ESSEN-Kettwig. . Als Geschäftsführerin leitet Kiki Radicke den Verein Medienmonster. Schlüsselkompetenzen im Umgang mit sozialen Medien will er Kindern vermitteln.

Beim Rüttenscheider IT-Unternehmen Adacor ist Kiki Radicke fürs Marketing zuständig, und sie kümmert sich um die Auswahl qualifizierten Personals. Seit sieben Jahren arbeitet die Kettwigerin dort. Auch, „weil man sich hier schon immer sozial engagiert und ein ausgeprägtes Wertesystem hat“. Umweltprojekte wurden finanziell unterstützt, das Kettwiger Kinderheim, der Kinderschutzbund und die Arche-Initiative.

„Vor drei Jahren haben wir überlegt, wie man direkten und positiven Einfluss auf das Medienverhalten von Kindern nehmen kann.“ Das Ergebnis sind die „Medienmonster“. Und Kiki Radicke ist Geschäftsführerin des gemeinnützigen Vereins. „Wir arbeiten von Beginn an eng mit der Jugendhilfe zusammen. Und unser Plan ist es, den Kindern Schlüsselkompetenzen zu vermitteln.“

Erhobener Zeigefinger steht nicht im Mittelpunkt

Dabei steht nicht der erhobene Zeigefinger im Mittelpunkt, aber „es ist trotzdem wichtig, soziale Regeln festzulegen. Und ein Handy sollte durchaus auch einmal ausgeschaltet sein – es muss Zeiten erlaubter Nichterreichbarkeit geben“, sagt die Mutter von zwei Kindern. „Die beiden sind 15 und 19 Jahre alt, und das ist also auch bei uns Thema.“

Tablets für eine Grundschule

Das Team der Medienmonster entwickelt Unterrichtsmodule und tingelt in Essen von Schule zu Schule, „um die Kinder fit fürs Internet zu machen. Derzeit statten wir eine Grundschule mit Tablets aus“, sagt Kiki Radicke. „Wir wollen konstante Partner sein.“

Obwohl alle Adacor-Mitarbeiter die Medienmonster ehrenamtlich und mit großer Akzeptanz unterstützen, „haben wir mit Marc Velten auch noch einen Mitarbeiter, der dafür in Vollzeit im Einsatz ist“. Finanziert wird die Vereinsarbeit durch Spenden – „aber allein Adacor kostet das Projekt rund 50 000 Euro im Jahr“.

Immer mehr Anfragen kommen von den Schulen

Wie wichtig die Arbeit der Medienmonster ist, zeigt die Tatsache, „dass immer mehr Anfragen von Schulen kommen. Wir entwickeln uns mehr und mehr zu Beratern, die Lehrern und Erziehern einen klaren Leitfaden an die Hand geben wollen“.

Derzeit wird bei Adacor an der Emmastraße ein Beratungsraum eingerichtet, um Eltern und Erziehern dort Sprechzeiten anbieten zu können.

Das Miteinander reden gehört auch innerhalb der Firma zum Alltag. „In meiner Abteilung geht Kommunikation nicht ausschließlich über E-Mails. Das ist mir wichtig“, sagt Kiki Radicke.

Im digitalen Bereich ist noch viel Aufklärung nötig

Bevor Adacor einen Mitarbeiter für den Aufbau einer Marketing-Abteilung suchte, hatte Kiki Radicke eine Menge ausprobiert. Sie hatte Wein imporiert und 15 Jahre lang bei einem Film- und Fernsehausstatter gearbeitet, der u.a. für die Big-Brother-Häuser zuständig war.

Das war eine spannende Zeit, aber bei Adacor scheint Kiki Radicke angekommen zu sein und mit dem Projekt Medienmonster etwas extrem Wichtiges auf den Weg gebracht zu haben. „Obwohl ich hier noch lang nicht fertig bin“, sagt sie und lächelt. „Als IT-Arbeitgeber bekommen wir natürlich auch den aktuellen Fachkräftemangel zu spüren. Da ist das Recruting besonders wichtig. Wir sind ein sehr familienfreundliches Unternehmen, und deshalb ist die Fluktuation minimal. Aber alles, was gut ist, kann man noch besser machen.“

Spätestens in der vierten Klasse hätten die Kinder ein eigenes Smartphone, sonst seien sie ausgegrenzt. Aber man dürfe Wischkompetenz nicht mit Medienkompetenz verwechseln. „Es gibt im Digitalen soziale, moralische und kreative Bereiche. Hier ist noch viel Aufklärung nötig.“

Das noch junge Projekt hat schon für eine Menge Aufmerksamkeit gesorgt – und Anerkennung bekommen. Erst im Juni haben die NRZ und die sechs Preise für Ehrenamtler verliehen und damit das Engagement für die Bildung von Kindern gewürdigt. Der mit 2000 Euro dotierte zweite Preis ging an die Medienmonster.

Alle weiteren Infos zum Verein unter www.medienmonster.info