Essen-Heidhausen. . Umstritten war das Wohnbauprojekt Grüne Harfe in Essen-Heidhausen. Jetzt sind nur noch wenige Parzellen zu haben, die ersten Bewohner sind eingezogen.

Was wohl Heimatdichter August Hahn gesagt hätte zu diesem Gewusel auf den Heidhauser Höhenzügen? Der „Döres“ lobte unbescheiden auf Waddisch Platt: „Van ganz Wadden es Heiidhusen das schönste Stöck, on wä da wönnt, hät werklich Glöck!“

Ähnlich sehen es die Hochglanzbroschüren der Baufirmen, die den Stadtteil als „Ruheoase“ am Rande der Großstadt preisen: „Die ideale Kombination von unberührter Landschaft und beeindruckendem Großstadtflair.“ Alteingesessene dagegen finden die „Schuhkartons“ einfach nur hässlich und trauern ihrem „Acker“ nach. Nach Moderationsverfahren, zwei Bürgeranhörungen und etlichen erregten Diskussionen beschloss der Rat den Bebauungsplan „Variante 1A+“ mit einem 40-prozentigen Anteil an Grünfläche und etwa 100 Wohneinheiten mit 70 Einfamilienhäusern, sechs Doppelhäusern und fünf Stadtvillen.

Bewohner kommen aus Nürnberg und München

Einige Häuser sind bereits fertiggestellt, fast alle Grundstücke sind verkauft, nur wenige Parzellen noch zu haben. Schon sind die ersten Bewohner eingezogen. Sie kamen aus Düsseldorf, aus Nürnberg oder München. Ihre neue Heimat ist derzeit allerdings noch eine gigantische Baustelle.

Eine Kommission der Bezirksvertretung hatte für die sechs vom zentralen „Barkhover Feldweg“ abgehenden Stichstraßen die Namen bedeutender Werdener und Heidhauser Persönlichkeiten ausgewählt. Am der Sozialdemokratin gewidmeten Margarete-Rudoll-Weg leben seit Januar die „Pioniere“ des Baugebietes. Der lange Straßenname verlocke natürlich zu Schreibfehlern, aber das nehme man mit Humor. Kathrin Rosenich wird von der kleinen Marie und dem sieben Monate alten Carl in Trab gehalten: „Wir haben schwanger gebaut und sind mit einem Baby eingezogen.“ Die Nachbarn haben auch Nachwuchs. Wie das Leben organisieren? Gibt es Kitas, hat die Grundschule genügend Platz im offenen Ganztag?

Stadtteil boomt und zieht junge Familien an

Der Stadtteil boomt, zieht junge Familien an. Daraus resultierendes Problem: Kitaplätze sind fast nicht zu bekommen. Kathrin Rosenich muss die bald dreijährige Marie privat unterbringen und ist ernüchtert: „Die Stadt scheint da nicht helfen zu können. Der Start hier ist gerade mit Kindern schon sehr schwierig.“ In Düsseldorf gebe es eine mobile Kita: „Das wäre doch auch was für uns.“

Individuelles Wohnen statt Einheitsbrei

Das Bauamt achte sehr genau auf die Einhaltung der scharfen Auflagen: „Ich finde schön, dass hier individuelles Wohnen entsteht und nicht so ein Einheitsbrei. Da bin ich aus Düsseldorf ganz anderes gewöhnt.“ Zu Weihnachten werden deutlich mehr Neu-Heidhauser eingezogen sein, dann erst könne man daran gehen, eine richtige Nachbarschaft aufzubauen.