Essen-Kettwig. . Zum Welttag des Waldes geht es mit Förster Martin Langkamp durch Kettwiger Gefilde. Warum totes Holz liegen bleibt – und gesundes entnommen wird.
Der Essener Süden ist grüner als der Norden – das ist nicht nur eine subjektive Wahrnehmung. Als flächengrößter Stadtteil mit 15 km² besitzt Kettwig auch den Löwenanteil an Waldgebieten, nämlich gut 30 Prozent. „Gefolgt von Werden. Im Norden liegt der Anteil bei 16 Prozent, aber Tendenz steigend“, sagt Martin Langkamp vom Landesbetrieb Wald und Holz.
Der Diplom-Ingenieur ist im Forstbetriebsbezirk Ruhrtal als Förster für die in Privatbesitz befindlichen Wälder tätig. Neben Essen gehören dazu die Städte Duisburg und Mülheim. Zum Internationalen Tag des Waldes (21. März) sind wir mit ihm in Kettwiger Gefilden unterwegs.
„Fifty-Fifty ist die Quote“, also gut die Hälfte der Waldflächen in Essen sind in Privatbesitz, gibt Langkamp Auskunft, als wir am Schloss Landsberg vorbei den Hang erklimmen und dem Bach ein Stück folgen. „Gleich nebenan ist Fürstenberg-Besitz, der wird vom Forstbezirk Bergisches Land betreut“, klärt er auf. „Der Spaziergänger nimmt das natürlich als eine zusammenhängende Fläche wahr, so soll es auch sein.“
Zumal dieses Gebiet in den Neanderlandsteig eingebunden ist, der Wanderern seit Herbst 2014 rund 240 Kilometer Wege quer durch Felder, Wälder und entlang vieler Sehenswürdigkeiten zwischen dem Kreis Mettmann, Düsseldorf bis nach Leverkusen bietet.
Zunderschwamm erobert tote Buche
Buche, Fichte, Ahorn, Eiche – dieses Baumarten finden sich am Schloss Landsberg. Wobei am Boden nicht nur Laub liegt, sondern jede Menge Stämme kreuz und quer zu finden sind. Totes Holz, vermoost – eine ideale Grundlage, um Mikroben, Insekten und Pilzen eine Heimstatt zu geben. „Totholz gehört in jeden Wald“, sagt der 54-Jährige. Später werden wir an einer entkronten Buche vorbeikommen, die vom Zunderschwamm übersät ist. „Allmählich zersetzt der Pilz den Stamm. Dann muss ich schauen, wie er kippt. Ansonsten lasse ich der Natur ihren Lauf.“
Was bei den von Kyrill und Ela zerstörten Arealen nicht ganz so zutrifft. An einigen Stellen, wie etwa am Sommersberg oder Auf der Höhe wurden die betroffenen Stämme herausgeholt, einiges verkauft, „dann wurde gemulcht und in Abständen haben wir Buchen gepflanzt. Immer in Gruppen, dazwischen kommen ganz von selbst Birken und Brombeeren.“
Holz wird am Wegesrand gelagert
Welcher Sturm war schlimmer? „Ela“, sagt Langkamp. Da sei der Boden durch Regenfälle zusätzlich noch aufgeweicht gewesen. Die Windhose, die eine Schneise quer durch NRW zog, habe Essen „eine richtige Klatsche“ verpasst. Mehrere Jahrzehnte werde es brauchen, bis die Wälder wieder dichte Baumbestände aufweisen. Wobei – zu dicht darf es auch nicht werden.
„Oft fragen mich bei Waldführungen Kinder, warum wir gesunde Bäume rausnehmen. Dann lasse ich sie alle eng zusammenstehen – und sie sollen die Arme heben, um zu wachsen. Das funktioniert nicht. So ist es auch bei den Bäumen.“ Dort, wo Bäume sich nicht richtig entfalten könnten, werde eingegriffen, erklärt Langkamp. Das Holz am Wegesrand gelagert – zum Verkauf. Denn so ein Wald soll dem Besitzer auch einen Ertrag bringen. „Die Sägewerke holen es sich bei Bedarf ab, wenn zum Beispiel eine Bestellung Möbel eingetroffen ist.“
Die vielfältige Tierwelt in den Wäldern
In den Kettwiger Wäldern leben jede Menge Rehe(die gern zarte Baumsprossen anknabbern), Füchse, Marder, Fasane, Hasen, Kaninchen sowie Bussarde, Milane, Uhus, Sperber. Nachwuchs haben die Tiere gerade nicht. Aber die Wildschweine, weiß der Förster zu berichten. Doch die gibt es in Essen nicht.