Essen-Kettwig. . Jetzt wird auf dem Gelände Mintarder Weg nach Tetrachlorethen gebohrt. Offen ist, ob die Kita betroffen ist. Welche Betriebe den Stoff nutzten.
Auf dem Gelände des Standorts Mintarder Weg der Schule an der Ruhr bohrt seit Freitagmorgen ein Fachunternehmen an 14 Stellen rings um das Schulgebäude. Aus drei Metern Tiefe werden Bodenproben entnommen. Die Stadt wird außerdem Grundwasserproben entnehmen. Geprüft wird, ob sich dort der Stoff Tetrachlorethen befindet.
Dieser wird als krebserregend eingestuft und erhöhte Werte wurden bei Messungen in der Schule festgestellt. Die Stadt hat umgehend reagiert, seit Montag ist die Schule geschlossen, der Unterricht findet an der Gustavstraße und in den Räumen der Albert-Einstein-Realschule statt.
Bürgerversammlung im Rathaus Kettwig
Stadt und Schule sowie Experten aus dem Gesundheitsamt und ein Toxikologe informierten am Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung im Rathaus Kettwig über die bisherigen Messergebnisse und das weitere Vorgehen der Stadt. Aus den Reihen der Eltern wurde zwar der offene Umgang mit dem Thema begrüßt, die Besorgnis um die Gesundheit der Kinder wurde aber ebenso offenbar.
„Müssen wir die Kinder untersuchen lassen?“, war eine der vielen Fragen. Prof. Dr. Ulrich Ewers, Toxikologe, erläuterte, dass Tetrachlorethen nicht verarbeitet, sondern ausgeatmet wird. Eine Blutuntersuchung sei nicht notwendig, aber natürlich jedem freigestellt.
Untersucungen in der nahen Kita
Ob auch die städtische Kindertagesstätte Mintarder Weg betroffen ist, wird sich erst Mitte nächster Woche herausstellen. Dann liegen die Ergebnisse der dortigen Raumluftmessungen vor. Zur Zeit besuchen 60 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren die Einrichtung, die 2014 ihren Betrieb in dem Neubau aufgenommen hat.
„Alle sind noch da, kein Kind wurde vorsorglich aus dem Kindergarten genommen“, berichtet Leiterin Sabine Ruße. Sie bekomme vielmehr großen Rückhalt seitens der Eltern: „Von Anfang an hat die Immobilienwirtschaft uns über die Maßnahmen informiert und wir haben die Eltern darauf vorbereitet.“
Reinigung und Metallverarbeitung
Inzwischen geht die Suche nach der Schadstoffursache weiter. Eine Begehung der Kriechgänge unterhalb der Schule habe keine Auffälligkeiten ergeben, teilte Wolfgang Wolter-Griegel von der Immobilienwirtschaft mit. Nicht alle Gänge habe man erkunden können, weshalb nun gebohrt werde. Bekannt ist, dass in Schulnähe eine Reinigung existiert hat, ebenso war dort ein metallverarbeitender Betrieb ansässig. In beiden Branchen sowie in der Papierindustrie wird Tetrachlorethen als Entfettungsmittel eingesetzt.
Die Schule, so weiß Günter Voss von den Museumsfreunden Kettwig, wurde 1930 als Doppelschule (evangelisch/katholisch) errichtet: „Davor stand auch schon eine Schule auf dem Grundstück.“
Eine ebenso lange Tradition hat die bekannte Wäscherei Christian Quadflieg. Sie kam 1938 nach Vor der Brücke. Integriert waren Färberei und chemische Reinigung. Das geht aus Zeitungsartikeln der 1950er-Jahre hervor, die Voss gesammelt hat. „Wann der Betrieb eingestellt wurde, weiß ich nicht.“
Die Firma Erso Indulux schloss im Herbst 2015 ihre Pforten. Das Traditionsunternehmen siedelte sich 1956 neben der Grundschule an. Das Kerngeschäft umfasste die Fertigung von Industrie-Leuchten und Steckvorrichtungen. „Außerdem gab es noch ein papierverarbeitendes Unternehmen, auch diesen Hinweisen gehen wir nach“, so Pressesprecherin Silke Lenz.
Turnhalle für den Schulsport gesperrt
Die Turnhalle an der Schule an der Ruhr ist für den Schulsport im Übrigen bereits gesperrt. Die Sportvereine wurden am Freitag über die vorläufigen Ergebnisse informiert. Die Vereine können entscheiden, ob sie den Vereinssport in der Halle ruhen lassen. Das gelte auch für anstehende Veranstaltungen, teilt die Stadt mit.