Essen-Kettwig. . Die „Kettwiger Klangspur“ auf neuen Wegen – diesmal war vor der Brücke Veranstaltungort. Wie Chöre und Orchester das Publikum begeisterten.

„Café Klangspur“ im Fachwerkhaus von St. Joseph am Samstag: Wolfgang Kläsener begrüßt die Gäste, belohnt mit Schokokeksen die jungen Künstler der Musikschule, die sich erstmals einem größeren Publikum vorstellen. Bei Kaffee und Kuchen gibt es Flötentöne, Piano. Und Kläsener ist erstaunt: „Oh. Eine Oboe – das ist schwer.“ Dann spitzt der Connaisseur die Ohren: „Bach. Johann Sebastian. Herrlich. Wir erleben hier erste Schritte. Wer weiß schon, welche Talente da raus kommen?“ Die gute Stube ist gefüllt, warmherziger Applaus.

Draußen trudeln so langsam die Akteure des Konzertes ein. So viele junge Menschen, gestriegelt, in feinstem Zwirn, aber auch mächtig nervös. Der Gospelchor mit einer allerletzten Probe. Spontan auf der Wiese. Kommt der neue Spielort an? Traut sich Kettwig über die Brücke? Ein Blick in die proppenvolle Kirche und Kläsener hat seine Antwort. Der Mann verspricht nicht weniger als „ein Feuerwerk Kettwiger Künstler“. Mutig. Aber er trifft es auf den Punkt.

Fetziger Jazz und klassische Operette

Das THG präsentiert sich gleich doppelt. Erst barocke Klänge in kleiner Besetzung, dann steigt das ganze Orchester ein. Dirigentin Lea Dietrich gibt alles am Pult, ihre Hände jagen durch die Luft, treiben die jungen Musiker zur Bestleistung. Fetziger Jazz, Filmmusik von Disney, sogar „Orpheus in der Unterwelt“. In einer Kirche? Passt, findet Kläsener: „Schon für Bach gehörten das Sakrale und das Weltliche zum menschlichen Leben.“

Leiter Oliver Wölbern (in lässiger Lederjacke) klatscht noch rasch seinen ganz schön aufgeregten THG-Unterstufenchor ab. Dann geht es rund mit…Elvis! Da wird das Jailhouse gerockt, der Brief kommt zurück zum Sender. Stark. Nun ist die Bühne frei für Johannes Hanl und seinen Gospelchor. Das schwingt, reißt mit. Krönender Abschluss gemeinsam mit dem Publikum der Spiritual „Joshua fit the battle of Jericho“. Trompetenschall stürzt Stadtmauern ein? Musik vermag so vieles.

Big Band der Tschernobyl-Kinder

Auch die achte Auflage der Kettwiger Klangspur trieb den Organisatoren Wolfgang Kläsener und Dierk Lamm so manche Schweißperle auf die Stirn. Doch es hat sich gelohnt. Was bleibt? „Die vielen jungen Musiker. Die Big Band der Tschernobyl-Kinder. Ihnen gehörten der erste und der letzte Ton der Klangspur. Open Air vor St. Peter. Großartig…“ Geht es 2018 weiter? „Natürlich!“