrtalstraße retten.

Mutig waren sie, die 18 Gründungsmitglieder der Interessengemeinschaft Bahnhof Kettwig. Vor 20 Jahren machten sie sich an das geradezu wahnwitzige Vorhaben, aus dem völlig maroden Gebäude an der Ruhrtalstraße ein Bürgerzentrum zu machen – mit den Schwerpunkten Kultur und Sport. Und genau 20 Jahre später konnte gefeiert werden. Am Sonntag, in großem Rahmen.

Durch ehrenamtliches Engagement, in enger Zusammenarbeit mit dem Essener Sportbund – und ohne regelmäßige Subventionen – wurde der Alte Bahnhof zu einer Erfolgsgeschichte.

Erinnerung an die sorgfältigen Planer

Der damalige Kettwig-Koordinator Peter Hoffmann, der vor vier Jahren verstarb, und die ebenfalls leidenschaftlichen Kettwiger Armin Rahmann und Friedrich Gräbe setzten das Projekt quasi auf die Schiene.

Wolfgang Lettow, Vorsitzende der IG Bahnhof, erinnert an die Sorgfalt der Planer: „Die Sanierung war mit 2,7 Millionen Euro veranschlagt, und dieser Betrag wurde nur um 1,4 Prozent überschritten. Und das, obwohl die allgemeinen Kosten im gleichen Zeitraum um zwölf Prozent gestiegen waren.

Der Alte Bahnhof hatte viele Unterstützer

Unterstützer hatte der Alte Bahnhof viele. Sponsoren, die Krupp Stiftung, die Stadt Essen, das Land NRW, das Arbeitsamt und die Bezirksvertretung halfen nach Kräften. Im April 2003 konnte Einweihung gefeiert werden.

Essens Kulturdezernent Andreas Bomheuer lobte in seiner Rede die Einrichtung, die „ein gutes Beispiel für ein selbstverwaltetes Bürgerzentrum“ sei. Doch er wies auch auf einen „Fehler im System“ hin, denn der Vertrag zwischen der Stadt Essen und der IG Bahnhof verpflichtet den Verein, sich nicht nur um die Kurse und Veranstaltungen zu kümmern, sondern auch um das komplette Gebäude und das dazugehörige Gelände. Bomheuer: „Es kann nicht sein, dass solche Initiativen auf der einen Seite für ‘Dach und Fach’ herangezogen werden und andererseits keine Rücklagen bilden dürfen.“

Vertrag ist „überarbeitungswürdig“

Ein Punkt, den Wolfgang Lettow schon seit langem kritisiert, und der die Arbeit der IG Bahnhof lähmt: „Wir müssen uns um die gesamte Immobilie kümmern – und nicht nur um die Inhalte und die Betriebskosten. Das ist definitiv ein Webfehler.“ Und auch Bezirksbürgermeister Michael Bonmann mahnte an, dass der Vertrag „überarbeitungswürdig“ sei.

Sein enger Terminplan an diesem Wahlsonntag brachte OB Thomas Kufen ans Ende der Rednerliste – quasi „als letzte Hürde vor dem Büfett“. Sein Appell und gleichzeitig ein Dankeschön ans bürgerliche Engagement: „Wenn die Stadt nicht in die Pötte kommt, springt der Bürger ein. Der Bahnhof ist ein gutes Beispiel dafür, wenn es nicht heißt, ‘man müsste mal...“, sondern, wenn gemacht wird.“

Rathaus Kettwig wird „zu Ende gebaut“

Und er hatte den Kettwigern auch ein Versprechen mitgebracht: „Wir werden das Rathaus Kettwig zu Ende bauen – da wird es auf jeden Fall weitergehen.“