Essen-Werden. . Beim Werdener Bestatter stehen die Türen offen. Das Unternehmen geht noch einen Schritt weiter: Es wird Theater gespielt. Was es damit auf sich hat.

„Hausmarke“ feiert bei Bestattungen Schäfer & Sohn die Premiere des neuen Stücks „Deadline – Spiel mir ein Stück vom Tod“. Die Eigenproduktion der freien Theatergruppe beschäftigt sich mit den Tabuthemen Tod, Sterben, Beerdigung und lädt zu einer Annäherung ein: Nicht schwer und düster, sondern bunt und lebendig.

Schäfer & Sohn ist noch einer dieser Familienbetriebe mit langer Tradition: 1889 in Werden gegründet, nun schon in fünfter Generation. Geschäftsführer Andreas Schäfer ließ sich auf das ungewöhnliche Theater-Experiment ein. Er weist auf den hellen Raum an der Velberter Straße: „Wir möchten die Hemmschwellen abbauen, haben ganz bewusst keine Gardinen in unseren großen Schaufenstern. Alles ist offen, die Menschen sollen möglichst zwanglos eintreten.“

Broschüre informiert über Bestattungsvorsorge

Das Unternehmen bietet kostenfreie Beratungsgespräche an. Die Auszubildende zur Bestattungsfachkraft, Clara Heinrichs, hat eine Broschüre entwickelt, die viele Fragen zur Bestattungsvorsorge beantwortet. Im Februar ist Gesellenprüfung, Andreas Schäfer stolz: „Das schafft sie. Davon sind wir überzeugt.“ Das Werdener Unternehmen ist eines der ganz wenigen in Essen, die noch ausbilden. Auch Nicole Remfort reifte hier zur Bestattungsfachkraft.

Mit dem Stück „Deadline“ gastiert die Theatergruppe Hausmarke in verschiedenen Bestattungsinstituten – Premiere ist in Essen-Werden.
Mit dem Stück „Deadline“ gastiert die Theatergruppe Hausmarke in verschiedenen Bestattungsinstituten – Premiere ist in Essen-Werden. © Ingo Steiner

Clara Henrichs ist in Unna Mitglied der Theatergruppe „Narrenschiff“, stellte den Kontakt zu „Hausmarke“ her. Das 2008 gegründete freie Theaterensemble ist bekannt für seine außergewöhnlichen Spielorte. Das können Treppenhäuser von Rathäusern und Ministerien oder auch Supermärkte sein. Nun also Bestattungsinstitute. Die ungewöhnliche Spielstätte: Eine gar nicht finstere Ausstellung von Särgen, Urnen, Kissen, dem sprichwörtlichen „Letzten Hemd“.

Seit zehn Jahren nutzt das am Klemensborn ansässige Unternehmen Schäfer & Sohn die Räume an der Velberter Straße, die das Textilgeschäft Strötgen und die Kunstgalerie Riccarda Fox beheimateten. Schäfer schmunzelt: „Da haben die Räume einiges erlebt. Wir sind ausverkauft, 35 Zuschauer werden jeweils kommen, dazu noch die Schauspieler. Das wird schon passen. Ich bin mal gespannt. Die Zuschauer gehen hoffentlich zufrieden heim: Das Theaterstück gut, die Thematik wieder ins Gespräch gebracht. Das ist unser Ansinnen. Ansonsten halten wir uns im Hintergrund.“

Ausnahmesituation für Angehörige

Die Beschäftigung mit dem Sterben gehört für die Schäfers dazu: „Tod und Sterben ist ein Stück weit Alltag für uns. Für die Angehörigen dagegen eine Ausnahmesituation, die sie vielleicht drei-, viermal erleben. Die Familien haben sich verändert, viele leben im Land verstreut. Man sieht sich eventuell nur zwei-, dreimal im Jahr. Ausgerechnet unterm Tannenbaum möchte man dann nicht gerade über das Sterben sprechen.“ So bleibt vieles ungesagt, im Trauerfall stehen die Hinterbliebenen mit großen Fragezeichen da und bei Schäfer & Sohn vor der Tür. Vieles muss ad hoc entschieden werden. Was wollte der liebe Verstorbene? „Das fängt schon mit der prinzipiellen Frage an: Feuer- oder Erdbestattung? Wir führen unsere Kunden gerne durch diese Zeit.“

Doch Andreas Schäfer möchte auch eine professionelle Grenze ziehen: „Wir können nur beraten, geben für den Moment Halt. Aber wir sind keine Seelsorger.“

>> Weitere Aufführungen

Das Stück „Deadline – Spiel mir ein Stück vom Tod“ feiert am 13. Januar um 19.30 Uhr bei Bestattungen Schäfer & Sohn, Velberter Straße 66, Premiere. Eine weitere Aufführung gibt es am 14. Januar. Beide sind allerdings ausverkauft. Das Ensemble ist ferner am 20. und 21. Januar um 19.30 Uhr im Bestattungshaus Liesen, Buschstraße 22, 47166 Duisburg, am 24. und 25. Februar um 19.30 Uhr im Bestattungshaus Weller, Josef-Baumann-Straße 4-6, 44805 Bochum-Gerthe sowie am 9./10. März um 20 Uhr im Kolumbarium, An St. Pius 2 (WAT) zu Gast. Karten kosten zehn bzw. ermäßigt acht Euro. Reservierung auf www.theaterhausmarke.de.