Essen-Kettwig. . Ab Herbst sind erweiterte Öffnungszeiten in der Stadtteilbibliothek Kettwig geplant. Zur 30-Jahr-Feier des Förderkreises gab’s Krimis und Musik.
Einst gehörte sie zu den gefährdeten Kultureinrichtungen des Stadtteils: die Bücherei am Kringsgat. Drei Jahrzehnte ist es her, dass sich ein Kreis von 19 literaturinteressierten Kettwigern in einem Förderkreis zusammentat, um eine Schließung der Bücherei zu verhindern. Seither geht es mit der Einrichtung stetig bergauf – so erfolgreich, dass es ab Herbst 2017 eine Ausweitung der Öffnungszeiten geben soll. Dies kündigte Klaus-Peter Böttger, Leiter der Zentralbibliothek, jetzt auf der 30-Jahr-Feier des Vereins an.
Die fand im Rathaus Kettwig statt – mit Musik und naturgemäß literarischen Vorträgen. Förderkreis-Vorsitzender Dierk Lamm und sein Team hatten einiges auf die Beine gestellt, um die Einrichtung und die Aktivitäten des Vereins ins rechte Licht zu rücken.
62 000 Euro an Spenden in 30 Jahren
Die Wände waren geschmückt mit Plakaten früherer Veranstaltungen: von Kammerkonzerten und Autorenlesungen über die Leseförderung bis zum Literarischen Quartett.
Es gab Sekt und Selters und ein kleiner Flohmarkt lud zum Stöbern ein – denn Spenden ermöglichen dem Verein regelmäßige Zuwendungen an die Stadtteilbibliothek. Bislang 62 000 Euro kamen immerhin in 30 Jahren zusammen. Büchereileiterin Petra Bandura erfüllt dafür Leserwünsche: Kinderbücher, Romane, Hörspiele und mehr.
Rap-Gesang und Fußball-Anekdoten
Zur Jubelfeier des Fördervereins hatten sich Kettwiger Musikschüler sowie das THG-Orchester und ein wortgewaltiger Chor der Albert-Einstein-Schule eingefunden. Letzterer begeisterte vor allem durch seinen Rap-Gesang, der für die Ohren der Besucher stellenweise zungenbrecherisch klang. Viel Applaus heimsten die THG-Schüler unter der Leitung von Lea Dietrich ein. Das Orchester gab Klassik, Filmmusiken und Jazz-Arrangements zum Besten.
Mit Worten trefflich umzugehen wissen derweil die drei geladenen Autoren. Jürgen Meyer, einst Sportredakteur bei der „Bild“-Zeitung, unterhielt das Publikum mit Anekdoten aus dem Fußball-Leben. Seine Figur Ede Maslowski konnte da so einiges berichten von Rahn & Co., deren und vor allem seinen Ballkünsten Nicht alles entspricht dabei so ganz der Wahrheit: „Da sind schon Fake News dabei“, witzelte Meyer und legte noch eine (fast) wahre Geschichte über eine fast verpasste Beerdigung drauf.
Währenddessen schildern die Ruhrgebietskrimis von H.P. Karr frech, ironisch und bitterböse das Leben im Pott. Dennoch kann sich der Zuhörer beim Krimi-Slam „In the Ghetto“ (inspiriert vom Elvis-Song) nicht erwehren, das eine oder andere Mal die Mörder aus der Zechensiedlung durchaus sympathisch zu finden. Schließlich wollen sie nur eins: Dass alles so bleibt, wie es ist.
Sympathisch ist auch Karo Rutkowsky, Privatdetektivin und Putzfrau, die Heldin der Autorin Gesine Schulz. Sie ermittelt in der vorgetragenen Mord-Geschichte unter anderem in Kettwig. Was allerdings nicht ganz ungefährlich ist. Erschienen ist die Story in dem Sammelband „Der Beuys von Borbeck“.
Zum Schluss gab es dann noch mal wunderbar vorgetragene Songs von Annie Lennox bis Johnny Cash – mit Frank Weise am Klavier und Carol Anne Wright aus Neuseeland am Mikro.