Essen-Heidhausen. . Frauen aus Syrien und Irak möchten hier beruflich Fuß fassen. Im Paul-Hannig-Heim in Heidhausen schauten sie sich verschiedene Arbeitsfelder an.

Dilwien Rashid Jondy lebt seit eineinhalb Jahren in Deutschland. In ihrer Heimat Irak hat die junge Frau keinen Beruf erlernt, sie hat ihre kranke Mutter gepflegt. Nach ihrer Flucht aus dem Irak mit der Familie muss sie sich nun neu orientieren. Eine Ausbildung und eine Tätigkeit in einer Pflegeeinrichtung könne sie sich schon vorstellen, sagt sie. Was für Arbeitsfelder es zum Beispiel in einem Altenpflegeheim gibt, das konnten sie und 14 weitere geflüchtete Frauen am Donnerstag bei einer Besichtigung des Paul-Hannig-Heims in Heidhausen erfahren.

Seit 2012 am Standort Heidhauser Straße

„Wir geben den Damen Gelegenheit, mal hinter die Kulissen unseres Hauses zu schauen“, erklärt Dorothea Röser, Leiterin des Seniorenheimes, das zur Adolphi-Stiftung gehört. Nicht nur im Bereich der medizinischen und pflegerischen Versorgung arbeiten Frauen und Männer in dem seit 2012 an der Heidhauser Straße bestehenden Gebäude. Techniker, Handwerker, Köche, Hauswirtschafter, Verwaltungsfachleute – für die Betreuung und das Wohlbefinden der 105 Bewohner sind unterschiedliche Berufsgruppen zuständig.

In der hauseigenen Wäscherei landen täglich 220 Kilo Wäsche in den großen Trommeln.
In der hauseigenen Wäscherei landen täglich 220 Kilo Wäsche in den großen Trommeln. © Uwe Möller

Die vornehmlich aus Syrien und dem Irak stammenden Frauen haben einen Aufenthaltstitel von drei Jahren. Sie nehmen an einem Modellprojekt des Jobcenters Essen teil, bei dem es für insgesamt 400 Flüchtlinge ein Jahr lang einerseits um die Vermittlung von Deutschkenntnissen geht, andererseits die Teilnehmer aber auch durch verschiedene Aktivitäten, Kurse und Praktika in die Lage versetzt werden, eine Ausbildung anzustreben oder eine berufliche Tätigkeit aufzunehmen.

Praktika und Sprachkurse

„Die Frauen haben wir in einer gesonderten Gruppe zusammengefasst, damit sie einmal unter sich sind. Unserer Erfahrung nach fördert das die Kommunikation untereinander“, sagt Arbeitsvermittler Uwe Ringelberg (Arbeit und Bildung Essen). Koordinatorin Karin Pollmann sieht dies beim Besuch des Seniorenheims bestätigt: „Die Frauen sind sehr offen und interessiert.“ Deutsch beherrschten die meisten zwar noch nicht sehr gut, „aber durch die verschiedenen kreativen Projekte und die Kommunikation untereinander kommt auch die Sicherheit in der Sprache.“ Geübt werde mit den Frauen zum Beispiel auch das Erstellung von Bewerbungsschreiben.

Während die Frauen durch die Küche (150 Mahlzeiten täglich) und die Wäscherei (220 Kilo Kleidung pro Tag in zwei großen Trommeln) geleitet werden, trifft ein Mann auf die Gruppe: Fahadin Abdi. Der 49-jährige Syrer lebt seit vier Jahren hier und hat ein Praktikum als Pfleger im Paul-Hannig-Heim absolviert. Daheim habe er Hospital-Kinder betreut, erzählt er. Nun hofft er, wieder in diesen Bereich einsteigen zu können. Ein Praktikum, kann er den Frauen berichten, ist der erste Schritt. Darauf setzt auch Dorothea Röser: „Vielleicht kommt ja die eine oder andere Teilnehmerin wieder.“

>> Ein Modellprojekt des Jobcenters Essen

Das „Kompetenzzentrum für Flüchtlinge“ ist ein Modellprojekt des Jobcenters der Stadt Essen und läuft seit Ende Oktober 2016. Die Maßnahme ist zunächst auf ein Jahr befristet. 400 Flüchtlinge nehmen derzeit daran teil. Die Teilnehmer werden – aufgeteilt auf die Institutionen Neue Arbeit der Diakonie, Weststadt Akademie GmbH und Arbeit & Bildung Essen GmbH – in Praktika, Kreativkursen und Sprachkursen für eine Berufstätigkeit fit gemacht. Es gibt auch ein Bewerbungstraining.