Essen-Kettwig. . Die Ehrenamtler von „Kettwig hilft“ sind in der Asylunterkunft an der Ruhrtalstraße Ansprechpartner in allen Dingen des Alltags. Ein Besuch.
Im Gemeinschaftsraum der Kettwiger Flüchtlingseinrichtung an der Ruhrtalstraße wird es eng. Weitere Stühle werden hereingetragen, die Menschen rücken zusammen. Auf dem Tisch stehen Fladenbrot, Joghurtdip und süßes Gebäck. Die meisten trinken dazu eine Tasse Tee.
Alle zwei Wochen dienstags ist Familiencafé im Flüchtlingsheim. „Das hat sich hier zu einem richtig guten Treffpunkt entwickelt“, sagt Angelika Kleinekort, Vorsitzende des Vereins „Kettwig hilft“ erfreut. Die Ehrenamtler hatten mit dem Träger European Homecare das Café schon zügig nach Einzug der ersten Flüchtlinge installiert.
Gemeinsames Frühstück
Seit Jahresbeginn hat es sich eingependelt, dass sich der Frühstückstreff mit der Nähgruppe abwechselt. Dabei wird nicht nur Kleidung selbst angefertigt, gespendete Stücke können auf den zur Verfügung gestellten Nähmaschinen auch umgearbeitet und angepasst werden. „Für die Frauen ein beliebter Treffpunkt, um sich auszutauschen und die deutsche Sprache zu üben“, sagt Ehrenamtlerin Irma Kettel, die von Anfang an dabei ist. Und ergänzt: „Inzwischen müssen wir ja schon wieder Abschied nehmen. Denn einige Familien haben endlich eigene Wohnungen bekommen.“
Zum Beispiel die Familie von Nissan Naamat Abdi. Die 37-Jährige hat acht Kinder, und auch ihre Eltern sind mit aus dem Irak geflohen. Seit zwei Jahren sind sie in Deutschland. Familie Abdi war eine der ersten, die in der Kettwiger Unterkunft ein neues Zuhause gefunden hatten. Nun freuen sie sich auf eigene vier Wände. „Ich bin froh darüber“, sagt die Irakerin, „und die deutsche Sprache lerne ich jeden Tag ein bisschen besser.“
122 Bewohner aus 18 Nationen
Dabei helfen Karten- und Legespiele mit Bildern und Wörtern, die Angelika Kleinekort und ihr Team zum Frühstück mitbringen. „Oft kommen noch die Hände zum Einsatz“, berichtet Kirsten Otto. Die 75-Jährige ist ganz frisch dabei und lernt gerade erst die Bewohner kennen. „Das Café ist auch immer ein Ort, wo die Unterstützer erfahren, wo der Schuh drückt, wo Hilfe gebraucht wird“, weiß Kleinekort.
80 Mitglieder hat der Verein, gut 220 Unterstützer gibt es insgesamt. Sie helfen den Kindern bei den Hausaufgaben, begleiten die Asylbewerber zum Arzt und zu Behörden oder geben Sprachunterricht – der Bedarf ist nach wie vor hoch.
122 Bewohner aus 18 Nationen leben derzeit in der Kettwiger Unterkunft. „Bis zu zwei Jahre kann es dauern, bis der Asylantrag bewilligt ist“, sagt Einrichtungsleiterin Ina Lokotsch. Seit Mai ist das Diakoniewerk Essen Träger dieser Einrichtung sowie der Unterkunft in der Lerchenstraße. Zwei Sozialarbeiter und zehn Einrichtungsbetreuer kümmern sich. Und „Kettwig hilft“. Kleinekort: „Integration ist ein langer Prozess. Die Menschen sollen hier eine neue Heimat finden. Wir helfen ihnen dabei.“
>> Verein „Kettwig hilft“ trifft sich
Zu einer offenen Mitgliederversammlung lädt der Verein „Kettwig hilft“ am Freitag, 13. Oktober, ein. Sie findet um 19.30 Uhr im ev. Gemeindezentrum, Hauptstraße 83, statt. Auf der Tagesordnung stehen u.a. Wahlen zum Vorstand. Wer Näheres zum Verein wissen oder sich selbst einbringen möchte, findet auf der Homepage www.kettwig-hilft.de Infos und Ansprechpartner.